Fürth: Das große Aufräumen nach Egon

18.1.2017, 11:00 Uhr
Fürth: Das große Aufräumen nach Egon

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Obwohl an vielen Stellen entwurzelte Bäume noch Gefahren bergen, herrscht in den heimischen Forstämtern keine Alarmstimmung. „Der Kelch ist noch einmal an uns vorübergegangen“, sagt Peter Pröbstle. Als Leiter des Forstbereichs am Fürther Landwirtschaftsamt führt er Regie über die staatlichen Waldgebiete im Fürther Raum.

Anders als bei Orkanen wie Wiebke 1990, Kyrill 2007 oder Emma 2008 hat das Sturmtief Egon vergangene Woche jedoch keine ganzen Schneisen der Verwüstung in die Wälder geschlagen. Pröbstle: „Es blieb bei Einzelwürfen. Pro Hektar wurde im Durchschnitt ein Baum entwurzelt.“ Zu den Schadensschwerpunkten gehören Gebiete bei Wachendorf und der Egersdorfer Waldsiedlung.

Ganze Arbeit

Ganze Arbeit leisteten Mitarbeiter des Fürther Grünflächenamts und des Forstamts am vergangenen Freitag, als sie einen Baumriesen bergen mussten, der auf das Dach des Burgfarrnbacher Felsenkellers gestürzt war. Zuerst wurde die Krone zur Entlastung abgesägt, dann der Stamm mit einer Seilwinde vom Dach gehievt. „Außer ein paar zerbrochenen Ziegeln und verbogenem Blech gab es keine weiteren Schäden“, berichtet Stadtförster Martin Straußberger vom erfolgreichen Einsatz.

Den Schaden am Stadtwald schätzt der Fachmann auf etwa 100 Festmeter Holz. Das entspreche ungefähr 100 Bäumen. Vier Lastzüge seien zum Abtransport dieser Menge an Windbruchholz nötig. Zum Vergleich: Jährlich „erntet“ die Stadtförsterei etwa 3000 Festmeter Holz. Durch permanentes Aufforsten wird garantiert, dass der Wald darunter nicht leidet. Hauptsächlich Fichten und Kiefern hat Egon nach Straußbergers Worten geknickt. Neben ganzen Bäumen wurden aber auch massenhaft Äste abgebrochen, die Rodelbahnen mit Tannenreisig übersät. Straußberger: „Mit dem Frontlader haben wir die wichtigsten Waldwege gleich wieder freigeräumt.“ Vorsicht sei bei Waldspaziergängen jedoch immer noch geboten, mahnt Straußbergers Kollege Pröbstle. Denn abgebrochene Äste können herunterfallen, geschädigte Bäume umstürzen.

Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachten die Förster den Schaden durch Egon gelassen. Denn anders als der Sturm Niklas am 30. März 2015 hat Egon nicht am Ende der winterlichen Durchforstungsarbeiten noch einmal für massig Kleinholz gesorgt, sondern zu einer Zeit, da die zusätzliche Holzmenge vom Markt noch ohne Preissturz aufgenommen werden kann. Das meiste Bruchholz wird nach Pröbstles Einschätzung wohl ohnehin zu Brennholz für den Eigenbedarf verarbeitet.

Dürre oder Nässe?

Weshalb der relativ moderate Sturm überhaupt gesunde Waldbäume umwerfen konnte, darüber gehen die Meinungen der Forstleute auseinander. Während Pröbstle dem durch Trockenperioden ausgezehrten Boden mangelnden Halt attestiert, ist für Straußberger an manchen Stellen Staunässe dafür verantwortlich, dass die Wurzeln nicht genug Stabilität bieten können.

Das Freischneiden von Wanderwegen ist derzeit auch im Cadolzburger Staatsforstrevier an der Tagesordnung. Nach Einschätzung von Revierleiter Robert Abel hat der Sturm auch hier etwa 100 Bäume umgeknickt. Eine Menge, die noch keinen Anlass zur Beunruhigung gibt. Sein Kollege Pröbstle sorgt sich schon eher um die vom Sturm gebeutelten Kiefernkronen. Sie hätten schon durch die vergangenen Trockenperioden stark gelitten und nun noch einmal viele Nadeln und Knospen eingebüßt. Pröbstle: „Damit die lebensnotwendige Photosynthese nicht einbricht, müssen die Bäume jetzt viele neue Triebe ausbilden.“

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