Fürtherin war 800 Kilometer zu Fuß unterwegs

29.5.2015, 21:00 Uhr
Fürtherin war 800 Kilometer zu Fuß unterwegs

© Foto: privat

Die ungewohnten Strapazen haben die agile 65-Jährige zum vorzeitigen Abbruch bewogen. Auf dem 1500 Meter hohen Berg Cruz de Ferro in Spanien legte Martha Dorr einen kleinen Stein ab, den sie vom Grab ihres Mannes mitgebracht hatte. 200 Kilometer vor dem Ziel in Santiago de Compostela waren ihre Energievorräte verbraucht, und sie machte sich mit zerschundenen Füßen, aber ohne Reue auf den Rückflug.

Viele schöne Erlebnisse unterwegs trösten die Fürtherin über dieses ungeplante Ende ihrer Pilgerreise hinweg. Eigentlich wollte sie bis ans Kap Finisterre. „Doch meine Füße waren entzündet und voller Blasen“, sagt Martha Dorr, die sich zuvor sportlichen Aktivitäten konsequent verweigert hatte. Im Gedächtnis bleibt etwa das Gemeinschaftserlebnis: „Pilger aus aller Herren Länder lagen sich zu einer Melodie von Johann Strauß vor einer Bodega mitten in Spanien in den Armen. Da habe ich mir gedacht, wie schön das Leben sein kann ohne politische Winkelzüge.“

Unter den Pilgern war Martha Dorr eine der langsamsten. So traf sie jeden Abend in den Herbergen andere Menschen. Skeptisch betrachtete sie die Eilenden, die ihr Tempo am Pulsmesser orientierten und an vielen Sehenswürdigkeiten am Wegrand achtlos vorbeistürmten. Dabei waren es vor allem die mit viel Geld der Europäischen Union restaurierten alten Kirchen, die Dorr begeisterten. Und die weiten Ebenen in Spanien, wo man den Pilgerzug bis zum Horizont überblicken konnte.

Ein Kalender

Viele schöne Fotos hat die Fürtherin gemacht. Daraus soll ein Kalender entstehen, der für eine Spende auf der Michaeliskirchweih verkauft werden soll. Noch sucht Martha Dorr eine Druckerei, die 500 Exemplare als Benefiz fertigen kann. An ihre Grenzen ist die 65-Jährige nicht nur körperlich gestoßen. Auch finanziell hat ihr die Pilgertour alles abverlangt.

Dabei war der Start nach einem Abschiedsgottesdienst am 15. März in der Nürnberger St.-Jakobs-Kirche noch vielversprechend. Nur der schwere Rucksack drückte. So schickte die Fürtherin schon in Schwabach einen Teil des Inhalts zurück. Die Wetterkapriolen zwangen Dorr immer wieder zum Garderobenwechsel.

Hinter Konstanz musste sie wegen Sturms und Schneegestöbers erstmals eine Pause einlegen. In der Schweiz war die Rast jedoch recht kostspielig. „Im Gasthaus musste ich zwölf bis 15 Euro für einen Teller Suppe bezahlen und für die Nacht in einer schlichten Klosterzelle 60 Euro“, berichtet die Fürtherin. Das hatte sie nicht erwartet. Um finanziell nicht auszubluten, fuhr sie erstmals ein Stück mit dem Zug.

Erst in Frankreich und später in Spanien konnte sie günstige Massenquartiere in Anspruch nehmen. Neidvoll blickte Martha Dorr auf Pilgerbusse, die an ihr vorbeirauschten. Diese Art der Fortbewegung ist für die Fürtherin keineswegs zu verachten. „Auch körperlich nicht so fitte Menschen sollten den Jakobsweg erleben können.“ Sollte sie sich selbst noch einmal auf den Weg machen, würde sie die Tour auf jeden Fall in Etappen unterteilen, wie es die meisten Pilger machen. So habe man mehr von der Strecke. In Spanien musste die 65-Jährige einmal mit Sehnenscheidenentzündung an beiden Fußrücken ein Hospital aufsuchen. Auf ihre Wanderschuhe aus einem Fachgeschäft lässt sie nichts kommen, obwohl sie unterwegs immer mehr Verbandsmaterial benötigte. Dass Schmerzmittel in Spanien im Supermarkt erhältlich sind, kam ihr sehr entgegen.

Zu den glücklichsten Momenten zählt Dorr die Sonnenaufgänge und die anregenden Gespräche. Von unliebsamen Überraschungen blieb sie verschont. Der Jakobsweg sei das Sicherste, was es gebe, meint sie. Am vergangenen Freitag ist Martha Dorr zu Hause angekommen. Trotz aller Strapazen schwingt noch viel Begeisterung mit, wenn sie sagt: „Es war eine super Erfahrung.“

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