Fürther Handwerk rührt die Werbetrommel

23.10.2016, 19:00 Uhr
Fürther Handwerk rührt die Werbetrommel

© Foto: Leberzammer

Vor der Berufsschule 1 in der Fichtestraße brutzeln Bratwürste auf einem Grill. Dahinter stehen zwei Mädchen im Qualm, die das Grillgut, angeleitet von einem Fachlehrer, zubereiten. Das Besondere daran: Sowohl Würste als auch Semmeln haben die Achtklässler zuvor selbst hergestellt.

Die 13-jährige Ramona wollte ja lieber bei den Bäckern mitmachen. „Rohes Fleisch anzufassen, ist nicht so meins“, sagt sie und erzählt, dass es ihr manchmal richtig schlecht geworden sei: „Ich habe nicht gedacht, dass man die Würste in echte Ziegendärme presst.“ Ihr Berufsziel ist aber ohnehin ein ganz anderes: Ramona möchte Erzieherin werden. Auch die gleichaltrige Jessica hat Bäcker oder Metzger eher nicht auf ihrer Wunschliste.

„Ich will Rettungssanitäter oder Polizistin werden, weil ich mehr mit Menschen arbeiten möchte“, erklärt sie. Der Tag in der Bäckerwerkstatt der Berufsschule hatte denn auch wenig Überraschendes für sie parat. Gemeinsam haben sie Semmeln, Brezen und Plätzchen gebacken – „so etwas habe ich schon erwartet.“

Sebastiano (15) wiederum hat vor, nach der Schule eine Ausbildung als Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice zu beginnen. Der Tag in der Berufsschulmetzgerei hat ihm trotzdem gut gefallen – mit einer bekannten Einschränkung: „Das mit den Därmen war schon eklig.“

Einen Tag schnuppern

Aus Sicht des Bäcker- und Metzgerhandwerks scheinen die Fokustage also eher ernüchternd gewesen zu sein. Aber das stimmt nicht ganz, denn ein paar positive Beispiele gebe es doch, wie Thomas Mörtel, Geschäftsführer der Fürther Kreishandwerkerschaft, berichtet. Tags zuvor hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, einen Tag lang in die Produktion einer Firma hineinzuschnuppern. „Von einem Mädchen war der Metzger so angetan, dass es ihm am liebsten gleich einen Ausbildungsplatz gegeben hätte“, so Mörtel.

Insgesamt haben sich heuer 19 Betriebe aus den Bereichen Technik und Nahrung an der Projektwoche beteiligt, um Jugendlichen das Handwerk näherzubringen. Damit setze man gezielt einen anderen Schwerpunkt als etwa bei Berufsinformationstagen. „Auf diese Weise lernen sie zielgerichtet die Praxis kennen“, meint Mörtel. Denn alleine durch Prospekte und Gespräche an einem Messestand könne man sich keinen Eindruck vom Berufsbild machen.

Und Alexander Fix-Reinfelder von der IHK betont, dass die Mädchen und Buben freiwillig teilgenommen haben: „Wir haben ganz bewusst keine kompletten Klassen eingeladen.“ Entsprechend motiviert seien die jungen Leute. Davon zeuge die positive Resonanz aus dem vergangenen Jahr, als die Technik-Fokustage erstmals stattfanden. „Die Firmen, die 2015 dabei waren, haben sich in diesem Jahr sofort wieder beteiligt“, berichtet Thomas Mörtel.

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