Fürthermare-Wasser kommt in Tanklastern aus Thüringen

18.2.2014, 06:00 Uhr
Fürthermare-Wasser kommt in Tanklastern aus Thüringen

© Horst Linke

 Die Baustelle mit Bohrgerät hinter dem Hallenbad zeugt vom Ausnahmezustand. Zwei Tanklaster pro Woche transportieren das salzige  Nass 180 Kilometer weit nach Fürth. Am Fürthermare wird es in die Vorratsbecken gefüllt und für den Einsatz im Badebetrieb auf  34 bis 35 Grad erwärmt. Eine Aufbereitung wie für das Fürther Thermalwasser erübrigt sich.

Nicht nur die Mineralstoffe des aus rund 360 Meter Tiefe geförderten Thermalwassers haben in Verbindung mit Sauerstoff den Rohrleitungen aus Metall stark zugesetzt. Auch Schlämmstoffe sorgten für Ungemach, weil sie die Filteröffnungen der Rohre verstopfen. Als wesentlich robuster hat sich da die 729 Meter tiefe Gustav-Adolf-Quelle - im Volksmund wegen ihres Geruchs nach Eiern „Gaggalesquelle“ genannt - erwiesen. Bei ihrer Renovierung 2005 wurden weitgehend intakte Holzrohre ausgebaut. Sie hatten 103 Jahre nahezu unbeschadet überstanden.

Und auch in benachbarten Thermalbädern sind Probleme wie in Fürth bislang unbekannt. Im Steiner Palm Beach sind die Rohre der vor 15 Jahren erschlossenen Thermalquelle nach Angaben von Betriebsleiter Vitali Strobel noch vollkommen intakt. Lediglich eine Pumpe musste man zwischenzeitlich austauschen. In der Obermaintherme von Bad Staffelstein musste nach 20-jährigem Betrieb erstmals ein Solebrunnen erneuert werden. Wobei die Sole wesentlich aggressiver ist als das in Fürth und Stein geförderte Mineralwasser. Probleme mit verstopften Filterrohren lassen sich durch Spülen beheben, heißt es aus Bad Staffelstein.

Das Renovieren der Kleeblattquelle geht jedoch über reine Pflegemaßnahmen hinaus. Strenge Auflagen müssen dabei beachtet werden. Denn die Betriebsgenehmigung durch das Bergamt ist an eine exakt definierte Durchflussmenge geknüpft, die Bezeichnung Thermalwasser wiederum an eine bestimmte Wassertemperatur und klar definierte Inhaltsstoffe.

Bislang keine Beschwerden

Weil das Mineralwasser nur in bestimmten Erdschichten vorkommt, wird die Förderleitung unterschiedlich stark angegriffen, erläutert der für den Bäderbetrieb zuständige infra-Abteilungsleiter Wolfgang Greul auf FN-Anfrage. Mit einer Videokamera wurde das Steigrohr daher erst einmal genau untersucht, um herauszufinden, welche Abschnitte ersetzt werden müssen. Da die Leitung aus ineinandergefügten Teilen besteht, ist laut Greul der teilweise Austausch möglich. Das neue Material soll widerstandsfähiger sein als die bisherigen Metallrohre.

„Bei der Tiefbohrung vor zehn Jahren war die Technik noch nicht so weit wie heute“, entschuldigt der infra-Mann das frühe Ausbessern. Die Nürnberger Bohrfirma könne man für die Schäden nicht mehr in die Pflicht nehmen, die Gewährleistung sei abgelaufen. Um künftigen Pannen vorzubeugen, hat die infra inzwischen einen auf Tiefbohrungen spezialisierten Geologen eingestellt. Einen sechsstelligen Betrag investiert das Unternehmen als Eigentümerin der Quelle in die Sanierung. Die Arbeiten dauern laut Greul so lange, weil der Fortschritt dem Bergamt gegenüber detailliert zur Begutachtung vorgelegt werden müsse. Bei Fürthermare-Betreiber Horst Kiesel schlägt die Sole-Lieferung zusätzlich mit einem fünfstelligen Betrag zu Buche. Weil das Nass bereits in Trinkwasserqualität geliefert wird, spart er lediglich die für die Kleeblattquelle nötige Aufbereitung.

Mit Aushängen werden die Badegäste auf die Besonderheit des Wassers hingewiesen. Klagen hat es nach Kiesels Worten noch keine gegeben. Die städtische Bäderlanschaft, die beim Bau des Fürthermare in einer öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP-Modell) organisiert worden war, ist wieder unter die Finanzhoheit der infra gekommen, um die drohende Insolvenz der Thermalbad-Fürth-Betriebsgesellschaft abzuwenden.

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