Furcht vor weiterem Aderlass im Zentrum

16.6.2010, 00:00 Uhr
Furcht vor weiterem Aderlass im Zentrum

© Horst Linke

Um der Innenstadt nicht noch mehr Aderlass zuzumuten, bemüht sich die Stadt nach Kräften um einen zugkräftigen Nachmieter für das im Herbst frei werdende Marktkauf-Gebäude. „Ein längerer Leerstand wäre verheerend“, sagt Wirtschaftsreferent Horst Müller.

Denn zu prominent gelegen ist das SB-Warenhaus an der Gabelsbergerstraße, zu groß die Fläche auf den zwei Geschossen mit insgesamt 7500 Quadratmetern. Wie berichtet, werden sie schon in drei Monaten geräumt, am 25. September ist nach Auskunft des Fürther Marktkauf-Betriebsratsvorsitzenden Gzim Islami letzter Verkaufstag. Vage Hoffnungen, die Schließung doch noch abzuwenden, haben sich offenbar inzwischen zerschlagen.

Der Edeka-Konzern, zu dem die Marktkauf-Kette gehört, war mit dem Vermieter, dem britisch-niederländischen Immobilienfonds Treveria, nicht über neue Mietkonditionen und eine Reduzierung der Verkaufsfläche einig geworden. Einige der 102 Beschäftigten sind bereits in anderen Edeka-Betrieben untergekommen, viele hoffen, dass sich ein Interessent aus der Einzelhandelsbranche für die Fürther City-Randlage erwärmen kann. Möglicherweise hätten sie bei ihm Aussicht auf einen neuen Job.

Soll wieder ein so genanntes SB-Warenhaus mit Lebensmittel-Vollsortiment nach Marktkauf-Muster einziehen, kommen nach FN–Informationen realistischerweise nur Filialen der Konkurrenten „Globus“ oder „Kaufland“ in Frage. Namen will der städtische Wirtschaftsreferent zwar nicht nennen, Stadt und Treveria stünden aber mit allen potenziellen Interessenten in regem Kontakt.

Horst Müller verhehlt nicht, dass ihm ein „1:1-Ersatz“ für Marktkauf am liebsten wäre; doch selbst mit einem reinen Lebensmittel-Vollsortimenter, wie einem Edeka- oder Rewe-Center, könnte er gut leben. Denn nach dem Aus für den „real“-Markt im City-Center und nun für Marktkauf gibt es kein derartiges Angebot mehr im Zentrum der Kleeblattstadt. Einen weiteren Discounter indes hofft Müller an dieser Stelle verhindern zu können. „Davon haben wir schon genug.“

Schuhe auf der Wunschliste

Die Variante mit dem reinen Lebensmittelhandel allerdings hätte den Nachteil, dass ein entsprechender Betrieb nur rund die Hälfte der 7500 Quadratmeter benötigt. Für den Rest müsste eine andere Nutzung gefunden werden. Ein großes Schuhgeschäft etwa steht auf Müllers Wunschliste; in diesem Segment nämlich ist Fürth unterversorgt wie kaum eine andere deutsche Großstadt.

Doch auch um die Zukunft der weiteren Mieter im Haus, die bei der Betrachtung gern übersehen werden, geht es. 2500 Quadratmeter werden von elf anderen Geschäften belegt, vom Schreibwarenladen über die Metzgerei und den Schlüsseldienst bis hin zum Friseursalon und zum China-Restaurant. Auch Müller ist sich der Sorgen der Betroffenen bewusst und will deshalb bald ein Gespräch zwischen ihnen, Stadt und Vermieter arrangieren. „Das ist wichtig für die Leute, damit sie wissen, wie es weitergeht.“

So sehr Skepsis angebracht ist, wenn internationale Immobilienfonds als Vermieter ins Spiel kommen, so positiv sind Müllers bisherige Erkenntnisse im Fall von Treveria. Er habe einen „guten Eindruck“, sagte Müller auf FN-Anfrage, und glaube daran, dass die Gesellschaft in die Immobilie investieren wird — um sie, ganz im Sinne der Stadt, als Einzelhandelsstandort zu erhalten.

Positives Zeichen: Treveria will den Komplex samt dem geräumigen Parkhaus von einem externen Fachmann unter die Lupe nehmen lassen. Dessen Konzepte für die künftige Belegung und für einen offenbar dringend nötigen Umbau hofft man bis Ende Juli auf dem Tisch zu haben.