Fürther zum WM-Aus: "Wunder gibt es nur einmal"

27.6.2018, 23:00 Uhr
Die Erlösung kam nicht: Bis zur 90. Minute hofften und bangten die Fans im "WM-Biergarten" auf der Freiheit.

© Ralf Rödel Die Erlösung kam nicht: Bis zur 90. Minute hofften und bangten die Fans im "WM-Biergarten" auf der Freiheit.

Der größte Jubel brandete in der zweiten Minute der Nachspielzeit auf. Da durften die Fans auf der Fürther Freiheit noch einen kurzen Moment lang hoffen, dass das Tor der Südkoreaner nicht zählte. Der Linienrichter hatte gerade Abseits gezeigt.

Es kam anders, und rasch wollten die ersten Fans nur noch weg. Den Deutschen gelang nichts mehr, den Südkoreanern sogar noch das zweite Tor. Und dann war Deutschland tatsächlich ausgeschieden.

Auf der Freiheit hörte man kein lautes Fluchen, es wurde auch nicht schockstarr-mucksmäuschenstill. Die meisten waren vor allem baff.

"Unfassbar! Das gibt es nicht", sagte etwa Lukas (31). Dabei hatte er ja schon seine Zweifel gehabt, ob es diesmal bei der WM gut laufen würde für die Nationalelf. Das "Zusammengehörigkeitsgefühl" hatte er vermisst und auch die "Gier", schon in den Testspielen. Dort habe man die Chance verpasst, konzentriert Spielideen bis zum Ende durchzuspielen.

Vorwürfe aber will Lukas aus der Ferne dem Team und dem Trainer nicht machen: "Man kann da von außen nicht reinschauen." Dass Jogi Löw an Mesut Özil festgehalten hat, nimmt er ihm – anders als viele andere Fans – nicht übel: "Der hat auch seine magischen Momente."

Wohl zu arrogant, zu sicher ist die Mannschaft in dieses Turnier gegangen, vermutet Lukas’ Freundin Lea (27), die vor der Partie noch zuversichtlich war. "Es tut ihnen vielleicht ganz gut, dass sie eine Klatsche bekommen habe." Das hilft womöglich bei der nächsten Weltmeisterschaft.

Klaus Autenrieth (50) und seine Partnerin blieben nach dem Schlusspfiff noch ein wenig sitzen, verfolgten enttäuscht die Interviews auf der Leinwand. Nach dem Spiel gegen Schweden war bei ihm doch etwas Hoffnung aufgekeimt, sagte Autenrieth. Die ging im Laufe der Partie gegen Südkorea wieder verloren, etwa in der 80. Minute. "Ein Wunder gibt es nur einmal."

Es wäre mit den Leistungen auch nicht verdient gewesen, ins Achtelfinale einzuziehen, meint er. "Gegen wen wollen wir denn dann Tore schießen? Gegen Mannschaften, die uns auch spielerisch überlegen sind?"

Es war keine Mannschaft

Traurig versuchten einige Tische weiter auch Timo Thürauf (28) und seine Freunde zu verstehen, was da eigentlich passiert ist. Ihr Fazit: "Es war keine Mannschaft. Ein Schweinsteiger hat gefehlt. Und ein Klose auch."

"Ich hätte mit der Mannschaft aus der zweiten Halbzeit gegen Schweden weitergemacht", sagte unterdessen Markus (28), der mit seinem Kumpel Benny (29) aus Nürnberg zum Public Viewing nach Fürth gekommen ist. Schon das Spiel gegen Mexiko habe ihn ahnen lassen, "dass der Mannschaft bei dieser WM der Biss fehlt, um die Vorrunde zu überstehen".

So sehr das Ausscheiden schmerzt: Die WM geht für die beiden Freunde weiter, besonders gespannt sind sie, wie sich Kroatien, England und Belgien schlagen.

WM-Biergarten wird wohl abgebaut

Das WM-Aus wird in Fürth wohl auch das Ende des diesjährigen WM-Biergartens der Comödie auf der Freiheit bedeuten. Beides sei sehr schade, sagt Marcel Gasde, Mit-Geschäftsführer der Comödie. Man werde jetzt in Ruhe entscheiden, ob die Bänke abgebaut werden. Vieles spricht aber dafür: Ohnehin wollte die Comödie nur die Deutschland-Spiele zeigen, weil andere Partien in der Vergangenheit zu wenig Zuschauer angelockt haben.

Wie schon am Samstag war das Public-Viewing-Areal auch am Mittwochnachmittag wieder proppenvoll, viele begnügten sich mit Stehplätzen am Rand, weil alle Bierbänke bereits besetzt waren.

Melanie Mund war mit ihren Freundinnen Megi und Carina sowie Verwandten aus den USA hergekommen. Für Paula und Bill Morgan aus St. Louis war es eine Public-Viewing-Premiere, die sie anfangs trotz der ausgesprochen kleinen Leinwand noch genossen. Und deren Ende sie so schnell wohl nicht vergessen werden.

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