Fürther Galeristen geben auf

13.3.2016, 21:00 Uhr
Fürther Galeristen geben auf

© Foto: Berny Meyer

Vor der Tür steht ein Umzugslaster, Männer tragen die Bilder der letzten Ausstellung aus dem Art-Room in der Gebhardtstraße. Die Galerie am Hauptbahnhof, im März 2014 eröffnet, hat dicht gemacht. In Ellen Haselmayers Kunstraum Rosenstraße in der westlichen Innenstadt wird es am 19. und 20. März mit „Welcome 4 Gedok Début“ noch einmal eine große Werkschau gegeben. Danach schließt sich auch hier bis auf Weiteres die Tür. Dagegen macht Manfred Edler, der sein Art-Kunstschaufenster vor zehn Jahren im City-Center erstmals bestückte, einen zusätzlichen Schritt in Fürths Neue Mitte und zeigt ab heute um 17 Uhr im Café Samocca Arbeiten von Norbert Madsius, Titel: „Bäume im Licht“.

Warum es für den Art-Room keine Zukunft gibt? Markus Stoiber, der gemeinsam mit Rainer Schott das Abenteuer Galerie startete, hat eine Antwort: „Wir waren uns selbstverständlich bewusst, dass wir zunächst investieren müssen. Aber wir haben uns auch gesagt, nach zwei Jahren muss es sich wenigstens tragen.“ Ein Plan, der so nicht aufging.

Dabei war der Start, sagt Stoiber, ermutigend. „Zur ersten Vernissage kamen fast 200 Leute, wir bekamen große Aufmerksamkeit, und das blieb eigentlich auch so.“ Der 47-Jährige, der aus Bopfingen stammt und heute in Dinkelsbühl lebt, ist von Haus aus Elektrotechniker und Betriebswirt, beschäftigt sich als Sachverständiger und Investor mit Photovoltaik. Er macht klar: „Es ist zu wenig verkauft worden.“ Dagegen standen Fixkosten an wie Miete, Werbung, Ausgaben für Bewirtung bei Vernissagen. „Es ist nicht unerheblich, was da reingeflossen ist. Wir haben eine Menge versucht“, sagt Stoiber. Unterschiedliche Künstler und Stilrichtungen wurden präsentiert. Das Preissegment war weit gespannt – von 45 bis 18 000 Euro. Events und regelmäßige Musikabende brachten zwar Besucher ins Haus, an den Verkäufen änderte das aber nichts.

Überfülle der Ablenkungen

An Fürth als Galerien-Standort will Stoiber das Ende des Art-Rooms nicht festmachen. „Es gibt ein Überangebot von allem, was uns ablenkt und uns permanent vom Leben abhält“, überlegt der Mann, der sagt, er habe eine buddhistische Haltung gewonnen. Er muss lachen: „Am Anfang haben uns tatsächlich alle gesagt, euch gibt es nicht lange. Aber wenn man eine Idee hat und probiert sie nicht aus, dann kann man weder gewinnen, noch scheitern.“

Ellen Haselmayer war stets mit Herzblut bei der Sache. Wenn sie jetzt den Kunstraum Rosenstraße schließt, den sie 2009 nach ihren Jahren im Kleinen Atelier in der Hirschenstraße eröffnete, dann geschieht das aus familiären Gründen. „Ursprünglich wollte ich damals bloß einen kleinen Raum haben, für ein Atelier, in dem ich auch etwas zeigen konnte“, erinnert sich die 64-Jährige. Gemeinsam mit der inzwischen verstorbenen Renate Moritz, die alle Nana nannten, machte sie den ersten Schritt.

„Aber wir wurden ganz schnell Ausstellungsraum für viele andere. Freunde und Bekannte fühlten sich bei uns wohl.“ Ein Gedanke, der bis heute trägt. Sie sei keine Galeristin, sagt Ellen Haselmayer. „Ich wollte immer einen Ort, an dem man sich trifft und sich bei Kaffee, Kuchen oder einem Glas Wein über viele Aspekte von Kunst austauschen kann.“

Finanziert hat sie diesen gelebten Traum selbst. „Damit verdient man gar nichts, das ist ein Draufzahl-Geschäft.“ Gewonnen hat sie dennoch viel. „Viele Gespräche, Begegnungen, Lebensfreude.“ Dass es irgendwann weitergeht, möchte Haselmayer im Moment nicht ausschließen: „Ich lasse alles auf mich zukommen. Was ich mache, werde ich sehen.“

Wenn es um das Thema Geld geht, dann klingt bei Manfred Edler Ähnliches an. Sein Art-Kunstschaufenster und Galerieladen im City-Center sei ohne die Unterstützung durch Kulturamt und Center-Management nicht möglich. Die Madsius-Ausstellung im Samocca, die an diesem Wochenende Vernissage hat, ist für ihn eine „zweite Möglichkeit und eine Chance, weitere Leute zu erreichen“. Die Lebenshilfe, die hinter dem Projekt Samocca steht, hat ihm diesen Weg eröffnet. Edler lässt keinen Zweifel daran, dass er auch weiterhin im City-Center Kunst präsentieren möchte: „Ich will das so lange wie möglich machen.“

Der 66-Jährige: „Man verdient kein Geld damit, aber ich mache das mit Begeisterung, habe Elan und viele Künstler, die ihre Arbeit vorstellen möchten.“ Auch Edler sieht im Kunst-Standort Fürth weder Vor- noch Nachteile. „Die Lage ist in Nürnberg oder Erlangen nicht anders. Ich kenne sehr gute Leute, die haben zum Beispiel in Hamburger Top-Galerien ausgestellt und nichts verkauft. Die Situation ist für alle Künstler überall sehr schwer.“

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