Fürths prickelndster Nachtclub

19.1.2017, 10:00 Uhr
Fürths prickelndster Nachtclub

© Foto: Thomas Scherer

Travestie ist Verkleidung. Wie perfekt das gelingen kann, führte dieser Abend in der Comödie erstmals vor zwei Jahren vor — und tut es auch diesmal. Das alle kommt nämlich als ein Riesenspaß daher, mit Glitzer und herzerfrischendem Chi Chi und ist in Wahrheit doch ein Stück Lebenskunst, angereichert mit einer anständigen Schnitte Erkenntnis. Selten ist eine Maskerade so sinnstiftend wie in diesem Fall.

Die komplette Spanne zwischen Federboa und „boah, wie weise“ klingt schon durch, wenn Volker Heißmann gleich zu Beginn die Worte spricht: „Es geht nicht ums Schäufele. Es geht um den Gedanken hinter dem Schwein.“ So sieht’s aus.

Seit dem Start im März 2015 wird diese bislang aufwändigste Comödien-Inszenierung seit Bestehen des Hauses mit bislang mehr als 25 000 Zuschauern von Publikum und Kritik gefeiert. Regisseur Thomas Enzinger hat nicht nur ein Raum-Wunder auf der bekanntermaßen schmalbrüstigen Bühne vollbracht, sondern führt diesen Haufen wunderbar schräger Vögel auch zu einem Selbstverständnis, das jedem piefigen Ansatz von Fremdeln mit einem Augenzwinkern begegnet. Ausstatter Toto — an der Seite Enzingers war er in Nürnberg auch fürs „Weiße Rössl“ und „My Fair Lady“ verantwortlich — ist es gleichzeitig mit einem Gestaltungsrundumschlag geglückt, das ehrwürdige Berolzheimerianum in einen Nachtclub mit Charme zu verwandeln.

Herzstück des Ganzen ist und bleibt Volker Heißmann als Alwin, der als Drag Queen Zaza nicht nur optisch zum heißesten Feger von Fürth wird, sondern auch zum Gefühls-Epizentrum der Show. Sein Spiel ist differenziert und öffnet damit die ganze Bandbreite der Emotionen, die seine Figur glaubwürdig und nachvollziehbar machen. Wenn er die Welthits „Mascara“ und „Ich bin, was ich bin“ anstimmt, dann sind das authentische Gänsehautmomente.

Martin Rassau kommt als Zofe und/oder Butler im wahrsten Wortsinn einfach überragend daher und macht in mörderischen Overknee-Stiefeln dermaßen bella figura, dass frau vor Neid grüne Schattierungen um die Nase entwickelt. Für die Balance in dieser sehenswerten Menagerie der Paradiesvögel sorgt Alex di Capri. Als Schorsch agiert er elegant, weltgewandt, nuanciert und überzeugend.

Die Einspielung des Soundtracks (Thilo Wolf mit seiner Big Band und den Nürnberger Symphonikern) ist ebenso mitreißend wie die Lust am Spiel, die das komplette Ensemble ausstrahlt, zu dem Elena Otten, Karin Schubert, Markus Schöttl, Marcel Gasde, Tom Pöllmann, die Tänzerinnen und Tänzer zählen. Das ist nicht nur ansteckend, sondern bleibt über den Heimweg hinaus haften.

Mannomann, was für eine Schau.

„Ein Käfig voller Narren“: Comödie (Theresienstraße 1). Bis 12. Februar täglich (außer montags) 19.30 Uhr, sonntags 15 Uhr. Karten bei Franken Ticket am Kohlenmarkt (Tel. 74 93 40) und an der Abendkasse.

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