Fürther Dekan hält Andacht für Missbrauchsopfer

1.11.2018, 10:00 Uhr
Im Mittelpunkt eines Gottesdienstes am 2. November steht das Thema sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche.

© dpa Im Mittelpunkt eines Gottesdienstes am 2. November steht das Thema sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche.

"Warum nur der Verstorbenen gedenken?", fragte sich André Hermany bei der Vorbereitung auf den kirchlichen Feiertag. "Es gibt schließlich auch Seelen von Lebenden, die unseren Beistand verdienen." Verletzte Seelen – da drängt sich der Bezug zum Missbrauch in der katholischen Kirche geradezu auf. Ein Problem, das zwar schon den Papst und Bischöfe auf den Plan gerufen hat, vor Ort aber nach Ansicht des Dekans noch nicht so richtig thematisiert worden ist.

Um diesem Defizit abzuhelfen, lässt er sich beim regulären Gottesdienst für die Verstorbenen lieber vertreten und gestaltet mit seinem Team eine Andacht besonderer Art. Schweigender Einzug mit Kerzenlicht dient zur Einstimmung. Das Ein- und Ausgangslied "Ich stehe vor dir mit leeren Händen, Herr" soll die Hoffnungslosigkeit angesichts der menschlichen Tragödien ausdrücken. Die Fakten will André Hermany vor Augen führen, während Gemeindereferent Stefan Gardill der Frage nachgeht, wie es so weit kommen konnte. Dabei sollen auch strukturelle Probleme der katholischen Kirche angesprochen werden.

Eine pastorale Mitarbeiterin widmet sich dem Umgang mit ihrer Wut und erläutert, warum sie trotzdem in der Kirche bleibt. Zur Mitwirkung sind aber auch die Besucher der Abendandacht am Freitag eingeladen. Dazu werden leere Karten verteilt, auf die man seine Gedanken zu den Entgleisungen von Kirchendienern notieren kann. Die beschrifteten Karten werden dann in einer am Altar errichteten "Klagemauer" aus Lochsteinen deponiert. Geplant sind ein Eingeständnisgebet und Bitten um Erbarmung, jedoch kein Vergebungsgebet, wie der Dekan auf Anfrage der FN erläutert.

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