Fürthermare: Mit Fitness und Piratenrutschen zum Erfolg

28.10.2017, 21:00 Uhr
Fürthermare: Mit Fitness und Piratenrutschen zum Erfolg

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Es war ein Geburtstagsgeschenk zum Jubiläum 1000 Jahre Fürth, doch schon bald nach der Eröffnung 2007 folgte die Ernüchterung: Der Badbetreiber Vitaplan geriet ins Straucheln, das gesamte Vertragskonstrukt – eine Private-Public-Partnership (PPP) – wankte.

PPP? Weil das Rathaus das Projekt allein nie hätte stemmen können, hatte es sich mit privaten Unternehmen zusammengetan, die den Bau des Fürthermare beziehungsweise den Betrieb aller kommunalen Bäder übernahmen. Im Gegenzug verpflichtete sich die Stadt, über 30 Jahre nicht nur das Defizit von 1,5 Millionen Euro zuzuschießen, das sie – Stand 2003 – ohnehin mit ihren Bädern erwirtschaftete. Hinzukamen weitere 300 000 Euro als Beitrag zur Freibadsanierung. Insgesamt 1,8 Millionen Euro pro Jahr. Mit diesem Geld wurden und werden Zins und Tilgung für den Bau des Fürthermare bedient.

Keinen Cent mehr wollte man bei der Stadt bezahlen und warb mit dem Slogan "Mehr Bad fürs gleiche Geld" für den Bau des Thermalbads mit privater Hilfe. Zudem wollte die Kommune unter keinen Umständen das "Betreiberrisiko" tragen, wie OB Jung bereits im November 2003 gegenüber den FN sagte.

Doch es kam anders: Die Vitaplan GmbH geriet nach der Übernahme der Bäder im Jahr 2006 schnell ins Straucheln. In dieser Zeit explodierten die Energiepreise geradezu. Zwei schlechte Freibad-Sommer verschärften die Lage, zuvor musste das Hallenbad wegen Schäden und eines Brands für fast ein Jahr schließen. Vitaplan drohte in die Insolvenz zu schlittern.

2009 sprang der Energieversorger infra ein, eine Tochter der Stadt Fürth. 300 000 Euro wurden dem privaten Betreiber gestundet, weitere 900 000 Euro zugeschossen. Parallel dazu übernahm die infra die Regie in der Trägergesellschaft der Bäder. Das Ergebnis: Auch wenn die Vitaplan Betreiber und Pächter blieb, wurden die Bäder zurück unter das Dach der infra, also der Stadt Fürth geholt.

"Das war keine leichte Zeit", erinnert sich Wolfgang Greul, Bäderchef der infra. Aber nach einem "harten und steinigen Weg", sagt er, "sind wir dort, wo wir hin wollten". Der Betreiber Vitaplan konnte sich konsolidieren. Eine Insolvenz ist längst kein Thema mehr.

Eine wichtige Rolle spielten die Investitionen: Sowohl der Fitnessclub Vitamare als auch das Piraten-Rutschenparadies schlugen voll ein. Die Besucherzahlen stiegen weiter an. "Wir haben mit 300 000 im Jahr angefangen", so Greul, "jetzt sind wir bei 450 000." Bei den Umsätzen sei das Fürthermare in der "Spitzengruppe" kommunaler Bäder angelangt.

Die erzielten Gewinne können Greul zufolge sogar das ausgleichen, was im Freibad sowie in den beiden Hallenbädern am Scherbsgraben und in Stadeln an Kosten anfällt für "Personal, Energie und alles, was zum Betrieb so dazu gehört".

Zu verdanken sei das auch dem Pächter Vitaplan: "Horst Kiesel und sein Team haben viel bewirkt", lobt Greul. Auch dank Kiesel sei es möglich, dass "wir nach vorne schauen und erneut investieren dürfen". Wie berichtet, wird die Saunalandschaft für 2,9 Millionen Euro erweitert. Die Summe zahlt der Hausherr, also die infra. Kiesels Vitaplan wird über eine höhere Pacht an diesen Kosten beteiligt.

Als Eigentümerin trägt die infra ein unternehmerisches Risiko. Augenfällig wurde es, als 2013 die rund 400 Meter tiefe Thermalwasserbohrung einbrach. Die Reparatur verschlang mehrere hunderttausend Euro. Trotzdem steht Wolfgang Greul mehr denn je zum Fürthermare. "Es hat unsere Stadt", sagt er, "ein Stückchen lebens- und liebenswerter gemacht."

 

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