Fürtherin half im Kinderheim in Nepal mit

23.2.2017, 06:00 Uhr
Fürtherin half im Kinderheim in Nepal mit

Manche Bilder sind in Franziska Dietels Kopf haften geblieben. Etwa das der alten Frau, die in einer abgelegenen Bergregion Nepals einen schweren Reissack auf dem Rücken hatte. Mühsam schleppte sie die Last auf baren Füßen. Und doch: Als sie die Fremde aus dem Westen erblickte, erstrahlte ein offenes Lächeln auf ihrem Gesicht. Ein Lächeln, das Dietel sehr beeindruckt hat. "Die Menschen sind trotz ihres strapaziösen Lebens so zufrieden und dankbar", erzählt die 29-Jährige. "Das hat mich sehr demütig gemacht."

Fürtherin half im Kinderheim in Nepal mit

© Fotos: privat

Begegnungen wie diese hatte sie viele während ihres sechswöchigen Aufenthalts in dem südasiatischen Land. Drei Wochen lang unternahmen sie und ihr Partner zunächst eine Trekkingtour im Himalaya, danach arbeitete sie alleine in einem Kinderheim in Kathmandu mit.

"Ich wollte in einem der ärmsten Länder der Welt helfen", erklärt sie ihre Motivation. Dass davon die Schwächsten profitieren sollten, nämlich die Kinder, war für sie ebenfalls schnell klar. Ein wenig langwieriger gestaltete sich die Suche nach dem passenden Ort für ihren Einsatz. Mit einer Organisation, wollte sie diesen nicht planen — zu undurchsichtig waren ihr dabei die Kanäle, in die das Geld floss, das man in der Regel bezahlen muss, um an einem Hilfseinsatz teilnehmen zu können. Oft, so ihre Recherche, kommt davon bei den Bedürftigen wenig an. Außerdem wollte sie es auf eigene Faust und ohne das Sicherheitsnetz einer Organisation versuchen. Über die Himalaya-Hilfe in Nürnberg fand sie schließlich ein Projekt: ein Kinderheim in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu.

Als sie dort ankam, um sich vorzustellen, war sie erst einmal schockiert. Schockiert vom Zustand des Hauses, von der Armut, die sie empfing, vom Schmutz. Doch es gab auch: die neugierigen Blicke der Kinder, ihr Lachen und den Versuch, die Fremde gleich ins Fußballspiel einzubinden. Instinktiv wusste Dietel daraufhin, dass sie dort richtig war. Knapp 70 Kinder zwischen drei und 16 Jahren, vorwiegend Jungen, lebten in dem Heim. Viele von ihnen hatte das schwere Erdbeben im Frühjahr 2015 zu Voll- oder Halbwaisen gemacht. Manche fanden dort Zuflucht, weil ihre Mütter sie nicht länger versorgen konnten.

So schrecklich einem diese Schicksale erscheinen mögen, Franziska Dietel ist sich sicher: "Für die Kinder ist das Leben im Heim ein riesiges Glück." Abgesehen davon, dass sie ein Dach über dem Kopf haben, verpflegt werden und zur Schule gehen dürfen, fallen sie — anders als Straßenkinder — nicht dem Menschenhandel zum Opfer oder müssen schon als Halbwüchsige schwer arbeiten.

Warten auf die Zeitung

Beeindruckt war die Ingenieurin vor allem von der Wissbegierde der Kinder. Auf die Zeitung, die Dietel jeden Morgen mitbrachte, warteten die Kinder immer voller Ungeduld. Die kleinen, um sich die Fotos anzusehen, die großen, um ihr Englisch aufzubessern. Dietel half ihnen dabei. Ansonsten nahm sie in Angriff, was im Waisenhaus im Argen lag — und sich in drei Wochen umsetzen ließ. Vor allem die Schlafräume, erzählt sie, seien in miserablem Zustand gewesen. Die Decken aus Pressspanplatten waren aufgequollen, durch Löcher in den Wänden krabbelte das Ungeziefer. Mit Kamal, dem Manager, besprach sie alles Wesentliche, danach machten sich, unterstützt von Handwerkern, alle daran, Decken auszutauschen, Löcher zu schließen und Wände frisch zu tünchen. Außerdem besorgte sie für die Zimmer stabile Regale aus Bambus, die die Kinder mit großer Freude einräumten: Noch nie hatten sie eine Ablage für ihre Habseligkeiten besessen. Finanziert wurden die Anschaffungen und Reparaturarbeiten mithilfe von Spenden, die Dietel vor ihrer Abreise bei ihrer Familie, Freunden und Bekannten gesammelt hatte.

Ihren Einsatz im Kathmandu hält Dietel übrigens noch lange nicht für beendet. Als nächstes möchte sie dazu beitragen, dass die Wassertanks, die das Kinderheim versorgen, eine neue, intakte Filteranlage bekommen. Eine Überprüfung des Wassers hat ergeben, dass der Eisengehalt und die Zahl der Koli-Bakteien zu hoch sind — beides ist eine Gesundheitsgefahr.

Rund 1200 Euro würde ein neuer Filter kosten. Dietel schreckt diese Summer nicht ab. Erneut möchte sie Geld sammeln; momentan bereitet sie ihren Umzug vor und verkauft, was sie nicht mehr benötigt. Materielle Dinge, auch das hat sie aus Nepal mitgenommen, bedeuten ihr nicht mehr so viel wie früher. Kommenden Oktober möchte sie wieder nach Südasien fliegen. Bis dahin hält sie über Skype Kontakt zu Kamal und den Kindern im Heim.

Wer mehr erfahren möchte über das Kinderheim New Nepal Society Centre, in dem Franziska Dietel gearbeitet hat, kann sich im Internet unter https://nnscnepal.wordpress.com/ informieren.

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