Fürther Lehrerorchester und Musica Viva auf den Flügeln der Sanftmut

25.11.2015, 17:00 Uhr
Fürther Lehrerorchester und Musica Viva auf den Flügeln der Sanftmut

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Stilsicherheit in allen Epochen kennzeichnet den Chor Musica Viva, den Eberhard-A. Appel seit nunmehr 25 Jahren leitet. Von Heinrich Schütz, dem Meister des deutschen Frühbarock, gelang mühelos der Sprung zum 1943 geborenen Morten Lauridsen, zu Max Reger an der Schwelle zum 20. Jahrhundert und zum Dresdner Kreuzkantor Rudolf Mauersberger und seiner am Karsamstag 1945 uraufgeführten Trauermotette „Wie liegt die Stadt so wüst“. 70 Jahre später hat dieses Werk, das auch ein historisches Dokument ist, nichts von seiner Eindringlichkeit verloren, und die Resignation und Trostlosigkeit, die Klage und den Aufschrei über das Geschehene bot der Chor in schwebendem Pianissimo beim „Warum?“ mit perfekter Textverständlichkeit dar. Kraftvoll-homogener Klang in „Selig sind die Toten“ von Schütz als musikalischer Einstieg am Totensonntag, Intonationssicherheit und ausgefeilte Dynamik in „O nata Lux“ von Lauridsen, gewaltige Steigerungen in Regers „Der Mensch lebt und bestehet“: Musica Viva stellte hier abermals seine Klasse unter Beweis.

Zwischen den Chorsätzen spielte das Fürther Lehrerorchester unter Benedikt Ofners Dirigat ein Adagio von Julius Reubke in einer Bearbeitung für Streichorchester, ein mit heiklen chromatischen Passagen durchsetztes Werk, in sauberer Intonation und mit tiefem Ausdruck. Und im Anschluss an die Reger-Motette erklang in exaktem Zusammenspiel sein „Lyrisches Andante“ aus dem Jahr 1898, das sich stimmig an den Chorsatz anschloss.

„Es ist so sanft wie ich selbst“, schrieb Gabriel Fauré einem Freund über sein Requiem. Es steht hierzulande zu unrecht im Schatten der Requiemvertonungen von Mozart, Brahms und Verdi. Dies liegt aber wohl auch daran, dass der Komponist nicht Todesfurcht, sondern ewige Ruhe, Frieden, Erlösung und die Hoffnung auf überirdische Freuden zum Ausdruck bringen wollte. In diesem Wohlklang-Bad ist das „Dies illa, dies irae“ der einzige dramatische Ausbruch. Ofner betont denn auch die „pazifistische“ Intention in seiner Interpretation. Liebliche Chorklänge im Kyrie, kein lauter Jubel im Sanctus, sondern auch hier von den Violinen überspielter zarter Sound, im Hosanna von den Bläsern der AMV Fridericiana Erlangen verstärkt, getragene Tempi und ein von den Sechzehnteln der Orgel umspieltes „In Paradisum“ prägen dieses romantische Werk — für die beiden Laienensembles eine dankbare Aufgabe, den Anforderungen waren sie allzeit gewachsen.

Als Solisten waren Constanze Wagner mit einer zarten, noch ausbaufähigen Sopranstimme und Tobias Bencker mit einer in allen Lagen ausgeglichenen lyrischen Baritonstimme zu hören. Schade, dass der verdiente Schlussbeifall etwas unkoordiniert einsetzte, weil wieder einmal einige Zuhörer störend vorgeprescht waren.

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