Fürther Felsenkeller: Millionenschwere Sanierung ist nötig

4.7.2018, 05:56 Uhr
Fürther Felsenkeller: Millionenschwere Sanierung ist nötig

© Foto: Hans Winckler

Offenbar ging alles ganz schnell. So jedenfalls schilderte es Oberbürgermeister Thomas Jung den verdutzten Stadträten, die in der jüngsten Sitzung erstmals von dem immensen Sanierungsbedarf der denkmalgeschützten Waldgaststätte erfuhren – und zugleich von der großen Finanzspritze, die zu erwarten ist. 1,25 Millionen Euro wird der Bund für die Arbeiten zuschießen.

Er müsse dem Gremium die "Historie" dieser beider Nachrichten erklären, der schlechten wie der guten, erkannte Jung selbst. Zumal es noch nicht lange her ist, dass die Kommune das Areal kaufte. Gezahlt wurde, so der OB auf FN-Nachfrage, "ein niedriger sechsstelliger Betrag für das Haus samt dem großen Grundstück". Für zwei Jahre verpachtet man das Lokal an die Comödie, die nach einigen Renovierungsarbeiten im April den "Grüner-Felsenkeller" eröffnete.

Kosten sind enorm

Nach Jungs Worten stellten Mitarbeiter der städtischen Gebäudewirtschaft vor kurzem "überraschend" fest, dass das im Wald gelegene Gebäude aufwendig saniert werden muss. Das gesamte Tragwerk weise Schäden auf, die sich bis ins Erdgeschoss auswirken; auch der Dachstuhl müsse renoviert werden.

Die zu erwartenden Kosten – um die 2,5 Millionen Euro – seien so enorm, so Jung, dass man eigentlich auch über einen Abriss diskutieren könnte. Aber, sagte er in der Stadtratssitzung: Viele Fürther hätten eine Bindung zu dem Lokal. "Es wäre hart, ein eigenes Denkmal abzureißen."

Jung zufolge hatte ihm zufällig fast zur selben Zeit der Fürther SPD-Bundestagsabgeordnete Carsten Träger erzählt, dass aus einem Berliner Topf noch Fördermittel für Sanierungen von denkmalgeschützten Objekten zu haben sind. Die Voraussetzung: Man habe begründen müssen, warum der Felsenkeller nationale Bedeutung hat.

Ein Stück Biergartenkultur

Wie aus den Unterlagen hervorgeht, argumentierte die Stadt, dass es darum gehe, das "Kulturerbe der traditionellen Biergartenkultur und die damit verbundene Braukunst nach dem Reinheitsgebot des Jahres 1516 aufrechtzuerhalten". Sie beschrieb die Waldschänke, die 1863 zunächst als Hopfen- und Hopfentrocknungslager errichtet worden war, als einen "einzigartigen Ort" mit historischer Verbindung zur gräflichen Brauerei Pückler-Limpurg und zum Schloss Burgfarrnbach. Zudem liege sie inmitten eines "bundesweit einmaligen Winterquartiers" zweier Fledermaus-Arten, der Bechstein-Fledermaus und des Großen Mausohrs.

Innerhalb von nur zwei Wochen kam die Zusage, sagt Jung. Der Haushaltsausschuss des Bundes hatte grünes Licht gegeben, die Stadt Fürth werde die andere Hälfte der Kosten tragen. Allein wäre es schwierig gewesen, die hohe Summe aufzubringen, gesteht der Rathauschef.

Ausgeführt werden sollen die Arbeiten vom Herbst 2019 bis zum Frühjahr 2020. Auf Anfrage der Grünen stellte Jung klar: Pläne, danach auch das Obergeschoss zu nutzen, gebe es nicht. Das Herrichten würde die Kosten weiter nach oben treiben.

"Sonst hätten wir dumm aus der Wäsche geschaut"

Die Oppositionsparteien im Stadtrat zeigten sich gleichermaßen überrascht von der Entwicklung und erfreut über die Hilfe aus Berlin. Insbesondere die Burgfarrnbacher Stadträte der CSU reagierten dankbar und erleichtert, dass dieser Ort, an den viele Menschen Erinnerungen knüpfen, erhalten bleibt.

FDP-Stadtrat Stephan Eichmann gab allerdings zu bedenken: Er würde sich wünschen, dass so ein hoher Sanierungsbedarf beim nächsten Mal vorher ermittelt wird – bevor die Entscheidung fällt, ein Gebäude zu kaufen. Diesmal gebe es glücklicherweise Fördermittel, "sonst hätten wir dumm aus der Wäsche geschaut". Er staune schon, dass man den Umfang im Vorfeld nicht erkannt hat.

"Sie haben im Prinzip Recht, dass man genauer hinschauen sollte", sagte denn auch der OB. Doch in diesem Fall, meinen Jung und Wirtschaftsreferent Horst Müller, sei der Kauf "alternativlos" gewesen; es habe auch schnell gehen müssen. Selbst mit dem heutigen Wissen hätte man das Haus wohl erworben, um zu verhindern, dass es in die unsensiblen Hände eines privaten Investors fallen würde. So schätzte es auch die CSU-Fraktion ein. Einstimmig gab der Stadtrat seine Zustimmung zum Vorhaben.

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