Froschdrama am Karpfenteich

25.6.2014, 06:00 Uhr
Froschdrama am Karpfenteich

© Reiner Bernhardt

Die Stockenten haben die Zeit ihrer Paarung hinter sich. Aufregend ist diese Phase, weil es meist doppelt so viele Erpel wie Enten gibt. Entsprechend ambitioniert fällt dann die Suche nach einer Partnerin aus. Doch sobald seine Ente das Nest gebaut und ihre Eier gelegt hat, verlässt er sie.

Die Ente muss beim Brüten auf ihre Tarnung vertrauen, um den vielen Feinden in der Luft, auf dem Land und im Wasser zu entgehen. Da ihr das nicht immer gelingt, ist das weibliche Geschlecht in der Stockentenpopulation unterrepräsentiert. Das geschlechtliche Verhältnis der schlüpfenden Jungenten ist stets einigermaßen ausgewogen, ändert also nichts an der Situation.

Kurz vor der Morgendämmerung legen die Teichfrösche noch einmal richtig zu. Mit ihren großen Schallblasen schreien sie ihre Liebeslust in die noch stille Natur. Hier und da strampelt ein Weibchen unter der Last ihres Liebhabers auf der Suche nach einem stützenden Stengel oder versucht sich, an den Rand des Teiches zu retten. Kleine gelbe Federknäule sausen über die Wasseroberfläche, hopsen in die Luft, um ein fliegendes Insekt zu erwischen und picken auf der Oberfläche alles, was fressbar scheint. Zehn oder elf der quicklebendigen Entenküken bringen Leben in den stillen Teich. Weit hinter ihnen, in aller Ruhe, navigiert die Stockentenmutter durch das offene Schilf. Offensichtlich traut sie dem Frieden zu dieser frühen Stunde und gönnt sich eine Pause am Teichrand.

Plötzlich ändert sich die Situation: Blitzschnell fährt sie mit ihrem Schnabel in eine Ansammlung von Wasserpflanzen. Ein dicht aneinander geschmiegtes Froschpaar wird jetzt gehalten von einem Enten-Breitschnabel. Die Frösche rutschen wegen der Brunstschwielen der Männchen nicht voneinander ab.

Ein Vorteil für die Ente, so hat sie die Frösche quasi im Doppelpack. Zappelnd aber lösen sich die beiden voneinander und das kleinere, dunkle Männchen plumpst in den heimatlichem Teich zurück. Mit allerlei Verrenkungen gelingt es ihm, dem Entenschnabel zu entkommen und mit einem weiten Satz im Wasser abzutauchen.

Das Weibchen aber sitzt noch am Wasserrand. Mit einer schnellen Bewegung des Entenschnabels geht es mit ihr wieder in die Luft. Wie ein Reiher versucht nun die anscheinend in diesen Angelegenheiten noch unerfahrene Entenmutter, den größeren Frosch schnabelgerecht zurechtzulegen. Diese Chance nutzt die Froschdame, um seitlich auszubrechen und ebenfalls mit einem riesigen Satz und einem leisen Platsch ihr Leben in Sicherheit zu bringen. Also doch ein Happy End, aber ganz sicher nicht ohne Blessuren. denn so ein Stockentenschnabel hat harte Kanten und Hornzähne.

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