Fürths neue Riesentanne trägt einen großen Namen

28.11.2014, 16:12 Uhr
Fürths neue Riesentanne trägt einen großen Namen

© Foto: Mark Johnston

Agapi Archontaki hat an diesem Morgen Außeneinsatz. Auf dem Bahnhofplatz zupft die 24-Jährige, die beim weltweit operierenden Deko-Spezialisten Barthelmess mit Sitz in der Südstadt im Einkauf beschäftigt ist, mit einer Kollegin die 613 Zweige des Kunststoffbaums in Form. Mit flinken Handgriffen sorgen die Frauen auch dafür, dass die 3000 Kugeln in den Farben Gold, Silber und Bronze keine Klumpen bilden.

Der Riesenchristbaum vom Jahr 2007.

Der Riesenchristbaum vom Jahr 2007. © Hans-Joachim Winckler

Morgens um sieben haben drei Sattelzüge die Einzelteile des mächtigen Weihnachtsbaums angeliefert: Im Wesentlichen sind das Metallgestänge, die von Arbeitern im Lauf des Vormittags zu 16 Gerüst-Ringen zusammengeschraubt und dann mit Zweigen, Kugeln und Lichterketten behängt werden. Später hebt ein mobiler Kran die Baumspitze gerade soweit an, dass die Männer am Boden den nächsten Ring montieren können. So wächst der Baum bis zum späten Nachmittag Ring um Ring in die Höhe, ohne dass Industriekletterer gebraucht würden, wie das bei noch größeren Modellen der Fall ist.

Interessierte Passanten

Immer wieder halten Passanten inne, um das Spektakel ein Weilchen mitzuverfolgen. Ob Fürth damit ins Guinness-Buch der Rekorde komme, will beispielsweise eine Damenrunde wissen. Das Aufbauteam winkt ab: Nein, dafür ist Gigant Skyline trotz himmelsstürmender Bezeichnung ein ordentliches Stück zu kurz geraten.

Zu den Tausend-Jahr-Feierlichkeiten 2007 beglückte Barthelmess die Stadt Fürth mit einem mehr als doppelt so hohen Baumriesen. Er schimmerte in Türkis und Mint, stand auf der Kleinen Freiheit und war eine kurzfristige Leihgabe für die Weihnachtswochen. Bei einer Internet-Umfrage der FN fanden die weitaus meisten Abstimmenden damals, der Koloss sei eine wahre Pracht. Eine Minderheit fand ihn so scheußlich, dass man ihn in den Weltraum schießen müsse.

Fest steht: Dorthin hat ihn niemand befördert. Barthelmess-Geschäftsführer Wolfgang Bastert versicherte jetzt, der Prachtkerl sei mittlerweile in einem Freizeitpark am Gardasee zu bewundern. In der Firma, so Bastert weiter, habe man zwar Pläne für Bäume mit 45 Metern Wipfelhöhe in der Schublade, doch nach wie vor sei die 30-Meter-Variante die höchste existierende, die das Haus je verlassen habe.

Anders als sein Vorgänger soll Gigant Skyline — Neupreis: 40 000 Euro — für immer in Fürth bleiben. Auf FN-Anfrage ließ die Firma wissen: „Wir als Fürther Unternehmen statten europaweit Schaufenster, Shoppingcenter und Bahnhöfe mit weihnachtlichen Inszenierungen aus. Gerne möchten wir auch die Stadt, aus der wir kommen, zu Weihnachten beleuchten.“ Eine Botschaft in diesem Sinn erreichte auch das Rathaus erst vor wenigen Tagen. Laut Stadtsprecherin Susanne Kramer sucht man noch nach einem Lagerplatz für das unverhoffte und etwas unhandliche Geschenk, das nicht ganz taufrisch sein mag, optisch aber tadellos wirkt. „Wir hatten den im Lager und dachten, wir müssen da mal aufräumen“, erklärt Bastert. Einen Käufer habe man auf die Schnelle nicht gefunden. So entstand die Idee, Fürth eine Freude zu machen.

Kleiner Bruder

Fränkische Kunststoff-Christbäume zieren viele Orte weltweit, etwa das Pariser Stammhaus der berühmten Galeries Lafayette. Dass ein kleiner Bruder des dortigen 22-Meter-Exemplars nun das „Eingangstor der Stadt“ am Fürther Hauptbahnhof aufhübscht, geht auf eine relativ spontane Entscheidung des Wirtschaftsreferenten Horst Müller und der Verantwortlichen im Marktamt zurück.

Die Kleine Freiheit kam laut Kramer diesmal als Standort nicht infrage. Dort wird am 11. Dezember das Feuerwerk „Sternenzauber“ gezündet. Der Weihnachts- und Mittelaltermarkt auf der Freiheit wiederum hat schon einen Baum, eine Nordmann-Tanne, in Erde gewachsen und mit geschätzten zehn Metern hoch genug, um die Budenstadt weit zu überragen.

In der Glaubensfrage „echt oder unecht“ hat sich Agapi Archontaki übrigens privat längst entschieden. Die Barthelmess-Einkäuferin holt zuhause alle Jahre wieder eine schlanke Slimline-Tanne aus dem Keller, die mit ihren zwei Metern gut in die Wohnung passt, nie eine Nadel verliert und nach einem wohldosierten Sprühstoß den richtigen Duft verströmt.

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