Fürth: Mieterprojekt übertrumpft den Solarberg

20.7.2017, 11:00 Uhr
Fürth: Mieterprojekt übertrumpft den Solarberg

© Archivfoto: Leberzammer

"Wo immer die Dachflächen und ihre Ausrichtung geeignet sind, installieren wir Solaranlagen. Und zwar bei Neubauten und Modernisierungen gleichermaßen", erklärt Roland Breun. Er ist geschäftsführender Vorsitzender der Wohnungsgenossenschaft Fürth-Oberasbach, eine von vier Gesellschaftern des Solarparks.

"Umwelt bewahren und Stromkosten für Mieter senken": Unter diesem Motto ging das Mieterstrommodell der infra new energy GmbH 2012 an den Start. Beteiligt waren neben der Wohnungsgenossenschaft Fürth-Oberasbach von Beginn an die Genossenschaften Volkswohl und Eigenes Heim sowie die Arbeitsgemeinschaft der Fürther Wohnungsbaugenossenschaften. "Damit waren wir in Fürth dem Gesetzgeber um einige Jahre voraus", sagt Clemens Bloß, der Geschäftsführer der infra new energy. Erst vor kurzem hat der Bundestag das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) novelliert (siehe nebenstehenden Kasten).

Derzeit werden 62 Photovoltaikanlagen mit insgesamt 1036 Kilowattpeak betrieben. Dafür haben die Gesellschafter bislang 1,3 Millionen Euro investiert. Auf diese Weise leiste man einen Beitrag zum Umweltschutz – mit Vorteilen gegenüber großen Anlagen. "Mehrfamilienhäuser besitzen ein großes Potenzial, weil sie anders als Freilandanlagen keine Flächen verbrauchen", betont Bloß.

Ein paar Solarpanele aufs Dach, und den Strom dann unter den Mietern aufteilen – so einfach funktioniert der Mieterstrom allerdings nicht. "Wir mussten erst einmal testen, wie wir das abrechnen können, denn es gab ja keinerlei Geschäftsprozesse dafür", erinnerte sich Bloß bei einer kleinen Feier anlässlich der Überflügelung des Solarbergs – der ja seit jeher als lokale Vergleichsgröße für Photovoltaik-Projekte aller Art dient.

Technisch ist die Umsetzung gar nicht so aufwändig. Zusätzlich zu den bisherigen Zählern werden ein Summen- und ein Photovoltaik-Zähler installiert. Die infra ermittelt dann die Strommenge, die von der Anlage im Haus genutzt wurde, und teilt diese den Mieterstromkunden zu.

Teilnehmen können jedoch nur infra-Kunden. Dies sei keine Diskriminierung anderer Abnehmer, sondern rechtlich gar nicht anders möglich, versichert Bloß. Auch sei niemand verpflichtet, sich als Mieter zu beteiligen. Wer sich jedoch einklinke, spare mit dem Tarif "Partnerstrom" aktuell 7,5 Prozent gegenüber dem günstigsten Tarif für Privatkunden.

Für Oberbürgermeister Thomas Jung stellt das Modell "eine umwelt- und sozialpolitische Großleistung" dar. Es habe zudem mitgeholfen, Fürth in der Solarbundesliga vom zehnten auf den vierten Rang zu hieven (wir haben berichtet). Selbst Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) ließ es sich nicht nehmen, zu gratulieren: "Fürth ist wieder einmal Vorreiter, darauf darf man schon ein bisschen stolz sein."

Für den SPD-Bundestagsabgeordneten Carsten Träger ist das Mieterstrommodell ein gelungenes Vorhaben, das die Energiewende "ein Stück weit demokratisiert und vom Land in die Städte bringt". Waren es bislang vor allem Eigenheimbesitzer, so können nach der EEG-Novelle nun auch Mieter profitieren.

Infra-Geschäftsführer Hans Partheimüller gab den Bundespolitikern schließlich noch einen Wunsch mit auf den Weg nach Berlin – und goss damit ein klein wenig Wasser in den Wein: Für Genossenschaften müssten Ausnahmeregelungen geschaffen werden, damit die Stromerträge nicht gewerbesteuerpflichtig werden.

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