Fürther wollen sich stärker einmischen

27.6.2013, 11:00 Uhr
Fürther wollen sich stärker einmischen

© Hans Winckler

Ist es andernorts genauso? Die Fürther jedenfalls, der Eindruck trügt nicht, nehmen keinesfalls alles hin und bringen sich gern ein. Nicht nur im Stadtrat wird diskutiert. Die Fürther gründen Vereine, die ihren Vorort vor übermäßiger Bebauung bewahren sollen, oder Bürgerinitiativen, die beispielsweise bei der Entwicklung der Innenstadt mitreden möchten oder sich gegen Umgehungsstraßen einsetzen, die sie für unsinnig halten. Und manchmal zeigen die Proteste Wirkung.

So gestand Fürths Rathauschef bei der Podiumsdiskussion am Dienstag offen ein, erst der Widerstand der Bürger habe dazu geführt, dass im Baugebiet Oberfürberg Nord nur noch 300 statt ursprünglich 900 Wohneinheiten geplant sind. Bei einem Areal am Brünnleinsweg habe der Bauausschuss kürzlich dem Wunsch des Investors nach einer dichteren Bebauung widersprochen. „Die Diskussionen zeigen also Wirkung“, sagte Jung und fügte gut gelaunt hinzu: „Das ist ja das Schöne an der Demokratie.“ Bürgerprotest sei ihm willkommen, zudem sei er ein großer Freund von direkter Beteiligung in Form von Bürgerentscheiden.

Auch die Podiumsdiskussion zum Thema „Grenzen des Wachstums“ hatte Jung mit dem Wunsch organisiert, die Bürger bei der Suche nach Lösungen mitzunehmen. Die Menschen, die am Dienstagabend mit ihm auf dem Podium oder im Publikum saßen, nahmen’s wörtlich – vielleicht sogar mehr, als dem Oberbürgermeister lieb gewesen war. So regte Ursula Kreutz von der Bürgerinitiative „Bessere Mitte“ an, runde Tische zu verschiedenen Themen zu gründen, an denen Bürger und Verbände über die Zukunft ihrer Stadt ein Wörtchen mitreden können. „Es gibt genug Menschen, die mitgestalten wollen“, so Kreutz.

Unterstützung erhielt sie vom Podium, auf dem auch Ulla Dürr vom Diakonischen Werk saß. „Bürgerbeteiligung führt zu mehr Bürgerengagement“, sagte sie. Das könne viel Kreativität freisetzen. „Lassen Sie uns mit den Bürgern der Stadt entwickeln, wie es weitergehen soll“, sprach sie den Oberbürgermeister an.

„Natürlich, wenn das gewünscht wird“, entgegnete der Rathauschef, schränkte aber ein: Entscheidungen müssen in einer Demokratie durch eine Mehrheit legitimiert werden. Und diese beruhe auf Wahlen oder Bürgerentscheiden. Man dürfe sich da keinen Illusionen hingeben.

Aber auch Hubert Weiger, in Fürth lebender Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, ließ nicht locker. Vom Podium herab plädierte er dafür, in den Diskussionsprozess auch Wissenschaftler und Kulturschaffende einzubeziehen. Natürlich hätten die gewählten Volksvertreter zu entscheiden, so Weiger. Es gehe nicht darum, den Stadtrat auszuhebeln; allerdings täte das Kommunalparlament gut daran, sich für bürgerschaftliches Engagement zu öffnen. Fürth könnte Vorreiter werden und ein Signal an die Republik aussenden, wenn die Stadt „mit ihren Bürgern um die besten Lösungen ringt“.

„Gemeinsam Visionen entwickeln“ nannte das Dirk von Vopelius, Präsident der Industrie- und Handelskammer Mittelfranken (IHK) und ebenfalls Teilnehmer der Diskussion. Er gab allerdings zu bedenken, dass jeder, der sich einbringt, fähig sein müsse, Kompromisse einzugehen und manchmal auch „Zumutungen“ hinzunehmen. Die hohe Kunst der Politik, so Vopelius, sei es dann, „einen solchen Diskussionsprozess kanalisiert zu leiten“. Die Diskussion hat gerade erst begonnen.
 

Mehr zur Podiumsdiskussion lesen Sie in der aktuellen Printausgabe der Fürther Nachrichten 
 

5 Kommentare