Fürther zur Rückkehr der GroKo: "Das ist ein Affenzirkus!"

13.1.2018, 16:00 Uhr
Fürther zur Rückkehr der GroKo:

© Foto: AFP/Tobias Schwarz

Der Duden erklärt unter dem Stichwort "sondieren", dass es sich dabei um ein vorsichtiges Erkunden handelt. Nicht mehr und nicht weniger wurde also nach einer langen Kreuzberger Nacht im Berliner Willy-Brandt-Haus erfolgreich abgeschlossen. Für Reinhold Schlick aus Cadolzburg handelt es sich bei dem Ergebnis, einem 28-seitigen Dokument, das bei diesem Marathon festgeklopft wurde, zunächst einmal um "gute Vorsätze". Der 66-Jährige vermutet: "Es wird jetzt wahrscheinlich noch zwei Monate dauern, bis etwas Handfestes herauskommt."

Schlick hat "Zweifel an der Ernsthaftigkeit vieler Politiker, die sich viel mehr präsentieren, als dass sie der Sache dienen". Bedauerlich findet er, dass aus der sogenannten Jamaika-Koalition nichts wurde. Die Parteien, die es jetzt erneut miteinander versuchen wollen, seien ja alle "auf dem absteigenden Ast" – gemessen an früheren Wahlergebnissen zumindest: "Die werden auch damit zu tun haben, bei ihren Wählern wieder Boden zu gewinnen."

"Es ist gut, wenn etwas geschieht und es vorangeht", sagt Christiane Kohler (43). Das Verhandlungsergebnis vom Freitagmorgen hat die Kinderärztin nicht wirklich überrascht: "Jetzt muss man natürlich erst einmal sehen, was denn nun wirklich passiert."

Roswitha Schmieder (59) hätte sich auch eine andere Lösung vorstellen können: "Also ich wäre auch mit einer Minderheitsregierung einverstanden gewesen." Der Grund? "Dann wäre im Bundestag mehr diskutiert worden und weniger in irgendwelchen Ausschüssen, deren Entscheidungsfindung man dann meist nicht mehr richtig nachvollziehen kann." Die Sozialpädagogin erklärt: "Es macht mir nichts aus, wenn es jetzt noch länger dauert, bis die neue Regierung steht – man merkt doch eigentlich kaum, dass wir im Moment im Grunde führungslos sind."

Wenig Erstaunen

Klare Worte finden Rena (62) und Georg (67) Bergmann: "Das ist ein Affenzirkus!" Für sie ist es nicht nachvollziehbar, "warum es nach der Wahl im September zunächst hieß, man wolle keine GroKo, dann wurde Jamaika ins Spiel gebracht, was freilich schief ging und nun plötzlich setzt man doch auf die große Koalition". Ihr Fazit: "Das ist doch kindisch."

Mit Blick auf Amerika überlegt Georg Bergmann: "Wir finden freilich nicht alles gut, was dort gerade geschieht. Aber diese Einstellung, die die Menschen da zu ihrem Land haben, die gefällt uns. Es wäre gut, wenn wir hier Deutschland wieder verstärkt in den Fokus rücken würden." Noch etwas ärgert die beiden: "Man kann doch nicht einfach sagen, Frau Merkel muss weg. Wichtig wäre es doch, zu sagen, was denn anders gemacht werden könnte."

Das Sondierungsergebnis ruft auch bei Jens Prokot kein Erstaunen hervor: "War doch klar, dass die sich jetzt einigen." Der 34-Jährige, der als Marktforscher tätig ist, erklärt: "Die SPD hätte sich doch, nachdem sie sich zu diesem Zeitpunkt zu Gesprächen mit der Union zusammengesetzt hat, mit einem Rückzieher komplett zum Hampelmann gemacht." Einige Zweifel hat Prokot am Nutzen einer 24-stündigen-Dauerverhandlung: "Es ist schwer vorstellbar, dass man da bis zum Ende fit bleibt." Zur großen Koalition, deren Bildung nun in die Startlöcher gebracht wurde, fällt ihm noch eines ein: "Es ist schon eine ganz merkwürdige Sache, dass die, die AFD gewählt haben, mit ihren Stimmen letztlich dafür gesorgt haben, dass sie nun genau das wieder bekommen, was es schon vor der Wahl gab."

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