Fürther Affenhitze

15.4.2015, 12:15 Uhr
Fürther Affenhitze

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Ob mau isolierte Altbauten ohne Klimaanlage grundsätzlich nichts als Charme verströmen, ist die offene Frage. Lange Straße 81: Wann die Kofferfabrik zuletzt eine Dämm-Aktion umfassenderen Ausmaßes erlebte, wissen wohl nur die Altvorderen. Mit den ersten warmen Frühlingssonnenstrahlen jedenfalls kann „Koffer“-Chef Udo Martin die Segel streichen. Grund: Die Hitze, die sich im oberen Stockwerk, Schauplatz der Club-Konzerte, aufstaut, ist von derart niederschmetternder Wirkung, dass ab Ende April die Konzertsaison gelaufen ist.

Im Theatersaal wiederum sind die Bedingungen ungleich besser, sodass Martin auch in diesem Frühjahr das Zepter an Brigitte Döring weiterreicht und das „Koffer“-Programm in den kommenden Wochen wieder zum reinen Theaterprogramm mutiert. Noch bis einschließlich Montag aber fegt der Sound von Gitarren, Akkordeons und Schlagzeug-Batterien durch den Saal. Auf Jeff Aug und Hans Penzoldt (siehe Seite 29) folgt morgen um 20 Uhr (Vorverkauf 12 Euro, Abendkasse 15 Euro) eine wahrhaftige Licht-Gestalt: Christina Lux heißt die Songschreiberin, deren unverwechselbare Stimme sich mit einem minimalistischen Gitarrensound vermischt und deren Akustik-Soulfolk inzwischen weit mehr als ein Geheimtipp ist. Lux, die aus Karlsruhe stammt und in Köln lebt, arbeitete mit Deep-Purple-Mann Jon Lord, mit Laith al Deen und Fury in the Slaughterhouse, 1998 erschien ihre erste CD, an einer neuen arbeitet sie aktuell.

„Konzerte mit Christina Lux“, schrieb unlängst ein Kritiker, „sind wie auf dem Sofa liegen und sich den Rücken kraulen lassen. Ihre Musik, ihre soulig dunkle, zärtliche Gesangsstimme, ihr Gitarrenspiel, aber auch ihre persönliche Art, wie sie über sich und das Leben sinniert und sich mitteilt, hat Wärme und lächelnde Melancholie.“

Mit einer kabarettreifen Show, haufenweise Selbstironie und musikalischer Perfektion schossen The Jewish Monkeys aus Tel Aviv im vergangenen Jahr beim Internationalen Klezmer Festival im Kulturforum den Vogel ab.

Am Sonntagabend um 20 Uhr (10/13 Euro) kehren die acht Herren nach Fürth zurück und packen in der Kofferfabrik ihren englischsprachigen Balkan-Klezmer-Rock der brachialen Sorte aus. Die Texte changieren zwischen „inkorrekt“ und „tabulos“ und widmen sich prügelnden Vätern ebenso wie der Klimaerwämung und dem Nahost-Konflikt. Wer Klezmer undogmatisch serviert und fest verankert im Hier und Jetzt mag, dürfte bei den „jüdischen Affen“ goldrichtig sein.

Ein Blues-Arbeitstier macht den Konzertsaison-Kehraus am kommenden Montag um 20 Uhr. Den britischen Bluesrock-Gitarristen Danny Bryant hat die Fachzeitschrift Classic Rock Blues, in der Szene das Maß aller Dinge, als „nationales Kleinod“ gepriesen; ein renommierter Gitarrenbauer wiederum benannte ein neues Modell nach ihm.

Der 34-Jährige aus Royston gilt als Malocher, der es gern schweißtreibend mag — kann er kriegen, in der Kofferfabrik, siehe oben.

Danach: Theater. Die „Döring’schen Bühnenspielereien“, so der Oberbegriff für den Frühjahr-Sommer-Spielplan, ermöglichen im siebten Jahr der Regisseurin und Schauspielerin, im 80 Zuschauer fassenden Theater die Bandbreite ihres aktuellen Schaffens zu präsentieren. Als erste Premiere naht am 24. April „Kassandras Spiegel — 2. Bild“, Fortsetzung des Kassandra-Monolog-Abends, in dessen Mittelpunkt ein Text Markus Nondorfs steht. Ein Überblick über die „Bühnenspielereien“ und die Premieren folgt.

Für alle Konzerte (Kofferfabrik, Lange Straße 81) und Theaterabende gibt es Karten im Vorverkauf im FN-Ticket-Point (Rudolf-Breitscheid-Straße 19, Tel. 77 98 70), wo ZAC-Kartenbesitzer zusätzlich 20 Prozent Rabatt erhalten.

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