Fürth bietet Senioren Gutscheine für Verzicht auf Führerschein

23.1.2016, 11:00 Uhr
Fürth bietet Senioren Gutscheine für Verzicht auf Führerschein

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Jeder Gutschein lässt sich gegen eine Mobi-Card im Wert von 55,30 Euro eintauschen. Gültig ist diese dann einen Monat lang in allen Bussen und in der U-Bahn in Fürth, nicht aber jenseits der Stadtgrenze. Wie infra-Geschäftsführer Hans Partheimüller bei einem Pressetermin sagte, verfolgt sein Unternehmen mit dem Angebot zwei Ziele: Zum einen wolle man langjährigen Autofahrern „den schweren Schritt erleichtern“, indem man ihnen hilft, ihre Mobilität dank Öffentlichem Personennahverkehr beizubehalten. Zum anderen hoffe man auch, über die kostenlose Schnupperphase neue Kunden zu gewinnen.

Für die Mobi-Card mit Ausschlusszeit habe man sich entschieden, sagte Partheimüller, weil sich Senioren ihre Zeit in aller Regel freier einteilen können als Berufstätige und weil betagte Ehepaare das übertragbare Ticket sowohl abwechselnd als auch gemeinsam nutzen können — nach Wunsch in Begleitung von bis zu vier Kindern oder Jugendlichen, vielleicht den eigenen Enkeln. Das Ticket gilt an den Wochenenden übrigens rund um die Uhr und unter der Woche ab 9 Uhr morgens.

„Also wenn ich 80 wär’, ich würd’s machen“, meinte der infra-Chef. Teilnehmen können Senioren sowie Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, die ihren Wohnsitz in Fürth haben. Angeregt hatte das Projekt „Fahrschein für Führerschein“ der Seniorenrat der Stadt Fürth. Vorbilder finden sich bundesweit in diversen anderen Städten und Landkreisen, in der Region gibt es vergleichbare Angebote in Ansbach und Schwabach.

Fürths Rechts- und Ordnungsreferent Christoph Maier stellte bei dem Pressegespräch klar, dass Autofahrer, die die Gutscheine in Anspruch nehmen möchten, ihren Führerschein unwiderruflich abgeben müssen. Das heißt: Sie müssen ins Straßenverkehrsamt (Schwabacher Straße 170) kommen und ihren freiwilligen Verzicht erklären.

Maier räumte zwar ein, dass Unfallstatistiken zufolge nicht alte Leute, sondern junge Hitzköpfe am Steuer als Sorgenkinder gelten. Doch beobachte man im Rathaus auch „seit Jahren eine Zunahme altersbedingten Fehlverhaltens im Straßenverkehr“. Musste die Stadt 2012 zwei älteren Menschen den Führerschein abnehmen, so steigerte sich diese Zahl stetig bis auf zwölf im Jahr 2015.

Fachärztliches Gutachten

Wenn die Generation 70plus Unfälle verursacht, dann laut Maier oft, weil das Augenlicht nicht mehr mitmacht, ein steifer Nacken das Drehen des Kopfes erschwert und/oder das Reaktionsvermögen deutlich nachlässt. Fällt ein älterer Fahrer der Polizei auf, weil er besonders vorsichtig unterwegs ist oder Schwierigkeiten beim Ein- und Ausparken hat, muss er unter Umständen ein fachärztliches Gutachten über seine Fahrfähigkeit vorlegen. Fällt dies zu seinen Ungunsten aus, kann der Betroffene seine Fahrerlaubnis bei der Führerscheinstelle abgeben. Tut er das nicht, droht ein Verfahren auf Entzug der Fahrerlaubnis. Im Jahr 2015 hat die Stadt laut Maier 28 solche Verfahren eingeleitet, wobei es in den besagten zwölf Fällen bis zum bitteren Ende kam: dem Entzug von Amts wegen.

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