Fürther Kino-Boss gibt auch das Atrium ab

11.1.2012, 11:00 Uhr
Fürther Kino-Boss gibt auch das Atrium ab

© Edgar Pfrogner

Mit seiner neuen orangefarbenen Fassade hebt sich das alte Atrium-Kino von den angrenzenden braunen Häusern in der Wölckernstraße grell ab. Der frische Außenanstrich soll einen Neustart markieren. Denn im Mai 2011 hat das Anwesen seinen Besitzer gewechselt. Die alten Eigentümer Franz und Alfred Ach verkauften das Gebäude mit den zwei großen Wohnungen über dem Kino.

Fürther Kino-Boss gibt auch das Atrium ab

Die neuen drei Eigentümer sind Ghafur Karimzadah, sein Vater Abdulkhaliqu Karimzadah und Cousin Nassir Bakhshi. Der aus Afghanistan stammende Ghafur Karimzadah betreibt seit zehn Jahren ein paar Hausnummern weiter ein Geschäft, das auf Telekommunikationsgeräte sowie An- und Verkauf von neuen und gebrauchten Handys, Computern und anderen Geräten spezialisiert ist. Doch über die Höhe der Kaufsumme mit Blick auf das Atrium-Kino hüllt er sich in Schweigen. In den zurückliegenden Monaten reparierten die drei Neuen das Nötigste am Haus, dichteten zuerst das Dach ab, strichen innen und außen Wände. „Die Decke im Kino war durchlöchert, Regenwasser tropfte rein“, berichtet Karimzadah.

Wohnungen umgebaut

Konkrete Pläne, was aus der alten Traumfabrik werden soll, gibt es offenbar noch nicht. Sicher, der 35-Jährige kann sich gut vorstellen, in den alten Kinoräumen einen weiteren Laden für seinen Handel einzurichten. Doch der Grundriss des Gebäudes sowie der hohe Saal mit Empore und Leinwand erschweren eine solche Realisierung. Karimzadah kann sich hier aber auch wieder einen kulturellen Betrieb vorstellen, den Namen „Atrium“ wolle er nicht auslöschen. Unterstützung dafür erhofft er sich von der Stadt, ein Gespräch mit dem Kulturreferat ist geplant.

Die beiden großen Fünf-Zimmer-Wohnungen über dem Kinosaal hat er nach eigenen Angaben in zehn kleine, jeweils rund 22 Quadratmeter große Einheiten umgewandelt. „Die sind teilweise schon vermietet, an Studenten und Schausteller.“ In der Bauordnugsbehörde ist über den Umbau der beiden großen Wohnungen allerdings noch nichts bekannt.

Seitdem sich Cinecittà-Chef Wolfram Weber 2009 als Mieter und Betreiber des Programmkinos Atrium zurückgezogen hat, will der Kulturbetrieb hier nicht mehr so richtig in Gang kommen. Unter dem Titel „Casa Cubana“ sollte das Haus vor gut einem halben Jahr eine Art Kultur- und Begegnungszentrum für Exil-Kubaner und für ein Kuba-interessiertes Publikum werden. Doch scheiterten die ersten Versuche. Jetzt denkt Miteigentümer Karimzadah auch darüber nach, hier eine Begegnungsstätte für seine Landsleute aus Afghanistan zu betreiben.

Für Kinounternehmer Alfred Ach ist seit dem Verkauf das Kapitel „Atrium“ abgeschlossen. Bis 2009 war der Palast in der Hand der Familie, Achs Großvater baute das Südstadtkino an der Wölckernstraße im Jahr 1950. In Nürnberg betreiben die Achs nur noch ein Kino, den Rio-Palast in Gostenhof.

Auch in Fürth werden Mitte Mai die Lichter im dortigen City-Kinocenter, das Alfred Ach ebenfalls gehört, ausgehen. Der Grund: In der Innenstadt wird eine neue Einkaufsmitte entstehen, entwickelt vom Investor MIB, der seit drei Jahren in Nürnberg-Eberhardshof das ehemalige AEG-Areal erfolgreich wiederbelebt. Achs Engagement ist in Fürth damit jedoch nicht beendet. „Es gibt Verhandlungen mit der Stadt um einen neuen Kino-Standort, den ich betreiben will“, sagt er.

Sieben Kinosäle

Priorität hat für den Unternehmer derzeit allerdings das Multiplexkino-Projekt in Neumarkt. In der Oberpfälzer Kreisstadt hat sich eine deutliche Mehrheit im Stadtrat für sein Konzept ausgesprochen: Auf einem 9000 Quadratmeter großen Gelände entstehen laut Ach sieben Kinosäle, eine Veranstaltungshalle, ein Open-Air-Kino und Gastronomie. In den nächsten Wochen werde der Bauantrag eingereicht. Ach: „Wir planen die Eröffnung des Kinos noch im Herbst dieses Jahres.“ Damit, so vermutet er, werden einige Kinobesucher, die bisher aus der Oberpfalz nach Nürnberg ins Cinecittà gefahren sind, eher in Neumarkt landen.