Fürths dienstälteste Maria im Einsatz für Barrierefreiheit

16.7.2017, 14:07 Uhr
Volker Heißmann.

© Kulturamt Feuchtwangen Volker Heißmann.

Namen sind anstößig. Der Römer Cicero hat das einst behauptet, aber der kannte Volker Heißmann nicht. Vom "Introitus Interruptus" kündete wochenlang das Plakat für seinen Benefiz-Abend und war doch von jeglicher Anzüglichkeit so fern wie Mariechen von Netzstrümpfen.

Allen Nicht-Lateinern und Begriffsstutzigen im Kirchenschiff machte der Künstler gleich zu Beginn klar, dass der "Unterbrochene Einzug" ausschließlich etwas mit Barrierefreiheit zu tun hat: "St. Paul braucht endlich eine Rampe, wer gehbehindert ist oder im Rollstuhl sitzt, kann bis jetzt nicht ohne weiteres ins Innere gelangen."

Die Pläne liegen mittlerweile vor, der Baubeginn ist für nächstes Jahr geplant. Die Eintrittsgelder der Konzertbesucher tragen dazu bei, die Rampe zu bezahlen. Heißmann selbst glückte freilich ein Einzug wie aus dem Bilderbuch. Er schritt durch den Mittelgang und legte mit "Kumbaya" die Basis für sein Programm mit Gospels und Gefühlvollem.

Ein Mix, der seine Zuhörer bis hinauf zur Empore umgehend auf wohlige Betriebstemperatur brachte. Dieser Effekt dürfte sich nicht zuletzt deshalb so zuverlässig einstellen, weil man sich schon lange kennt und schätzt ("Hier sind ja lauter bekannte Gesichter"). Kein Wunder also, dass seine Erinnerungen und Anekdoten anmuteten wie eine Plauderei unter Freunden.

Auch, warum die Paulskirche ihm so heimatlich vertraut ist wie anderen ihr Wohnzimmer, erzählte der 48-Jährige noch einmal: "Ich bin ja genau gegenüber in der Amalienstraße 65 groß geworden." Als Aushilfs-Messner bekam er früh Schlüsselgewalt über das Gotteshaus, mit 19 wurde er in den Kirchenvorstand gewählt. Ein Ehrenamt, das er bis heute inne hat. Und dann war da natürlich der Kinderchor. Und die Maria, die er Jahr für Jahr zur Weihnachtszeit singen durfte. "Mit 15 ¾ kam ich endlich in den Stimmbruch, da war ich längst die dienstälteste Maria in Fürth und hatte einen achtjährigen Josef an meiner Seite."

Fließende Glückshormone

Beziehungen sind überhaupt so ein Thema. Gedanken zum Single-Dasein ("Eine bewusste Entscheidung") teilte er ebenso freimütig mit wie eine Erkenntnis aus dem Berufsleben: "Es ist Wahnsinn, wie international ein blödes Gesicht ist." Soll heißen, Lachen überwindet Grenzen. Welche therapeutische Wirkung davon ausgehen kann, übte der Entertainer auf der Stelle mit seinem Publikum ein: "Zwingen Sie sich einfach mal zum Lachen, Sie spüren sofort, wie die Glückshormone fließen."

Ein kurzer Kontrollgang durch die Bankreihen – da fließt was, aber sowas von. Ebenso sicher traf Heißmann mit seiner Song-Auswahl die Wünsche seiner Zuhörer. Als ein Höhepunkt kristallisierte sich seine Interpretation des Musical-Klassikers "Ol’ Man River" aus "Show Boat" heraus. Begleitet wurde er vom Pavel Sandorf Quartett, einer Combo, die mit der gleichen Begeisterung aufspielte, für die Heißmann steht.

Den unverwüstlichen Frank-Sinatra-Klassiker "My Way" gab’s zum Abschluss. "Wer mich kennt, der weiß, dass das einfach nicht fehlen darf", versicherte der Sänger. Deutlich vernehmbare Zustimmung von den Besuchern. Natürlich weiß man das. Die folgenden Bravo-Rufe sind in einem Gotteshaus für gewöhnlich nicht üblich.

Aber wie hatte Martin Adel, Pfarrer von St. Paul, kurz zuvor zu diesem Thema erklärt: "Wenn jemand anderes als Volker Heißmann mit einem solchen Konzerttitel angekommen wäre, ich weiß nicht, ob ich den reingelassen hätte. Aber bei ihm hatte ich überhaupt keine Bedenken, weil ich ihn ja auch kenne."

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