Fürth: Neue Pflegestation päppelt Fledermäuse auf

24.5.2017, 11:00 Uhr
Fürth: Neue Pflegestation päppelt Fledermäuse auf

© Anestis Aslanidis

In den Städten fühlen sich die meisten Fledermausarten pudelwohl. Immer wieder verirren sie sich deshalb in Wohnhäuser, was die menschlichen Bewohner selten begeistert. Sind die kleinen Säuger allerdings verletzt, erwacht bei vielen Zweibeinern der Beschützerinstinkt. Selber pflegen darf man die sensiblen Tiere trotzdem nicht. Mit der neuen Voliere auf einer Ausgleichsfläche im Farrnbachgrund in Fürth soll das Auswildern einfacher werden.

Dank der Pflegestation werde ein lang gehegter Traum wahr, sagt Bettina Cordes. Die Diplom-Biologin betreut die Koordinierungsstelle für Fledermausschutz im Großraum und setzt sich dafür ein, etwa mit Führungen Interesse an den Tieren zu wecken und Ängste zu nehmen. Viele Arten stehen auf der Roten Liste. "Diese Voliere gibt uns die Möglichkeit, unsere Fledermäuse fliegen zu lassen, bevor wir sie ganz in die Freiheit entlassen."

Fürth: Neue Pflegestation päppelt Fledermäuse auf

© Foto: Leberzammer

Die neue Einrichtung nennt sie ein "tolles Gemeinschaftswerk". Ehrenamtliche - rund zehn Frauen und Männer engagieren sich mit Cordes in und um Fürth - haben den Käfig zusammengezimmert, das Grünflächenamt der Stadt gab das nötige Baumaterial dazu. Auch vom Amtsveterinär kam grünes Licht. Das sei zwingend erforderlich, so Cordes, denn die geschützten Tiere dürften nur in Ausnahmefällen in Gefangenschaft gehalten werden.

Schon vor der offiziellen Einweihung wurden die ersten Patienten aufgenommen. Aktuell werden dort 13 Fledermäuse auf die Freiheit vorbereitet. Die meisten sind schon wieder erstaunlich fit und - zumindest gegenüber ihren gewohnten Pflegern - recht zutraulich. "Das sind sehr anpassungsfähige und intelligente Tiere", weiß die Expertin.

Bis zu 1000 Exemplare

Unterstützung erhält sie auch von der Naturschutzbehörde. "Diese Auffangstation ist sehr wichtig, denn wir tragen eine hohe Verantwortung für den Erhalt der Arten", betont Andrea Kerskes von der Regierung von Mittelfranken. Ohne die Koordinierungsstelle und die Freiwilligen sei diese Aufgabe von der Behörde allein nicht zu schultern. "Hier ist ein einmaliges Musterbeispiel ehrenamtlicher Arbeit entstanden", lobt Kerskes.

In Fürth, Nürnberg und Erlangen sind gut zwei Drittel der in Bayern heimischen Fledermausarten nachgewiesen. Ihr Bestand habe sich in den vergangenen Jahren gut erholen können, berichtet Matthias Hammer. Der Diplom-Biologe arbeitet an der Koordinierungsstelle für ganz Nordbayern, die seit 1985 besteht. "Damals wurden die Populationen immer kleiner", weiß er. Die positive Entwicklung führt er auf den Einsatz von weniger Umweltgiften und das wärmere Klima zurück.

Zuhause unter Kirchendächern

"Unter manchen Kirchendächern leben mehr als 1000 Exemplare", erzählt Hammer.

In solchen Fällen gelte es für ihn, die richtigen Leute zusammenzubringen und zu informieren: "Meist genügt es, wenn man bei Baumaßnahmen etwas Rücksicht nimmt, also ein Dach nicht während der Zeit des Sommerquartiers der Tiere neu deckt, sondern im Herbst ein paar Wochen später." Dann komme es gar nicht so weit, dass die kleinen Säuger wegen Verletzungen wieder aufgepäppelt werden müssen.

Für die Burgfarrnbacher Voliere wünscht sich Bettina Cordes nur noch einen Stromanschluss - zum Heizen im Winter und zum Kühlen der Medikamente im Sommer.

Wer eine verletzte Fledermaus entdeckt hat, möge sich bitte an Feuerwehr, Vogelschutzbund oder die Untere Naturschutzbehörde wenden, sagt Cordes. Von dort werde dann Kontakt mit den ehrenamtlichen Pflegern aufgenommen.

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