Fürther Ökokonto: Potenzial erschöpft

7.5.2013, 09:00 Uhr
Fürther Ökokonto: Potenzial erschöpft

© Hans-Joachim Winckler

Das Ökokonto funktioniert wie ein Bankkonto: Konnten Investoren bisher die geforderten Renaturierungen im Gegenzug von Flächenversiegelung dank des kommunaler Vorrats an bereits begrünten Brachflächen relativ einfach finanziell ablösen, müssen sie künftig erst einmal geeignete Ausgleichsflächen finden. Wie Baureferent Joachim Krauße dem städtischen Umweltausschuss mitteilte, sind sämtliche vorsorglich angelegten Grünzonen inzwischen abgegolten.

Hinzu kommt, dass mittlerweile bereits ökologische Ausgleichsflächen – etwa für das neue Trainingszentrum der SpVgg auf der Kronacher Hard, oder für einen Lkw-Abstellplatz an der äußeren Schwabacher Straße – benötigt werden. In diesen Fällen muss natürlich doppelt Ersatz geleistet werden: sowohl für das Bauvorhaben selbst, als auch für die Zerstörung der Ausgleichsfläche.

Bestes Beispiel für die Effizienz des Ökokontos ist nach Kraußes Worten das Gewerbegebiet Hardhöhe West. Realisiert werden konnte es nur deshalb so schnell, weil die Stadt bereits über genügend renaturierte Flächen verfügte. Obwohl durch Anpflanzungen und Dachbegrünungen im 280.000 Quadratmeter großen Gewerbegebiet selbst schon ein Teil der geforderten Kompensation erfüllt werden kann, wurden auf weiteren 140.000 Quadratmetern Aufforstungen erforderlich.

Das geschah etwa auf der Stadelner Hard und durch Anlage einer Streuobstwiese am Burgfarrnbacher Felsenkellerweg. Außerdem wurden weitere 89 Bäume an verschiedenen anderen Standorten eingepflanzt. Der Umfang der Ausgleichsmaßnahmen errechnet sich nach der Größe der versiegelten Fläche und ihrer natürlichen Qualität. Dazu hat die Kommune ein akribisches Punktesystem eingeführt. Die Hardhöhe West schlägt danach mit 45.000 Natur-Wertpunkten zu Buche.

Für das an der Breslauer Straße auf 14.000 Quadratmetern geplante Nahversorgungszentrum kann demnach eine 3700 Quadratmeter große Renaturierungsfläche am Bucher Landgraben finanziert werden, während der Eingriff in die Natur für das 900 Quadratmeter große Fahrsilo am Regnitztalradweg beim Stadelner Fischerberg durch eine dreireihige Eingrünung mit Laubgehölzen an Ort und Stelle kompensiert werden konnte.

Die Fürther Praxis der Ausgleichsmaßnahmen ist mit den Nachbarstädten abgestimmt, damit Investoren im Großraum überall gleiche Voraussetzungen vorfinden. Grundlage bildet ein Naturschutzgesetz aus dem Jahre 2011. Dieses besagt, dass erhebliche Beeinträchtigungen der Natur bei Neubauten zu vermeiden sind und unvermeidbare kompensiert werden müssen.

Wie Jürgen Tölk, im städtischen Ordnungsamt zuständig für den Umweltschutz, erläutert, müssen deshalb bei jeder Planung Alternativen geprüft werden, die weniger in die Natur eingreifen. Der Ausgleich für Eingriffe soll dann möglichst ortsnah erfolgen. Die finanzielle Ablöse, mit der anderswo Natur aufgewertet wird, kommt erst dann in Frage, wenn eine direkte Kompensation nicht möglich ist. Noch ist es den Kommunen freigestellt, wie sie den ökologischen Ausgleich regeln. Doch auf Landesebene wird bereits an einer einheitlichen Kompensationsverordnung gefeilt.

Die städtebauliche Planung profitiert nach Ansicht des Baureferenten sehr von der Notwendigkeit eines Ausgleichs. Kritik meldete im Fürther Umweltausschuss der Steinacher Landwirt und CSU-Stadtrat Peter Pfann an. Seiner Ansicht nach wird die Landwirtschaft durch Umwandlung von Äckern in Ausgleichsflächen immer weiter zurückgedrängt. Grünen-Stadträtin Waltraud Galaske hielt seiner Klage jedoch entgegen, dass Landwirte erst durch den Verkauf ihrer Flächen den Weg für das Großprojekt von Möbel Höffner im Knoblauchsland frei gemacht haben. Der Berliner Möbelriese hat Fürth im Gegenzug den bisher größten Zuwachs an ökologischen Ausgleichsflächen beschert.

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