Fürther Kirche: Strukturreform wirft Fragen auf

17.9.2017, 16:00 Uhr
Fürther Kirche: Strukturreform wirft Fragen auf

© Foto: Schmitz

Wie berichtet, denkt Dekan André Hermany angesichts des akuten Priestermangels an eine verstärkte Übernahme von Verantwortung mit sogenannten Wortgottesdiensten durch Laien. Darüber hinaus möchte er aber auch Impulse geben, um neue Kirchgänger anzulocken. Dazu schwebt ihm die Integration einer durch eine Glaswand abgetrennten religiösen Begegnungsstätte in ULF vor.

Gemeindepfarrer Andreas Eckler begrüßt die Initiativen zur langfristigen Absicherung der Seelsorge. Eine City-Kirche, wie sie Hermany vorschwebt, sei prinzipiell eine gute Sache, es bräuchte aber auch engagierte Mitarbeiter, um dem Projekt zum Erfolg zu verhelfen. Wie berichtet, kann sich der Dekan im Zuge des Personalabbaus vorstellen, die Pfarrerstelle in ULF nach Ecklers Pensionierung in zwei Jahren nicht mehr zu besetzen.

Enormer Einsatz

Eckler macht seinerseits auf den enormen Einsatz aufmerksam, den er leistet, um die Innenstadtgemeinde lebendig zu gestalten. So suche er jeden Samstagvormittag in der Fürther Fußgängerzone das Gespräch mit Notleidenden und Benachteiligten. Jeden Monat werden öffentliche Mahnwachen für Menschenrechte und Religionsfreiheit veranstaltet. Das alles und die zentrale Lage des Gotteshauses hätten zur Folge, dass ULF im Gegensatz zu anderen Kirchen immer gut besucht sei. Auch an Laufpublikum herrsche kein Mangel. Eckler: "Unsere Gotteshaus lockt als Marienkirche viele Besucher an und ist gewissermaßen den ganzen Tag durchbetet."

Das unterstreicht auch Anselm Horn vom Pfarrgemeinderat. Außerdem weist er darauf hin, dass es sich bei den Plänen zur Zukunft der katholischen Gemeinden in Fürth bislang nur um Gedankenspiele handle und keineswegs um konkrete, beschlossene Maßnahmen. Fatal wäre es nach Ansicht von ULF-Urgestein Hermann Günthert, die 1829 eingeweihte Kirche im Herzen der Stadt als Stammkirche aller umliegenden Gemeinden, ohne Priester bestehen zu lassen. Bei der Vorstellung für eine weitere Nutzung, wie sie Dekan Hermany ins Gespräch gebracht hat, wird seiner Ansicht nach nicht berücksichtigt, dass die Kirche als Werk von Leo von Klenze denkmalgeschützt ist. Außerdem wird das Gotteshaus auch von der griechisch-orthodoxen Gemeinde mitbenützt.

"Warum will man eine Begegnungsstätte, die in der Blumenstraße kaum besucht wird, aus dem Zentrum nehmen um sie in unsere Kirche zu verlegen? Sollen die Gläubigen in Zukunft in räumlicher Enge zusammengepfercht werden?", fragt Günthert. Das könne doch niemand im Ernst wollen.

Dass ULF unter keinem Besuchermangel leidet, betont aus eigener Erfahrung auch Gemeindemitglied Hans-Otto Schmitz. Zu den innerkirchlichen Angelegenheiten merkt er an, dass sie alle noch nicht ausdiskutiert seien. Schmitz: "Das Problem des Priestermangels verursache natürlich auch im Dekanat Fürth schmerzhafte Wunden, die selbst mit einem kräftigen Staubwedel nicht durch eine einzige Konferenz Ende September geheilt werden können."

Insbesondere könne nicht von vorne herein die Pfarrstelle in ULF zur Disposition gestellt werden. ULF sei als Innenstadtpfarrei schließlich keine "Dorfkirche", sondern Kondensationspunkt vieler Katholiken verschiedenster Herkunft – auch über den Pfarrsprengel hinaus.

Wichtige Bezugsperson

Es brauche deshalb weiterhin eine feste Bezugsperson in der Pfarrei und nicht nur eine "Versorgung" mit Gottesdiensten durch irgendwelche, gerade verfügbaren Pfarrer oder Wortgottesdienstleiter. Wenn die Strukturreform gelingen solle, brauche sie intensive Unterstützung und klare Ansprechpartner. Guter Wille alleine genüge dazu nicht. Das sagt Schmitz auch aus eigener Erfahrung im interreligiösen Dialog.

Schmitz: "Das vor gut fünfzig Jahren zu Ende gegangene Konzil sieht die Einbindung aller betroffenen Strukturen und Stände vor, nicht nur für den normalen Dienst, sondern auch für zukunftsträchtige Weichenstellungen. Deshalb ist es unbedingt notwendig, die Gemeinden, das Dekanat, die Diözese, die betroffenen Amtsträger, aber auch die Laien der Gemeinden mit einzubinden."

Dass durch Laien gestaltete Wortgottesfeiern eine Möglichkeit sind, den künftigen Priestermangel zu kompensieren, bezweifelt Kirchgänger Frederic Knopf. Aus ULF berichtet er: "Wenn reguläre Eucharistiefeiern mit Priester stattfinden, ist die Kirche immer sehr gut besucht."

Anders bei Wortgottesdiensten, wie am 3. September, als die Fürther Nachrichten vor Beginn die spärlich besuchte Kirche fotografiert hatten. Das Fernbleiben der Besucher hier, aber erfahrungsgemäß auch in anderen Kirchengemeinden, zeige, was die Mehrheit der Gläubigen von diesen Feiern halte. Es finde eine Abstimmung mit den Füßen statt. "Dekan und Bischof sollten sich überlegen, ob sie wirklich diesen Weg beschreiten wollen", meint Knopf.

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