Fürther Freiheit legt Grauschleier ab

16.3.2019, 10:00 Uhr
Fürther Freiheit legt Grauschleier ab

© Foto: Horst Linke

Gemessen an der Vehemenz der bisherigen Diskussion handelt es sich bei dem 75 000 Euro teuren Vorhaben zur Aufwertung der größten innerstädtischen Freifläche um eine Lappalie – selbst, wenn man die jährlichen Folgekosten von 28 000 Euro für Pflege und Transport des mobilen Grüns einberechnet. Doch der Symbolwert der Aktion ist nicht zu unterschätzen. Im Rahmen des Parking Days, einer weltweiten Aktion gegen das Zuparken der Innenstädte, haben in der Vergangenheit immer wieder engagierte Fürther und Organisationen mit Sitzmöbeln und Pflanzen gegen die Parkplatz-Tristesse mitten in der Stadt protestiert.

Sitzelemente aus robustem Kunststoff

Auf der 1000 Quadratmeter großen "Aktionsfläche" vor dem Eingang des Modehauses Wöhrl will das Grünflächenamt die Pflanzkübel nach dem New Orleans Festival aufstellen. Sie sollen 90 Zentimeter hoch sein und einen Durchmesser von 120 Zentimeter haben. Hinzu kommen Sitzelemente aus robustem Kunststoff, die, um sie zu beschweren, mit Wasser gefüllt werden. Damit kann der Platz nicht weiter zum Parken genutzt werden. Gleichzeitig kann die Ausstattung bei Bedarf entfernt werden.

Präsentiert wurden die Pläne in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. Das Gremium signalisierte einstimmig grünes Licht. Nur in einigen Details wurde das Vorhaben modifiziert. So sollen die Veranstalter auf Vorschlag von Oberbürgermeister Thomas Jung künftig nicht für das Umsetzen der Gestaltungselemente zur Kasse gebeten werden. Kein Gefallen fand auch der rostige Cortenstahl, der für die Pflanzkübel vorgeschlagen wurde. Das von Architekten wegen seiner dezenten Note gerne gewählte Material empfindet Grünen-Stadtrat Harald Riedel als "furchtbar". Nun soll es durch anthrazitfarbenes Metall ersetzt werden. Der neue Grünflächenamtsleiter Ernst Bergmann zeigt sich hinsichtlich des Materials leidenschaftslos: "Es kann alles sein, nur bitte keine rustikale Holzoptik." Farblich solle sich das Metall jedoch den Möblierungs- und Beleuchtungselementen der Neuen Mitte anpassen.

Überstimmt wurden die Ausschussmitglieder der CSU, die sich dafür stark gemacht hatten, das mobile Grün den Winter über zwischen Weihnachts- und Frühlingsmarkt nicht wieder zurückzuholen. Als Ausweichort für die Pflanzkübel und Sitzelemente hat Grünflächenamtsplaner Wolfram Hirt den Bahnhofplatz im Blick. "Möglichst nah soll es sein, um den Umzug nicht unnötig kompliziert zu machen", sagt er. 7000 Euro im Jahr sind für Räumung und Rücktransport vorgesehen. Jede Aktion schlägt mit 350 Euro (bei Teilräumung) bis 850 Euro zu Buche. Pro Jahr wird mit sechs großen und sechs kleineren Veranstaltungen gerechnet.

Sechs Pflanzkübel sollen als Sichtschutz zur verbleibenden Parkfläche in einer Reihe quer über die Freiheit angeordnet werden. Sie werden mit Hainbuchen bepflanzt, die ihr Laub im Winter nicht abwerfen. Für die übrigen zwölf Tröge sind Felsenbirnen vorgesehen, die im Frühjahr blühen und im Sommer Früchte ausbilden.

Das Beispiel der Aktionsfläche auf der Freiheit soll Schule machen. In der Sitzung wurde auf die Notwendigkeit verwiesen, vor dem Ludwig-Erhard-Zentrum für grüne Akzente zu sorgen. Auch die Fußgängerzone könnte nach Ansicht von Stadträten mobiles Grün vertragen. Etwa an Stelle des Brunnens, der nicht realisiert wird.

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