Fürther Politiker wollen Druck auf den VGN erhöhen

27.7.2018, 12:16 Uhr
Fürther Politiker wollen Druck auf den VGN erhöhen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Der Widerstand der Kommunalpolitik "trägt erste Früchte", meinte Oberbürgermeister Thomas Jung mit Blick auf die Entscheidung – allerdings geht der Schritt vielen längst nicht weit genug. Es bestand Konsens darüber, dass er nur ein zarter Beginn sein kann. Reformen innerhalb des VGN sind erwünscht, die nicht nur das viel kritisierte automatisierte Drehen an der Preisschraube für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) betreffen.

Gemeinsam mit den Partnern im VGN – Städten, Landkreisen und Unternehmen wie der Bahn – müsse man nun "in Ruhe" darüber verhandeln, was machbar sei, so Jung. Und: Der Druck auf den Verbund, so war quer durch alle politischen Reihen zu hören, müsse erhöht werden.

Hektische Aktivität

Auf Fürther Ebene, regte Baureferentin Christine Lippert an, könnte sich eine Arbeitsgruppe formieren, damit sich nicht stets dasselbe wiederholt: Sobald der VGN mit Hinweis auf steigende Kosten seine Erhöhungen um zwei bis drei Prozent ankündigt, setzen Wehklagen und hektische Aktivität der Politik ein; diskutiert wird dann reichlich kurzatmig und zuweilen eher unausgegoren.

In diesem Jahr kam aus den Reihen des Stadtrats in Windeseile ein bunter Strauß von Vorschlägen (wir berichteten). In der Sitzung am Mittwoch reichte das Spektrum vom Wunsch nach "maßvollen Verbesserungen" (SPD) bis zum Ruf nach einem kostenlosen ÖPNV (Linke). Die FDP regte gar an, über einen Ausstieg aus dem VGN nachzudenken, sollte sich nichts im Sinne Fürths verbessern.

Diese Option wies der OB weit von sich, einem "Fürther Separatismus" werde er sich "entgegenstellen". Man müsse doch froh sein über Tarife, die über Grenzen hinaus reichen, bei denen man also nicht immer wieder neu stempeln muss. Marcus Steurer, seit kurzem Chef der für den ÖPNV zuständigen infra Fürth, plädierte trotz aller Kritik dafür, an den sogenannten Atzelsberger Beschlüssen festzuhalten.

In ihnen hatten die Partner im VGN einst den Mechanismus festgezurrt, demzufolge die Preise jährlich in gewissem Ausmaß steigen dürfen. Aus unternehmerischer Sicht sei das "sehr wichtig", um die Verluste im ohnehin hochdefizitären ÖPNV nicht noch größer werden zu lassen.

Die städtische Finanzreferentin Stefanie Ammon bezweifelt grundsätzlich, dass stabile oder sogar niedrigere Preise Menschen in größerem Ausmaß zum Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn bewegen. Zudem schlage etwa die Einführung eines von CSU und Linken ins Spiel gebrachten Ein-Euro-Tickets in Fürth, auf zehn Jahre gerechnet, mit einem Einnahmeverlust von stolzen 21,4 Millionen Euro zu Buche.

Bedeutender sind in Ammons Augen qualitative Verbesserungen – etwa in Sachen Komfort, Pünktlichkeit, Taktverdichtung und zusätzliche Linien. Und diese seien ohne die entsprechenden Mittel "nicht zu bezahlen". Was Ammon aber für besonders wichtig hält, sind Preiskorrekturen an anderer Stelle: "Das Parken in der Innenstadt darf nicht mehr so günstig sein", fordert sie. Nur dann werde der Wechsel zum ÖPNV attraktiv.

Spezieller Tarif

Dessen ungeachtet wurde auf Drängen der CSU beschlossen: Fürth soll mit dem VGN darüber verhandeln, ob ein spezieller und stark vergünstigter Tarif für die Kleeblattstadt eingeführt werden kann. Nur so sei es möglich, einer wachsenden Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem ÖPNV wirksam zu begegnen, glauben die Christsozialen.

Gegen das nun beschlossene Einfrieren einzelner Preise ab Januar 2019 – betroffen sind im Fürther Tarif B das Viererticket, das Handy-Einzelticket, das Tagesticket Plus und das 9-Uhr-Jahresabo – wandten sich die Grünen. Sie hätten das Aussetzen der Preiserhöhung für sämtliche Fahrscheine auf Fürther Gebiet für sinnvoller gehalten.

Denn nun würden genau jene Ticketarten benachteiligt, die man nach ihrer Ansicht besonders fördern müsste: die der Dauerkunden mit Abonnements, die besonders stark zur Entlastung der Umwelt beitragen.

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