Fürther Stadtpolizei seit vier Jahrzehnten wieder verstaatlicht

29.10.2014, 21:00 Uhr
Fürther Stadtpolizei seit vier Jahrzehnten wieder verstaatlicht

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Reibungslos ist der Wechsel des Dienstherrn 1974 nicht über die Bühne gegangen. Der frühere Fürther Polizeichef und jetzige Motor des Kriminalmuseums im Rathauskeller, Wilfried Dietzsch, erinnert sich noch gut an eine Protestversammlung im Humbserbräu in der Friedrichstraße: „Wir haben hier nicht den Aufstand geprobt, sondern unserer Liebe zu Fürth Ausdruck verliehen“.

Die Fürther Bevölkerung reagierte hingegen weniger aufgeregt auf die Neuorganisation. Einzig die Tatsache, dass Fürther Polizeiautos nun mit Nürnberger Nummernschild durch die Stadt kurvten, erregte Unmut. Der Kommune brachte der Wechsel des Dienstherrn eine finanzielle Entlastung, wie Oberbürgermeister Thomas Jung anmerkte, als er die ehemaligen Stadtpolizisten empfing. Die Grundlagen für Fürths Rang als sicherste Großstadt in Bayern hat, so Jung, schon die Stadtpolizei mit ihrer Ortsnähe und Präsenz im Streifendienst gelegt. Auch nach der Trennung von der Kommune funktioniere die Zusammenarbeit mit städtischen Dienststellen reibungslos.

Eingeführt wurde die Stadtpolizei nach Kriegsende von der amerikanischen Militärregierung, die die bisherigen Machtstrukturen aufbrechen wollte. Von 398 mit weißen Armbinden und Holzknüppeln ausgestatteten Hilfspolizisten, die 1945 eingestellt worden waren, wurden 174 nach der Überprüfung wegen ihrer NS-Vergangenheit wieder entlassen.

Für das friedliche Klima in Fürth sprach in den Augen Dietzschs, dass der 1968 angeschaffte Wasserwerfer nie bei Demonstrationen eingesetzt wurde. Gute Dienste habe er vielmehr zum abendlichen Bewässern der Liegewiesen des Scherbsgrabenbades geleistet. Zu den wichtigen Polizeiaufgaben unter kommunaler Regie zählte der ehemalige Polizeichef auch das Chauffieren von OB Hans Bornkessel. Im kleinen VW-Käfer war das kein Vergnügen.

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