Fürther bemalen 95 Bretter zum Reformationsjubiläum

FÜRTH - Sich kreativ mit dem eigenen Glauben auseinanderzusetzen: Das ist das Ziel einer Kunstaktion im Gemeindezentrum Heilig-Geist. Am Samstag war jedermann eingeladen, eines von insgesamt 95 "Glaubensbrettern" zu gestalten – analog zu Martin Luthers 95 Thesen gegen den Ablasshandel zum Auftakt der Reformation.

Mannshoch sind die rauen Fichtenbretter auf der Hardhöhe, und die ersten erstrahlen bereits in bunten Farben. Dafür haben Künstler jeden Alters gesorgt. Den kleinsten ist der Enthusiasmus nicht nur wegen der Farbflecken auf der Kleidung deutlich anzusehen: Pauline, Marlene, Derrick und Emil haben ganze Arbeit geleistet. Die vier Kleinkinder brauchten auch kaum Unterstützung ihrer Mütter, um aus der hellbraunen Holzoberfläche ein leuchtendes Etwas zu machen. Eine Auseinandersetzung mit dem Glauben wäre ja auch etwas viel verlangt gewesen.

Die etwas Älteren haben es da leichter. Manche zeichnen Psalme wie "Der Herr ist mein Hirte" oder "Du bist Weg, Wahrheit, Leben" auf die Bretter. Gerda Bürger malt gemeinsam mit ihrer Enkelin Carolin Moritz einen bunten Regenbogen. "Wenn die Kirche ruft, bin ich dabei", sagt die Seniorin. Das Motiv hat sie zeitlebens fasziniert: "Gewitterwolken und Regenbögen sind doch toll." Eine angedeutete Kirchturmspitze reicht ihr als Verweis auf das Reformationsjubiläum.

Für alle Altersgruppen

Kirchenvorsteherin Ute Baumann ist begeistert über das kreative Wirken ihrer Gäste. "19 Künstler zwischen einem und 79 Jahren", bilanziert sie eine Stunde nach dem Start der Aktion. "Wir haben ganz bewusst eine Veranstaltung gesucht, die allen Altersgruppen die Möglichkeit gibt mitzumachen." Der Gestaltung sind dabei keinerlei Grenzen gesetzt.

"Das war doch gerade das Anliegen der Reformation: sich selbst mit seinem Glauben auseinandersetzen, ohne Mittelmänner wie Pfarrer und Theologen", betont Baumann. "Wir wünschen uns, dass durch die Aktion verschiedene Glaubensvorstellungen sichtbar werden und wir über diese Vielfalt miteinander ins Gespräch kommen", so die Kirchenvorsteherin.

Gelegenheit dazu gibt es wieder am 24. Juni, wenn der Workshop wiederholt wird. Eingeladen ist jeder, gleich welchen Glaubens oder welcher Konfession. Sorgen, dass einige der 95 Bretter am Ende ohne Farbkleckse bleiben, hat Baumann nicht. Schließlich werden auch noch Schulklassen und Kitagruppen ins Heilig-Geist-Gemeindezentrum kommen, um dort die Pinsel zu schwingen.

Ab 16. Juli bis zum Reformationstag am 31. Oktober werden die Werke dann in der Freiluft-Ausstellung im Kirchhof zu sehen sein.