Das Konstrukt RB Leipzig: In Fürth unmöglich?

8.12.2014, 11:48 Uhr
Der Fanbeauftragte Nicolas Heckel sagte: "Wenn ein Investor sein finanzielles Engagement an Bedingungen knöpft, dann beißt er in Fürth auf Granit.“

© Sportfoto Zink Der Fanbeauftragte Nicolas Heckel sagte: "Wenn ein Investor sein finanzielles Engagement an Bedingungen knöpft, dann beißt er in Fürth auf Granit.“

Es ist eine lange Liste an Dingen, die Fußballfans abseits des sportlichen Geschehens beschäftigt. Eintrittspreise, fernsehgerechte Anstoßzeiten, die Farbe der Trikots – und mittlerweile auch RB Leipzig. Seitdem das vom Getränkehersteller Red Bull finanzierte Konstrukt namens „Rasenballsport“ in die zweite Liga aufgestiegen ist, mehrt sich die Kritik: Spiele werden boykottiert, der Unmut ist stetig präsent.

„Wir wollten nicht das 100. Transparent aufhängen, das wäre zu wenig nachhaltig“, sagte Armin Popp von den Sportfreunden Ronhof einleitend. Stattdessen sollte ein breit besetztes Podium über die Entwicklung des Profifußballs diskutieren. Zum Bedauern der Veranstalter sagte der Geschäftsführer der Spielvereinigung, Holger Schwiewagner, kurzfristig aus privaten Gründen ab.

Reines Marketing-Instrument?

Gesprächsbedarf gab es dennoch genug: Hätte RB überhaupt in Liga zwei aufsteigen dürfen? Jochen Grotepass, Fanvertreter aus Kaiserslautern, holte aus: Das Kind sei schon viel früher in den Brunnen gefallen, „die Gemeinnützigkeit eines eingetragenen Vereins ist im konkreten Fall nicht gegeben“. Weil es sich bei RB Leipzig um ein reines Marketing-Instrument handle, hätte der Freistaat Sachsen 2009 den Klub nicht ins Vereinsregister aufnehmen dürfen. „Dann hätte der Sächsische Fußballverband keine Spiellizenz erteilt und wir säßen heute wohl nicht hier.“

Grotepass erwies sich als Freund von „eingetragenen Vereinen“, was Klubs wie den 1. FC Kaiserslautern von RB unterscheide. Demokratische Grundprinzipien würden dort gelebt, etwa in Form der Mitgliederversammlung. Die SpVgg dagegen hat bereits 2003 den Profifußball in eine Kommanditgesellschaft ausgegliedert. Auf die Frage, ob er den damaligen Schritt erklären könne, verwies Fanbeauftragter Nicolas Heckel auf seinen Vorgesetzten – den er vertreten hatte.

Kurz angerissen wurde ebenfalls die 50+1-Thematik, die die Einflussmöglichkeiten von externen Geldgebern auf das Vereinsgeschehen regelt. Dabei sorgte Heckel für ein Raunen im Publikum. Wenn ein Investor sein finanzielles Engagement an Bedingungen knöpfe, „dann beißt er in Fürth auf Granit“. Das sei zu beweisen, erwiderten viele im Publikum. Ein Fanvertreter wandte ein, man müsse „die fatale Gesamtentwicklung des Fußballs betrachten“. Im Falle des Leipziger Klubs sei diese lediglich weiter fortgeschritten. Stefan Pfeiffer, ehemaliger Fanarbeiter aus Leipzig, nannte RB gar einen „Wegbereiter für ähnliche Modelle“. Schon heute unterstützt der VW-Konzern 16 Vereine deutschlandweit. Aufzuhalten sei die Entwicklung folglich nicht mehr, so die einhellige Meinung.

„Das Event beschädigen“

Kritik sei dennoch nötig, sagte der Lauterer Grotepass – auch im Stadion. Für seine Fanszene sei es beim Boykott des Auswärtsspiels vor allem darum gegangen, „das Event bei RB Leipzig zu beschädigen“. Aus dem Publikum wurde allerdings kritisiert, dass sich hier nur an einem „Ersatzobjekt ausgetobt“ werde, die wirklichen Hintergründe der Entwicklung aber verschleiert würden. Diese lägen in der Logik des Kapitalismus.

Die 120 Anwesenden zeigten aber auch, dass sie noch viel mehr bewegt als der kommende Gegner. Immer wieder schweifte die Diskussion ab – unter anderem auch in Richtung der orangenen Trikots des Kleeblatts.

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