Fürther Fußballfans fordern Aufklärung

12.10.2011, 11:00 Uhr
Fürther Fußballfans fordern Aufklärung

© Zink

Wie berichtet, waren 200 Fürther Fans nach der Zugfahrt aus dem Karlsruher Hauptbahnhof zu zwei Bussen geströmt, die sie zum Stadion bringen sollten. Nach Angaben von Augenzeugen hinderte die Polizei die Fans jedoch daran, die Fahrzeuge zu betreten. Offenbar sollten sie nur einen Teil der Sitzplätze nutzen dürfen, obwohl vor den Bussen weitaus mehr Fans warteten.

Der Anpfiff nahte, die Lage begann, sich hochzuschaukeln. Was dann passierte, schildern die Fans in einer Stellungnahme, die im Internet nachzulesen ist, so: „Nach einer angeblichen Beleidigung einer Beamtin schlug die Polizei plötzlich eine Schneise in die Menge, um den vermeintlichen Übeltäter zu überwältigen.“ Und: „Im weiteren Verlauf setzte die Polizei völlig unverhältnismäßig Pfefferspray und Schlagstöcke ein, was mehrere Verletzte zur Folge hatte.“

Acht Fürther Anhänger konnten das anschließende Spiel nicht sehen — weil sie entweder verletzt oder von der Polizei vorübergehend inhaftiert worden waren. Der Stellungnahme zufolge, die von den Sportfreunden Ronhof, den Horidos 1000 und Stradevia 907 unterzeichnet ist, erinnert der Vorfall, „wenn auch in einem quantitativ und qualitativ geringeren Ausmaß“ an die Geschehnisse um das Pokalspiel in München. Damals waren Polizisten unverhältnismäßig hart gegen Fürther Anhänger vorgegangen (wir berichteten ausführlich).

In Karlsruhe hätten die Fanbetreuer beider Vereine sowie ein Zivilbeamter der Bundespolizei den Fürther Anhängern bescheinigt, dass von ihrer Seite „kein grobes Fehlverhalten“ zu sehen war. „Wir wollen daher mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln dafür kämpfen, dass dieser Einsatz lückenlos aufgeklärt wird“, schreiben die drei Fangruppen, auch wenn sie keine große Hoffnung haben: „Unter anderem wegen der fehlenden Kennzeichnung der Beamten erscheint das vollkommen utopisch.“

Keine Randalierer

Nicolas Heckel, Fanbeauftragter der SpVgg und an diesem Tag ebenfalls mit dem Zug in Karlsruhe, kann den Wunsch nach Aufklärung verstehen. Er beschreibt die Hinfahrt als völlig unproblematisch und entspannt ohne jegliche Aggressivität, was auch ein Bundespolizist bestätigt habe, der die Zugfahrt als sogenannter Fankundiger Beamter (FKB) begleitet hatte.

Heckel betont, dass vonseiten der SpVgg noch keine offizielle Stellungnahme vorliegt. Er habe bereits zweimal mit Augenzeugen gesprochen und sei weiter dabei, Informationen zu sammeln, ehe der Verein reagieren werde. Bislang habe er auch noch nicht den Kontakt zur baden-württembergischen Landespolizei gesucht.

Aufklärung brachte Heckel in einem anderen Vorfall: Die Deutsche Presseagentur (dpa) hatte gemeldet, dass 100 SpVgg-Fans auf der Rückreise aus Karlsruhe beim Umsteigen im Würzburger Hauptbahnhof versucht haben sollen, eine Polizeikette zu durchbrechen, um zehn Anhänger eines örtlichen Vereins anzugreifen. „Die meisten von ihnen seien betrunken und gewaltbereit gewesen. Mit Pfefferspray konnten die Einsatzkräfte die Fans zurückdrängen und eine Prügelei verhindern“, hieß es.

Nach Gesprächen mit Anhängern und einem FKB zeichnet Heckel ein anderes Bild: Demnach wollte eine Gruppe Würzburger einem Fürther Trio den SpVgg-Schal „ziehen“, wie es in der Szene heißt. Ein Dutzend Kleeblatt-Fans versuchte, den Bedrängten zu helfen, die Polizei ging mit Pfefferspray dazwischen. Heckels Fazit: Der Bericht der Polizei, auf den sich die dpa stützte, sei überzogen. „Das war ein Geschubse, ein Gerangel.“ Von hundert gewaltbereiten Randalierern könne keine Rede sein.

 

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