Fürther Tatort-Star für Sekunden

2.8.2015, 16:00 Uhr
Die Dreharbeiten zum Tatort fanden vor einem Gasthaus statt.

© Mark Johnston Die Dreharbeiten zum Tatort fanden vor einem Gasthaus statt.

Fürther Tatort-Star für Sekunden

© Foto: Johnston

Ein Landgasthof irgendwo in Franken. Auf dem Dorfplatz stehen Polizeiautos, im Ort wurde eine Leiche gefunden. Neugierig blickt ein Mann über das Absperrband am Tatort, eine Zigarette in der Hand, als eine Polizistin auf ihn zukommt und den Gaffer verscheucht. Der Herr im Blaumann ist der Nachbar der Toten. Doch in Wirklichkeit ist Jan Kaczmierczak nur ein Komparse.

Im neuesten Franken-Tatort, der Anfang der Woche zum Teil in Rockenbrunn im Nürnberger Land gedreht wurde, stand Kaczmierczak als Statist vor der Kamera. Im Brotberuf arbeitet der Fürther als freier Lektor für Museen oder die Universität. Der Dreh vor einer Woche war seine Schauspieler-Premiere.

Mit Verbrechen allerdings hatte er schon vor gut 20 Jahren zu tun: „Ich habe damals Kurzkrimis geschrieben.“ Doch selbst in einem mitzuwirken, war ein besonderer Reiz. „Eine Komparsenagentur hat speziell für den Franken-Tatort Schauspieler gesucht, da habe ich mich einfach mal beworben“, berichtet Kaczmierczak. Mehr als 2500 Interessenten gab es, 300 kamen in die engere Auswahl. Auf einem Internetportal wurden die verschiedenen Rollen angeboten, unter anderem „Nachbar mit Hund“.

„Ich habe aus Versehen draufgeklickt, dabei habe ich doch gar keinen Hund“, erinnert sich Kaczmierczak. Die Rolle als Nachbar bekam er trotzdem. Erst sollte er auf dem Fahrrad vorbeifahren, später dann Holz hacken. Am Ende wollte die Regie sehen, wie er sich eine Zigarette anzündet — diese Einstellung wurde dann auch gefilmt.

Die Laienschauspielerei sei schon ziemlich anspruchsvoll, sagt Kaczmierczak, das habe er etwa beim Rauchen gemerkt: „Das ist eigentlich etwas, was ich Tag und Nacht tue. Doch sich fernsehgerecht eine Zigarette anzuzünden, ist eine ganze neue Herausforderung.“ Die Komparsenagentur hat ihm Tipps gegeben, wie er die Glimmstängel richtig halten muss. Trotzdem musste die Einstellung fünfmal gedreht werden, bis alles im Kasten war. „Die fünf Zigaretten habe ich natürlich spurengesichert und eingetütet“, scherzt Kaczmierczak.

In dieser Szene sagt er auch etwas — oder tut zumindest so: „Ich stehe im Hintergrund, und es sieht so aus, als ob ich sprechen würde. In Wirklichkeit bewege ich nur meine Lippen.“ Einen Text musste er dafür nicht auswendig lernen. Was er ganz leise vor sich hinmurmelte, hatte auch nichts mit dem Film zu tun. Womit dann? Er schmunzelt: „Mal schauen, ob ein Lippenleser herausfindet, was ich gesagt habe.“

Zu den Schauspielern wie Matthias Egersdörfer oder Dagmar Manzel, haben Komparsen in der Regel keinen Kontakt. Die Profis werden streng abgeschirmt, um sie nicht aus dem Konzept zu bringen. Am Rande der Dreharbeiten hat Jan Kaczmierczak dann aber doch Matthias Egersdörfer persönlich kennengelernt. „Er dachte, ich wäre ein Mitglied des richtigen Darsteller-Teams und nicht nur Komparse. Das war schon ein Ritterschlag für mich.“

Nicht allein deswegen hat Kaczmierczak der Kurzeinsatz gefallen, auch das Gemeinschaftserlebnis war ihm wichtig: „Es ist ein erhebendes Gefühl, mit anderen Leuten etwas Künstlerisches zu machen. Es ist einfach toll, Teil einer strukturierten, und doch chaotischen Gruppe zu sein.“ Der TV-Trip hat es ihm angetan – so sehr, dass er nun sogar eine Nacktleiche in einer anderen Produktion spielen möchte. Vollständig entblößt, ohne Augenbrauen, Haare und Bart. „Wie heißt es in Hollywood: ,Für eine gute Rolle tue ich alles‘“, sagt Kaczmierczak. Noch hat sich die Komparsenagentur nicht bei ihm gemeldet.

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