Fürther Designerin: "Mir gefällt zu viel nackte Haut nicht"

25.1.2015, 16:00 Uhr
Fürther Designerin:

© Foto: Kalaene/dpa

Frau Weghorn, was war so anstrengend am Rand der Laufstege?

Weghorn: Die vielen Eindrücke. Man bekommt in kürzester Zeit wahnsinnig viele Eindrücke, und die muss ich jetzt erst einmal verarbeiten.

Welchen Trend fanden Sie am auffälligsten für den nächsten Herbst und Winter?

Weghorn: Die Länge. Man trägt wieder wadenlang oder midi, wie es im Fachjargon heißt. Hosen sind übrigens weit, der Hosenrock kehrt zurück, und Röcke treten als Faltenröcke und Tellerröcke in Erscheinung. Außerdem kommen die hohen Taillen wieder, und bei den Farben ist Aubergine, Senf, Petrol, Weiß und Schwarz angesagt, aber auch viel Gold in Form von Spitze oder Metallic-Stoffen.

Was bringen Ihnen diese neuen Eindrücke für Ihre Arbeit?

Weghorn: Erst einmal fühle ich mich bestätigt, in dem, was ich selbst kreiere. Ja, es war schön zu sehen, dass ich nicht am Trend vorbeilebe. Ich habe zuletzt auch viel mit Gold gearbeitet. Und mir liegt das Feminine, das, so hat sich gezeigt, auch wieder ein Trend sein wird. Ein anderer Trend für die Frau ist die nordische Form, sind lässige, etwas maskuline Schnitte mit einem Touch Glamour.

Gab es Anregungen, die Sie direkt umsetzen wollen?

Weghorn: Hm, ja, die gab es. Die HTW Berlin, die momentan angesagteste Fachhochschule für Modedesign, an der ich auch schon vier Azubis und Praktikanten untergebracht habe, hatte zum Beispiel eine Fair-Trade-Kollektion mit ausschließlich unbehandelter Baumwolle. Die haben mir mit ihrer Show nur in Wollweiß aus der Seele gesprochen! Das hat mich einmal mehr in meiner Absicht bestärkt, künftig noch mehr entsprechende Stoffe auszuwählen. Denn ich finde, dass wir beim Essen zwar zunehmend auf Bio achten, an unsere Haut aber lassen wir chemisch behandelte Materialien, ohne darüber nachzudenken. Da ist noch viel zu tun.

Die meisten Deutschen kennen die Fashion Week erst seit Germany’s Next Topmodel. War Heidi Klum mit ihren Mädchen aus der nächsten Staffel auch da?

Weghorn: Ich weiß es nicht, ich hab’ sie jedenfalls nicht gesehen.

Wie finden Sie die Sendung?

Weghorn: Ich hab’ sie noch nie ganz angeschaut. Ganz ehrlich, mich interessiert das nicht.

Bei der Fashion Week hat die Tochter von Boris Becker als Model für Aufsehen gesorgt. Mit 14. Würden Sie Ihre Tochter so früh auf den Laufsteg schicken?

Weghorn: Ja. Es käme nur darauf an, was sie anhat. Aber als Mutter hätte ich da ja ein Wörtchen mitzureden. Das alles ist aber hypothetisch, ich bin ja keine Mutter.

Wie fühlt man sich eigentlich als Designerin aus Fürth beim Gipfeltreffen deutscher Modemacher?

Weghorn: Toll!

Aber auch irgendwie klein?

Weghorn: Nein, groß! Manche Designer kommen ja aus derselben Schmiede wie ich. Zum Beispiel haben Alexandra Fischer-Roehler und Johanna Kühl von der Marke Kaviar Gauche ihren Job an der Akademie Esmod mit Standorten auf der ganzen Welt gelernt. Und bei Esmod habe auch ich angefangen, in Paris und München. Mein Dank geht übrigens an die Mercedes-Benz Niederlassung Nürnberg, die mich — Mercedes ist ja Hauptsponsor der Fashion Week — nach Berlin eingeladen hat. An Karten kommt man nämlich auch als Modedesignerin nicht ohne Weiteres.

Stichwort Kaviar Gauche. Das Label hat in Berlin mit zarten Gespinsten Furore gemacht, die angeblich so unschuldig daherkommen, dass sie nur die Assoziation „Hochzeit“ erlauben. Ihr neuer Arbeitsschwerpunkt sind Brautkleider. Fühlen Sie sich inspiriert?

Weghorn: Ich habe die Show leider nur indirekt gesehen, über Monitore. Das sind sehr feenhafte Kleider. Ich finde sie für die Show okay, aber nicht für mein Geschäft. Mir gefällt zu viel nackte Haut nicht, ich finde, man sollte Raum für Phantasie lassen.

Sie haben in dieser Woche sicher das ein oder andere gesehen, was Ihren persönlichen Geschmack überhaupt nicht trifft, oder?

Weghorn: Ja und nein. Es gab da zum Beispiel eine Show von Thomas Hanisch, einem sehr jungen Modedesigner, der schon etwas für Lady Gaga entworfen hat. In Berlin hat er schrille Latex- und Lederoutfits gezeigt, vorgeführt von Models mit knallroten Oversize-Lippen. Ich empfinde das eher als befremdlich, freue mich aber, wenn jemand Mode als Teil der Kunst präsentiert. Das Schöne an solchen jungen Leuten ist ja, dass sie an den wirtschaftlichen Aspekten ihrer Arbeit noch nicht interessiert sind.

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