Fürth lässt in einer langen Nacht aufhorchen

23.10.2017, 11:00 Uhr
Fürth lässt in einer langen Nacht aufhorchen

© Fotos: Hans-Joachim Winckler

Die Musik des Massenauftriebs rund um Forschungseinrichtungen spielte unüberhörbar in Fürth. Großer Andrang herrschte gleich zum Auftakt bei Klavier Kreisel, wo erstmals das neue Quartier in den Malzböden vorgestellt wurde. In der 300 Quadratmeter großen Werkstatt konnten sich die Besucher ein Bild davon machen, wie raffiniert Klaviere und Flügel funktionieren, wie aufwändig eine Reparatur ist und worin das Geheimnis des guten Tons besteht. Dass gleich nebenan das Atelier des Künstlers Josef Hirthammer anlässlich der parallelen Tage der offenen Tür der Fürther Kunstszene (siehe dazu die Sonderseite 31) zum Abstecher einlud, unterstrich noch den künstlerischen Akzent.

In der Uferstadt, wo sich das Technikum Neue Materialien weitgehend aus dem Wissenschaftsrummel zurückgezogen hatte, ließ der Fürther Werkstoffwissenschaftler Maximilian Wormser mit seiner Forschung zu Schallwellen aufhorchen. Diffizil aufgebaute Quader aus dem 3D-Drucker setzt er für seine Doktorarbeit unter Spannung, füttert sie mit Youtube-Klängen und misst dann, was am Ende des Quaders ankommt. Seine Erkenntnis: An bestimmten Strukturen scheitern die Schallwellen. Das kann später beispielsweise zur Schalldämmung genutzt werden.

Ein paar hundert Meter weiter konnten die Besucher des Rundfunkmuseum mit Klängen experimentieren, sie regelrecht fühlen und sich mit einem Experten auf die Suche nach dem perfekten Klang machen. Nachdem in der letzten Wissenschaftsnacht das inzwischen schon wieder überholte 3D-Fernsehen der Museumshit war, stand jetzt 3D-Hören mittels Kunstkopfstereophonie im Mittelpunkt.

Musik war auch ein Schwerpunkt im Fraunhofer-Röntgenzentrum auf dem alten Flugplatz Atzenhof. Über 100 historische Musikinstrumente haben die Physiker des Instituts für Integrierte Schaltungen im Rahmen des Projekts "Musices" auf verborgene Schäden durchleuchtet. Dabei entwickelten sie eine Richtschnur zur weltweit einheitlichen Instrumentenbewertung in Museen. Neben dem Klinikum war das Röntgenzentrum als Pionierbetrieb und Flaggschiff der Wissenschaftsstadt Fürth eine Zugnummer des langen Abends.

Wie bei den Werkstoffwissenschaftlern gehört der 3D-Drucker auch hier inzwischen zur Grundausstattung. Mit ihm lassen sich Röntgenbilder wie das von einem T-Rex-Schädel in seiner Transportkiste dreidimensional ausbilden. Aber auch Ersatzteile für Oldtimer können damit originalgetreu rekonstruiert werden. In der großen Röntgenhalle werden komplette Autos zerstörungsfrei durchleuchtet. Möglich macht es die Entwicklung großer Computertomographen.

Einen Gang heruntergeschaltet hat diesmal die Wilhelm Löhe Hochschule für modernes Gesundheits- und Sozialmanagement im Südstadtpark. Luft holen zum Wissenschaftstag und 200-jährigen Jubiläum der Stadterhebung 2018 war angesagt. Diesmal konzentrierte man sich auf eine Podiumsdiskussion zu den Herausforderungen im Pflegebereich und ein gut angenommenes Kinderprogramm mit chemischen Experimenten. Wer mehr über Gesundheitsthemen erfahren wollte, wurde im Fürther Klinikum umfassend informiert.

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