Fürth will Trinkwasser allein kontrollieren

11.2.2013, 09:00 Uhr
Fürth will Trinkwasser allein kontrollieren

© Thomas Scherer

In der aktuellen Diskussion will Oberbürgermeister Thomas Jung ein Zeichen setzen und erwägt zumindest die Herausnahme der Wasserversorgung aus der E.on-Beteiligung. Damit kommt er den Forderungen des Fürther Wasserbündnisses entgegen, das 2006 bereits erfolgreich eine von der Stadt geplante Privatisierung der Kanalisation bekämpft hatte.

Am kommenden Donnerstag lädt das Wasserbündnis zu einem Informationsabend um 18 Uhr im Rückgebäude des Fürther Gewerkschaftshauses an der Kleinen Freiheit. Mit Verweis auf negative Erfahrungen in europäischen Großstädten befürchten Privatisierungsgegner eine Kostenexplosion beim Trinkwasser, Vernachlässigung des Unterhalts der Leitungen und schlechtere Arbeitsbedingungen in den Versorgungsbetrieben.

Die Europäische Union (EU) will, wie berichtet, einheitliche Standards für Beteiligungen an der Wasserversorgung einführen. Demnach sollen Konzessionen künftig europaweit ausgeschrieben werden, wenn andere Unternehmen am Versorgungsbetrieb beteiligt sind. In Fürth wäre das 2020 der Fall, wenn die Konzession für die infra ausläuft. Die infra hat, wie auch das Fürther Wasserbündnis, zum Widerstand gegen die geplante Neuregelung aufgerufen.

In der Kundenberatung (Leyher Straße 69) liegen Unterschriftenlisten zur Unterstützung des europaweiten Bürgerbegehrens gegen die Privatisierung aus. Man kann sich aber auch bequem online unter der Adresse www.right2water.eu/de in die Listen eintragen. Um das Vorhaben zu Fall zu bringen, sind eine Million Unterschriften erforderlich. Die Entscheidung der EU wird im Mai erwartet.

Noch ist mithin Zeit, auf kommunaler Ebene Vorsorge zu treffen. Doch die Materie ist nicht einfach. Während man im Fürther Rathaus davon ausgeht, dass nur Wasserversorger von der Ausschreibungspflicht entbunden sind, an denen keinerlei andere Unternehmen beteiligt sind, ist nach Ansicht von infra-Geschäftsführer Hans Partheimüller ein gewisser Prozentsatz an Beteiligung unschädlich. Allerdings gebe es keine absolute Sicherheit. Und das liege an den Ungenauigkeiten der Übersetzung des Richtlinientextes aus dem Französischen.

Keine Probleme gibt es nach den Worten des infra-Chefs für einen zumindest teilweisen Rückkauf von E.on-Beteiligungen. Die Kosten eines totalen Ausstiegs schätzt Partheimüller auf 50 bis 60 Millionen Euro. Die Rückkauf-Finanzierung werde die infra in jedem Fall belasten und könne erst nach einer genauen Unternehmensprüfung in Angriff genommen werden. Deshalb warnt Partheimüller vor einem Schnellschuss.

Mit jährlich acht Milliarden Liter Wasser versorgt die infra das gesamte Fürther Stadtgebiet. Etwa die Hälfte dieser Menge wird aus den Brunnen in den städtischen Wasserfassungen gefördert, der Rest fließt über Fernwasserleitungen aus Tiefbrunnen im Allersberger Raum nach Fürth.
 

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