Fürther Down-Syndrom-Sportler erklommen die Zugspitze

2.9.2014, 19:58 Uhr
Am Ziel angekommen: Die Gipfelstürmer bei der Siegerehrung.

© Peter Ehler Am Ziel angekommen: Die Gipfelstürmer bei der Siegerehrung.

„Wir wollten zeigen, zu welchen Leistungen unsere Sportler mit Trisomie 21 fähig sind“, sagt Vorsitzende Anita Kinle aus Fürth. Bei Menschen mit Down Syndrom ist das 21. Chromosom dreifach vorhanden, die Koordination und der Stoffwechsel schon bei Jugendlichen daher oft stark eingeschränkt. "Vielen Menschen mit dem Gendefekt werden daher sportliche Höchstleistungen noch immer nicht zugetraut." Denn eine Wandertour auf Deutschlands höchsten Berg mit 2962 Metern Höhe ist selbst für geübte Tourengeher eine anstrengende Tageswanderung und nur mit guter Kondition zu schaffen.

Ein Jahr trainiert

Ein ganzes Jahr Training lag daher hinter den Marathonis, wie die 250 Läufer des inzwischen bundesweit aktiven Laufclubs genannt werden. Einige von ihnen haben sogar schon einen Halbmarathon über 21,1 Kilometer gelaufen, freilich waren sie alle noch nicht im Gebirge unterwegs. Die Sportler um Anita Kinle aus Fürth unternahmen außerdem lange ausgedehnte Wanderungen, um die Ausdauer zu trainieren. Bis hin zu Touren in unwegsamen Gelände. „Wir waren bei Trainingslagern mit unterschiedlichsten Anforderungsprofilen, so etwa in der Rhön, in der Fränkischen Schweiz, in Vogelsberg und Spessart“, sagt Coach Barbara-Ann Walter aus Gelnhausen. Ihre Gruppe aus Hessen hatte sogar in einer Kletterhalle den Umgang mit Klettergurt und Halteseil geübt.

Das Zugspitzprojekt gingen 24 Teilnehmer an. Begleitet wurden sie neben den Coaches von Eltern und Freunden. Für die Sicherheit sorgten fünf Bergführer der Bergsteigerschule Zugspitze mit ihrer Erfahrung als Bergführer und Rettungsassistent, die sprichwörtlich jeden Stein im Wettersteingebirge kennen. Selbst Senior Sepp Denng mit seinen mehr als 70 Jahren begleitete das junge Team und unterhielt beim Hüttenabend und beim morgendlichen Wecken auf der Reintalangerhütte mit seiner Quetschen die jungen Gipfelstürmer.

Sicherheit oberstes Gebot

Denn Sicherheit war oberstes Gebot. Nicht nur beim Anstieg im hochalpinen Gelände, sondern schon vom Start an der Olympia Skisprungschanze in Garmisch-Partenkirchen. Getrübt wurde die Euphorie lediglich von den schlechten Wetterbedingungen. Bei strömenden Regen ging es durch die spektakuläre Partnachklamm über die Wanderwege hoch zur Reintalangerhütte.

"Wir wollten eigens den Weg der Erstbegeher" nachlaufen, so Anita Kinle, die für das in Sportkreisen und der Sportmedizin beachtete Projekt auch Sponsorengelder sammelte. Denn wer den Verein unterstützen wollte, konnte dies symbolisch mit einer Spende für die mehr als 2000 zu bewältigenden Höhenmeter auf der knapp 20 Kilometer lange Tour fördern.

Mit der Zeit wich der strömende Regen der Sonne, so dass beim Aufstieg über die Bockhütte bis zum Nachtquartier Reintalangerhütte die ersten 500 Höhenmeter schnell "gefressen" waren. Zur Stärkung hatten die Wirtsleute des Alpenvereins-Hauses dann eine deftige Kartoffelsuppe, Schweinsbraten und vitaminreiches Obst in die Hüttenstubn gestellt. "Wer dann noch konnte, spielte Karten", sagt Anita Kinle, die sich besonders über das Engagement der Coaches und der Bergführer beim Hüttenabend freute.

"Am nächsten Morgen hat uns Sepp Deng sogar mit seiner Quetschen geweckt." Liebevoll, aber unaufdringlich hieß es weiter bis zur Knorrhütte - wo dann von der jüngsten Teilnehmerin mit zehn Jahren, bis zum Senior aus dem Freundeskreis, der knackige Aufstieg über die Baumgrenze in das hochalpine Gelände wartete. Leider spielte auch am zweiten Tag das Wetter nicht mit. Beißender Regen, nasse Schneefelder und Kälte erforderten die ganze Kraft.

Über sich hinausgewachsen

Beim Gletscherrestaurant Sonnalpin der Zugspitzbahn auf 2600 Meter Höhe war dann das Ziel geschafft. Ursprünglich wollte der Laufclub 21 mit einigen Teilnehmern noch den letzten Kilometer mit Klettersteigpassagen zum Gipfel absolvieren, angesichts des Wetters und der anstrengenden Tour war dies jedoch nicht vertretbar. Anita Kinle: "Der Freude tat dies keinen Abbruch. Wir haben etwas geschafft, was viele nicht für möglich gehalten hatten." Die Marathonis seien über sich hinausgewachsen, meinte auch Coach Barbara-Ann Walter.

"Klar, dass es für jeden Teilnehmer eine Urkunde und einen Pokal als Erinnerung gab, der wie viele der anderen Trophäen einen Erinnerungsplatz bekommen wird", so Anita Kinle. „Wir bieten regelmäßiges Training und Trainingspartnerschaften an vielen Standorten in Deutschland an, welches von erfahrenen Läufern angeleitet wird. Mitmachen können beim Laufclub 21 jungen Menschen ab 16 Jahre. "Wir trainieren gesundheitsbewußt und jeder darf sein Tempo laufen."

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