Fürth: Platz für Schausteller-Domizile dringend gesucht

16.8.2017, 06:00 Uhr
Fürth: Platz für Schausteller-Domizile dringend gesucht

© querwärts Architekten

Kürzlich hat sich die Stadt – wie berichtet – dagegen entschieden, in dem auf 6,6 Millionen Euro veranschlagten Parkhaus ein Areal mit höheren Decken und weniger Stützpfeilern zu schaffen, das Raum für sperrige Fahrzeuge mit großen Radien beim Rangieren bietet. "Das hätte die Kosten zu sehr in die Höhe getrieben", sagte im Juli Fürths bisheriger Baureferent Joachim Krauße, der Ende des Monats in den Ruhestand getreten ist. Bereits ein Jahr zuvor hatte Krauße die Mehrkosten auf eineinhalb bis zwei Millionen Euro beziffert.

Reisebusse, die Fürth ansteuern, sollen daher auch in Zukunft auf dem Betriebshof der infra an der Leyher Straße parken. Wie Klaus Dieregsweiler, Leiter des infra-Verkehrsbetriebs, auf Nachfrage sagte, zahlt die Fürther Tourist-Info einen "sehr moderaten jährlichen Pauschalbetrag" dafür, dass die infra einen Abstellplatz zur Verfügung stellt. Die Fahrer können ihre Wagen hier auch versorgen und beispielsweise waschen lassen. Prinzipiell hätte die infra Platz für bis zu drei Reisebusse am Tag, versichert Dieregsweiler. Und im Rathaus will man ja die Anziehungskraft der Kleeblattstadt für Touristen steigern.

Trotzdem: Weil Fürth nicht Rothenburg ist und von auswärts kommende Busfahrer auch anderswo im Stadtgebiet parken, steht der bislang einzige Stellplatz für gewöhnlich leer. "Die Inanspruchnahme ist, gelinde gesagt, sehr zaghaft", sagt Dieregsweiler. Der Parkplatz sei seit Mai frei.

Das bedeutet aber nicht, dass die infra Kapazitäten für die Schausteller hätte, die Jahr für Jahr zur Michaeliskirchweih Abstellmöglichkeiten für ihre Wohnwagen brauchen. Da müsse man passen, so Dieregsweiler mit Verweis auf die Versorgungstechnik, auf Strom und Wasser etwa, den fehlenden Platz und zu befürchtende Einschränkungen im Betriebsablauf.

Seine Kollegen und er, sagte nun Helmut Dölle, Vorsitzender des Schaustellerverbands in Fürth, wüssten bisher nur aus den Fürther Nachrichten, dass es für sie keine Perspektiven mehr im Parkhaus gibt. "Das ist sehr bedauerlich. Wir haben das noch nicht offiziell von der Stadt mitgeteilt bekommen."

Neuer Stellplatz ist nötig

Ein neuer Stellplatz ist nötig, weil der Kirchweihausschuss die Wohnwagen im März 2016 von den Grünflächen der Innenstadt verbannt hat. Vorausgegangen war ein jahrelanges Hickhack zwischen Schaustellern und Anwohnern sowie dem Bündnis für Innenstadtgrün. Während sich die einen dafür einsetzten, ihre mobilen Unterkünfte möglichst nahe an Fahrgeschäften und Verkaufsbuden abstellen zu dürfen, forderten die anderen, insbesondere die ramponierte Willy-Brandt-Anlage aufzuwerten. Als ersten Schritt verlangten sie zu verbieten, dass sich jedes Jahr im Herbst ein ganzer Fuhrpark mitten im Eingangstor zu Fürths Prachtallee zwischen Gründerzeitbauten ansiedelt.

Seit 2016 ist die Willy-Brandt-Anlage tabu für die Schausteller. Eine 3500 Quadratmeter große Brachfläche an der Gebhardtstraße wurde zum Ersatz – eben jenes Areal, auf dem bald das Parkhaus gebaut wird. Ein Teil der Schausteller wohnte zuletzt während der Kirchweih dort, ein anderer Teil campiert regelmäßig am Pegnitzufer unter der Ludwigbrücke.

"Heilige Flächen"

Bei diesem Provisorium soll es auch heuer erst mal bleiben, sagte nun Fürths Marktmeister Thomas Oberndorfer. "Wir suchen noch nach Alternativen, die dauerhaft infrage kommen." Aber: "Eine Lösung haben wir bis dato noch nicht." Laut Oberndorfer müsste die Stellfläche Platz für insgesamt rund 120 Wohnwagen bieten. Dölle spricht von 120 bis 150 Wohnwagen. Er selbst wohnt in Fürth, ist also von der Problematik nicht betroffen. Ein Großteil der Kirchweih-Beschicker aber komme von weit her. Und für sie wäre ein nah am Kirchweihgelände mitten in der City gelegener Standort wichtig.

Denn: "Die haben ja alles in ihren Wohnwagen, ihr ganzes Leben ist da drin – Haushalt und Büro, kleine Kinder und ältere Leute, die betreut sein wollen." Am liebsten wäre ihm eine Rückkehr in Adenauer- und Willy-Brandt-Anlage. "Aber das sind ja inzwischen heilige Flächen."

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