Fürther helfen bei Rettung aus Riesending-Schachthöhle

18.6.2014, 16:00 Uhr
Fürther helfen bei Rettung aus Riesending-Schachthöhle

© dpa

Dass sie gebraucht werden, haben Carsten Wimmer und Jürgen Probst am Donnerstag erfahren. Am Samstag brachen die beiden Fürther, 35 und 46 Jahre alt, dann zusammen mit weiteren ausgebildeten Höhlenrettern aus Mittel- und Oberfranken in Richtung Berchtesgaden auf.

Auch Dienstag - es war Probsts Geburtstag - halfen sie bei der gefährlichen Aktion am Untersberg, wie Mario Kreß von der Fürther Bergwacht im Gespräch mit den Fürther Nachrichten berichtet. Er ist mit beiden über Handy in Kontakt – und hat sich nicht gewundert, dass sie zum Helferteam gehören, das den verletzten Höhlenforscher Johann Westhauser retten soll: Beide, sagt Kreß, seien extrem zuverlässige Menschen, "die man in schwierige Situationen stecken kann".

Wimmer übernahm Einsatzleitung

Wimmer hat ihm zufolge bereits im November 2009 bei einer Rettungsaktion mitgeholfen, die Schlagzeilen machte: Damals war ein Höhlenforscher von einem herabgestürzten, rund 100 Kilo schweren Felsbrocken in einer Tropfsteinhöhle in Hessen im Hüftbereich eingeklemmt worden. Das Gestein musste so gelöst werden, dass der Forscher nach oben in einen Hohlraum klettern konnte. Die Unfallstelle war durch 20-minütiges Robben und Kriechen erreichbar. Nach neun Stunden war der Mann befreit.

Für Höhlenretter, die regelmäßig Rettungseinsätze üben, sei ein Unfall in der Riesending-Höhle immer das "Worst-Case-Szenario" gewesen, sagt Kreß. Etwa zwölf Stunden dauert der Weg über etliche Kilometer in dem verzweigten System der Schachthöhle bis zur Unglücksstelle. Es ist geplant, dass Probst und Wimmer beim abschließenden Transport des Patienten mitarbeiten.

In den vergangenen Nächten hat Probst, der in Nürnberg einen Laden für Kletterzubehör führt, die Einsatzleitung am Höhleneingang übernommen. Dabei galt es unter anderem, dafür zu sorgen, dass die Helfer das Material bekommen, das sie brauchen.

Konzentrierte Arbeit anstelle von Übermut

Wimmer, der Maschinenbautechniker ist, war in den vergangenen Tagen Teil des Backup-Rettungsteams, das sofort einsatzbereit ist, sollten sich Helfer in der Höhle verletzen. Wimmer war bereits kurz nach Pfingsten schon mal zur Höhle aufgebrochen, um Material hinzubringen. Die Helfer benötigen unablässig Nachschub an Seilen, Metallstiften, Zelten, Decken und Verpflegung.

"Eine extrem hohe Logistik ist nötig", sagt Kreß, "und auf den Helfern lastet eine riesige Verantwortung." Für sie ist das Unfallopfer kein Fremder: "Die Höhlenforscher sind eine kleine Gemeinschaft, die meisten kennen sich." Waghalsige Abenteurer seien als Retter nicht zu gebrauchen: "Ob man jemanden aus einer Höhle oder von einem Felsen befreit: Der Eigenschutz geht vor. Denn wenn ein Retter verunglückt, kann er niemandem mehr helfen. Man muss daher mit wahnsinnig hohen Sicherheitsvorkehrungen und absoluter Sorgfalt arbeiten."

Haupteinsatzgebiet der Fürther Bergwacht, zu der auch Höhlen-Spezialisten wie Probst und Wimmer gehören, ist die Fränkische Schweiz. Mehrmals im Jahr werden die Retter gerufen, um verletzten Outdoor-Sportlern zu helfen, sagt Kreß, der sich etwa an Unfälle in der Schönsteinhöhle und im Bismarckschacht erinnert.

 

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