Fürther Fanszene im Fokus der Kamera

27.8.2014, 05:58 Uhr
Exklusiver Blick auf der Erlanger Straße: Beim Marsch der Fürther Fans vom Rathaus zum Ronhof vor dem Derby gegen den Club entschied sich der Fürther Fotograf Johannes Heuckeroth für eine ungewöhnliche Perspektive.

© Johannes Heuckeroth Exklusiver Blick auf der Erlanger Straße: Beim Marsch der Fürther Fans vom Rathaus zum Ronhof vor dem Derby gegen den Club entschied sich der Fürther Fotograf Johannes Heuckeroth für eine ungewöhnliche Perspektive.

Fürth, 20.10 Uhr, Derbyzeit im Ronhof. Während Trainer Frank Kramer seinen Spielern letzte Anweisungen gibt, richten sich die Blicke der Menschen im Stadion unweigerlich auf die Nordtribüne. Auf Kommando werden tausende weiße und grüne Fahnen geschwenkt; wenig später wird ein riesiges Transparent an am Dach befestigten Schnüren hochgezogen. Applaus brandet auf, viele Menschen jubeln. Für mehrere Minuten verwandeln sich die Traversen hinter dem Tor in eine Bühne, auf der die Erinnerung an den ersten Meistertitel des Kleeblatts lebendig wird.

Für knapp 4000 Fans, die selbst Teil des Spektakels sind, ergibt sich ein anderer Blickwinkel. Sie sehen die Fahne des Vordermanns oder große Stoffbahnen über ihren Köpfen. Doch auch sie müssen nicht auf Bilder der Geschehnisse verzichten: „Meine Motivation ist es, den Menschen, die für Choreografien verantwortlich sind, zu zeigen, was dabei rauskommt“, sagt Johannes Heuckeroth. Der 29-Jährige fotografiert seit über einem Jahrzehnt die Fans der Spielvereinigung.

Nach dem Spieltag ist vor dem PC: Heuckeroth bei der Bildbearbeitung im Büro.

Nach dem Spieltag ist vor dem PC: Heuckeroth bei der Bildbearbeitung im Büro. © Privat

Ein Kumpel, aktiv bei den damaligen „Ultras Fürth“ nahm ihn 2001 erstmals mit in den Ronhof. Die Fotos anderer Fankurven inspirierten den jungen Fußballanhänger, taugliche Motive fanden sich auch am Laubenweg zur Genüge. „Schon ab dem zweiten Heimspiel hatte ich meine Kamera immer dabei“, erzählt Heuckeroth.

„Drei Jahre später bin ich dann aus dem Fanblock hinaus, um bessere Perspektiven auf die Aktivitäten auf der Tribüne zu bekommen.“ Die damaligen Bilder seien nach heutigen Maßstäben qualitativ wenig zufriedenstellend, den Werdegang der Fanszene seit 2001 zeigen sie dennoch eindrucksvoll auf.

Im Laufe der Zeit wurde Heuckeroth, der heute als Designer in einer Nürnberger Agentur arbeitet und so Hobby und Beruf verbinden kann, immer professioneller. „Es war schlicht und einfach ,learning by doing'“, sagt er. Möglichkeiten dazu gab es reichlich; jahrelang reisten er und seine Freunde quer durch Deutschland, um die weiß-grüne Fahne hochzuhalten. Bis ins Jahr 2007 – aufgrund von „Repression“ der Polizei, wie es in einer Erklärung heißt, lösten sich die Ultras auf.

In ein Loch gefallen

Heuckeroth gibt zu, im Anschluss „in ein Loch gefallen“ zu sein. „Ich habe mir dann neue Themen gesucht.“ Und die fand er in der Architektur und dem Stadtbild seiner Heimat. Das Projekt „Faszination Fürth“ war geboren, ein Internet-Foto-Blog mit dem Untertitel „Ein fotografischer Streifzug durch die Kleeblattstadt“.

Doch allzu lange hielt es ihn nicht von der Spielvereinigung fern. Schnell habe er wieder Lust gefunden, „Werbung für Fürth und die Fanszene“ zu machen. Mit der neugegründeten Fangruppe Horidos gab es auf der Nordtribüne plötzlich wieder Leben – und Heuckeroth war stets mit der Kamera dabei. Die meist gleichen Motive versucht er seither mit bisher unbekannten Perspektiven und neuen Einblicken zu kompensieren.

Um wirklich ein vollständiges Archiv über das Geschehen in der Fankurve realisieren zu können, spannte er einen zweiten Fotografen mit ein. Arbeitsteilung heißt seither die Devise: Bei Auswärtsspielen fotografiert sein Kollege, zu Hause er selbst. Über die Jahre hinweg haben sich so mehrere Terabyte an Daten angesammelt, die auf einem System aus externen Festplatten lagern. Zur Einordnung: ein Terabyte sind eine Million Megabyte.

Und wöchentlich kommen weitere Fotos hinzu. Beispielsweise 2300 Aufnahmen vom Derby gegen den FCN. „Das ist dann schon sehr stressig, wenn du zehn Stunden unter Adrenalin stehst und ständig nach dem nächsten Motiv suchst“, berichtet Heuckeroth. Dementsprechend lange dauere dann auch die Bildauswahl und Nachbearbeitung, bis die besten im Internet veröffentlicht werden. „Das Lob für die ,genialen Bilder’ aber entschädigt für den großen Aufwand und ist für mich der Antrieb weiterzumachen“, sagt Johannes Heuckeroth, Fürths Fan-Fotograf.

Die nächste Choreografie kommt bestimmt - die Bilder gibt es unter www.spvgg-fuerth.com zu sehen.

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