Fürth: Der Bus-Frust zehrt an den Nerven

24.8.2016, 06:00 Uhr
Fürth: Der Bus-Frust zehrt an den Nerven

© Foto: Berny Meyer

"Hasd an Dermin, des lerns’d in den Jahren, mussd immer 1-2 Busse eher fahren. Sie is hald a Verdrusslinie, die 1-7-2-, die Buslinie. An wos des lichd? Es waß ka Schwein, es konn ja der Verkehr ned sein."

So reimt im schönsten Dialekt FN-Leserin Lore Heidner – denn für sie ist das Maß voll. "Frustbeitrag in Fränggisch" hat die 79-Jährige ihr einige Strophen mehr umfassendes Werk getauft.

Das ganze Fürther Netz ist befallen

"Es vergeht kein Tag, an dem der Bus entweder gar nicht kommt oder viel zu spät. An den Haltestellen stehen dann die schimpfenden Fahrgäste, die teilweise kein gutes Haar an dieser Linie lassen", hat die Seniorin beobachtet. Sie ist des Öfteren auf den 172er angewiesen, der im Grunde sehr günstig verkehrt, nur wenige Minuten entfernt von ihrer Wohnung. Im Grunde.

Klaus Dieregsweiler sind Beschwerden wie die von Lore Heidner wohl vertraut, auch wenn die wenigsten in Reimform daherkommen. Und der Chef des zuständigen infra-Verkehrsbetriebs versucht sich gar nicht erst an Ausflüchten. Im Gegenteil: Nicht nur die Linie 172 kranke an Verspätungen, das ganze Fürther Netz sei befallen, gibt Dieregsweiler freimütig zu.

In seiner monatlichen Statistik gibt es deshalb sehr viele rote Zahlen – und rot bedeutet: nicht pünktlich. Ursachen seien stetig wachsende Verkehrsströme, die vor allem in den Stoßzeiten zu Staus führen, immer mehr Baustellen und Tempo-30-Zonen, die auch Busse bremsen.

So sehr Dieregsweiler all dies quält, so sehr ist ihm, dass es Nerven, Attraktivität und letztlich im Zweifelsfall Kunden kostet – er weiß auch, wie das Problem weitgehend zu beseitigen wäre: Das Stichwort heißt Busbeschleunigung. Die Voraussetzungen dafür muss freilich die Stadt schaffen: Tempo-30-Zonen etwa, in denen auf den Busstrecken dennoch nicht rechts vor links gilt, Busspuren oder -schleusen, auf denen dem ÖPNV keine Autos in die Quere kommen; vor allem aber Infrarot-Sensoren, mit deren Hilfe Ampeln auf Grün geschaltet werden, wenn der Bus naht.

In Nürnberg und Erlangen ist dergleichen längst gang und gäbe, allmählich nimmt nun auch Fürth Fahrt auf – "Gott sei Dank", wie der leidgeplagte Klaus Dieregsweiler seufzt. Im Juni hat der kommunale Bauausschuss schon den Weg für den entsprechenden Umbau der Rathauskreuzung und der Abzweigung von der Ludwigbrücke geebnet, auch Vorrangschaltungen an Ampeln sollen Bussen hier die Bahn frei machen. Es ist ein zarter Beginn, mehr soll folgen. Maßgeblichen Anteil daran wird Martin Böttcher haben, der seit Oktober als Spezialist für die 118 Fürther Lichtsignalanlagen die städtische Verkehrsplanung verstärkt. Eifrig tüftelt er bereits an Vorrangschaltungen für die Kapellenstraße und die großen Ausfallstraßen aus dem Zentrum. Sie sollen vor allem der Feuerwehr zugute kommen, wenn sie voraussichtlich Mitte 2019 in ihre neue Zentrale am Schießanger umzieht; aber auch Busse werden davon profitieren, sagt Böttcher.

Binnen der nächsten zehn Jahre soll sich so flächendeckend die Lage für den Nahverkehr in Fürth entspannen. Zudem wird der Stadtrat im nächsten Jahr einen sogenannten Nahverkehrsplan verabschieden – ein Rahmenkonzept, das aufzeigt, wie sich der ÖPNV in den nächsten Jahren entwickeln soll. Viele große Kommunen setzen es als wirksames Steuerungsinstrument ein.

Wann und wie sehr das Lore Heidners "Verdrusslinie" 172 nutzen wird – es steht in den Sternen. Doch die überzeugte Fürtherin lässt die Hoffnung nicht fahren und setzt auf ihre ganz eigene Strategie: "Da kann man froh sein, wenn man seinen Humor noch hat."

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