Fürth: Unterschlupf im Kindergarten für Asylbewerber?

26.7.2014, 11:00 Uhr
Fürth: Unterschlupf im Kindergarten für Asylbewerber?

© Mark Johnston

„Wir suchen intensiv nach Räumen“, berichtet Sozialreferentin Elisabeth Reichert. Sie hält ständig Kontakt zu Wohlfahrtsverbänden und Kirchen, die eine Reihe von Immobilien ihr Eigen nennen. Wird irgendwo etwas frei, greift die Stadt zu. Erst vor zwei Tagen ist Reicherts Referat fündig geworden und hat Zimmer in einem Gebäude angemietet, in das nun Bosnier, Serben oder Syrer einziehen werden, die in Bayern einen Antrag auf Asyl gestellt haben.

Wo sich diese inzwischen fünfte Asylbewerberunterkunft in Fürth befindet, will Reichert nicht sagen: „Wir haben hier eine Neonazi-Zelle“, warnt sie, die habe es auf Asylbewerber abgesehen.

Fest steht jedoch: Egal, ob die Frauen, Männer und Kinder anderer Nationen in Deutschland bleiben können oder wieder ausreisen müssen, solange ihr Asylverfahren läuft, brauchen sie eine menschenwürdige Unterkunft. Sieben Quadratmeter müssen es pro Bewerber sein, hat der Gesetzgeber vor vier Jahren festgelegt.

Schwierige Gespräche

Unter anderem an dieser Auflage ist auch Pfarrer Markus Goller von der katholischen Gemeinde Christkönig gescheitert. Vorigen Herbst, als absehbar war, dass die wachsenden Krisenherde in der Welt zu steigenden Flüchtlingszahlen führen und Kommunen und Landkreise neue Herbergen stellen müssen, bot Goller den Kindergarten in der Komotauer Straße als Unterkunft an.

Das Gebäude brauche man nicht mehr, denn man wolle den Kindergarten auf der Hardhöhe mit der Einrichtung an der Martersäule in Klinikumsnähe zusammenlegen, begründete der Pfarrer. In langwierigen „und nicht immer einfachen Gesprächen“ habe er die Kirchengremien davon überzeugt, das Gebäude in der Komotauer Straße der Regierung von Mittelfranken langfristig für Asylbewerber zu vermieten. Sein Plan sei „nicht nur auf Gegenliebe gestoßen“, sagt Goller, am Ende habe die Gemeinde das Ansinnen aber „geschluckt“.

Nur: Die Kommission der mittelfränkischen Regierung, die für die Anmietung von Asylbewerberunterkünften zuständig ist, lehnte dankend ab. „Nochmal engagiere ich mich nicht“, sagt der konsternierte Pfarrer. Den Kindergarten werde man nun zehn weitere Jahre betreiben und dann vielleicht einen neuen bauen.

Lukratives Geschäft?

Michaela Vogelreuther, Leiterin des Amtes für Soziales, Wohnen und Seniorenangelegenheiten, die im Herbst bei der Ortsbesichtigung dabei war, kann Gollers Enttäuschung verstehen, relativiert aber: Man hätte große Umbaumaßnahmen durchführen müssen, das Haus wäre erst 2015 bezugsfertig gewesen. Zudem hätten keineswegs 50 Menschen Platz gefunden, wie von der Kirchengemeinde gehofft, sondern höchstens die Hälfte.

„Wir brauchen heute was, nicht erst in einem Jahr“, sagt Vogelreuther, die gerade mit einem Unternehmen verhandelt, das kurzfristig frei werdende Monteursunterkünfte zur Verfügung stellen kann. Auch mit Pensionen hat die Stadt Mietverträge geschlossen, bezahlen muss jedoch die Regierung von Mittelfranken, wie für alle Flüchtlingsunterkünfte.

Im Fürther Süden betreibt die Ansbacher Behörde eine Gemeinschaftsunterkunft, sie wird gerade auf 80 Plätze erweitert. Deshalb ist Vogelreuther zuversichtlich, dass man in nächster Zeit alle Neuankömmlinge in Fürth mit Wohnraum versorgen kann. Zudem rechnen sich offenbar immer mehr Unternehmer ein lukratives Geschäft aus, wenn sie an die Regierung vermieten.

Auch der Käufer des evangelischen Gemeindehauses Heilig-Geist auf der Hard, ein Firmenbesitzer, hatte seine neue Immobilie angeboten — und sich eine Absage eingehandelt. Aufwändige Umbaumaßnahmen wären nötig, ein rascher Bezug nicht möglich, lautete die Antwort.

Verwandte Themen


Keine Kommentare