Warum der schwere August-Sturm auch etwas Gutes hatte

16.10.2017, 13:00 Uhr
Warum der schwere August-Sturm auch etwas Gutes hatte

© Petra Fiedler

"Nicht jeder Waldbesitzer hat schon einen Wald aufgeforstet", ging es BBV-Ortsobmann Johannes Strobl durch den Kopf. Der Cadolzburger Landwirt kennt die Schäden vor Ort und hat sich die Frage gestellt, wie es nach dem großen Sturm weitergehen soll. Das heftige Unwetter hatte am 18. August vor allem im Westen der Stadt und des Landkreises Fürth schwere Verwüstungen verursacht. Zusammen mit Raymund Filmer, Revierförster vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürth, machte er den betroffenen Waldbesitzern daher das Angebot, zu "zeigen, wie Wiederaufforstung geht, und zu klären, welche Bäume eine Zukunft haben".

40 Waldbesitzer sind der Einladung der BBV-Ortsverbände Cadolzburg und Seukendorf gefolgt. Raymund Filmer mahnte zur Vorsicht bei den Aufräumarbeiten. Fotos mit verkeilten und unter Spannung stehenden Stämmen kommentierte er kurz und eindringlich: "Lassen Sie die Finger davon! Da muss der Harvester ran." Apropos Aufräumarbeiten: Nicht nur im Wald ist man in und um Fürth damit immer noch beschäftigt.

Durch Windwurf geschädigte oder gar zerstörte Wälder sind für die Eigentümer mit massiven finanziellen Einbußen verbunden. Dennoch bieten die freien Flächen auch Chancen, meint Förster Filmer und macht den Waldbesitzern Mut: "Hier können wir die Chance zum Umbau in klimatolerante Mischwälder nutzen."

Der Fichte wird es zu warm

Denn der mit dem Klimawandel einhergehende Temperaturanstieg macht es nötig, dass Wälder in Zukunft etwas anders aussehen als bisher. Der Fichte werde es zu warm. Die Kiefer sei nur noch bedingt geeignet. Vor allem Buche und Eiche, durchsetzt mit einigen Tannen, Douglasien oder Edellaubhölzern wie Ahorn oder Kirsche, könnten mit höheren Durchschnittstemperaturen zurechtkommen. Das sollten Waldbesitzer bei der Wiederaufforstung berücksichtigen.

Die Zeit drängt. Die Zukunft in den Wäldern des Landkreises könnte mit einer Pflanzung im kommenden Frühjahr oder Herbst beginnen. Bis dahin haben Waldbesitzer und Forstverwaltung allerdings noch bürokratische Hürden zu nehmen.

Anträge auf Förderung können ausgefüllt werden, wissen muss man jedoch: "Wer sie in Anspruch nimmt, muss die Flächen pflegen, sie vielleicht umzäunen, die Altbestände auflichten", sagt Filmer.

Probleme in lichten Wäldern

Er ist eigentlich Freund der Naturverjüngung. In den lichten Wäldern aber würde sie nur schlecht funktionieren. "Die Brombeere wächst hier stark und überwuchert die jungen Bäumchen", warnt er. Außerdem würden vor allem Baumarten, die gerne vom Wild verbissen werden, schon im Anfangsstadium weggefressen.

In der Pflicht ist auch der Waldbesitzer, der keine Fördermittel beantragt. Nach dem Bayerischen Waldgesetz müssen die Flächen sachgemäß bewirtschaftet werden, was auch den Bestand standortheimischer Bäume beinhaltet. Und auch hier muss nach drei Jahren die Wiederaufforstung stattfinden, nach fünf Jahren hat die Ergänzung der Bestände zu erfolgen.

Warum warten? Jetzt ist die Fläche sauber

Filmer ist gegen das passive Abwarten. Jetzt sei die Fläche sauber, bald sollten die Setzlinge in den Boden. Deshalb wird das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten einen Pflanzkurs abhalten. Der Termin steht schon fest: 22. November.

Johannes Strobl weiß, dass nicht jeder bereits in diesem Herbst mit der Wiederaufforstung beginnen will oder kann. "Aber der Eigentümer kann sich Gedanken darüber machen, wie es denn weitergehen soll mit seinem Wald." Das sei ja schließlich eine über Generationen greifende Aufgabe.

"Im Höchstfall 6000 Euro können zugeteilt werden", erfahren die Waldbesitzer von Raymund Filmer. Mit welcher Summe der einzelne rechnen kann, hängt vom tatsächlichen Schaden ab.

Johannes Strobl hofft angesichts der stellenweise wild durcheinander gewirbelten Baumstämme auf diese notwendige Entlastung. Denn wer der eigenen Sicherheit zuliebe den Harvester einsetzt, trage nicht nur die Verluste seines zerstörten Waldes, sondern auch die Kosten für das schwere Gerät.

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