Fürths Protestanten setzen voll auf Nachwuchs

21.7.2017, 11:36 Uhr
Fürths Protestanten setzen voll auf Nachwuchs

© Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Dass der Bedarf groß und die Jugend vollauf gewillt ist, sich in ihren Kirchengemeinden zu engagieren, ist offensichtlich. Jan Mrochen, zweiter Vorsitzender der Dekanatsjugendkammer und in der Jugendarbeit Roßtal engagiert, weiß von dort nur Gutes zu berichten: "Die Freizeiten sind alle voll, alle haben ihren Spaß und ihren Ansprechpartner, der Referent organisiert und begleitet die Aktionen, die Jugendlichen entwickeln daraufhin immer mehr Eigeninitiative. Genau das fördert die Persönlichkeitsentwicklung."

Wo aber Jugendarbeit wegen Einsparung darnieder liegt, ist auch das Engagement nicht besonders groß. "Wo ein Jugendreferent zur Stelle ist, oder der Pfarrer sich den Jugendlichen widmet, da funktioniert auch die Jugendarbeit", beobachtet Benjamin Greim, der Jugendreferent der Stadt Fürth. "In Krisenzeiten bildet die Kirche Rücklagen und spart ein", erläutert Dekan Jörg Sichelstiel. Dann aber dürfe man sich nicht beklagen, wenn die Jugendlichen sich von der Kirche zurückzögen. "Wir aber geben unser Geld aus, wir wollen es richtig investieren", sagt der Dekan. "Denn Ehrenamtliche, die bis zu zehn Stunden in der Woche reinstecken, gibt es fast nicht mehr."

Falls alle zwölf Teilgemeinden einen eigenen Jugendleiter haben wollen, sollen sie ihn bekommen. Das wären zwölf Stellen zu je zehn Wochenstunden. Da käme eine Summe von bis zu 400 000 Euro zusammen, kalkuliert der Dekan. Und woher kommt das Geld? Nicht aus München. Statt das Landeskirchenamt um Geld zu bitten ("Das würde nur Zeit kosten", so Sichelstiel), bestreitet die Gesamtkirchengemeinde Fürth die Ausgaben aus eigenen Mitteln. Nämlich aus den Rücklagen der Gemeinde, aus dem jährlichen Kirchgeld, von dem ein Viertel für die Aktion abgezwackt wird, und vom Dekanat Fürth.

Die Anstellung ist jeweils auf zwei Jahre befristet. Als Jugendleiter kommen ihm zufolge nicht nur ausgebildete Sozialpädagogen in Frage, sondern auch Studenten oder Eltern. Auf jeden Fall sollte der Kandidat sich mit Kirche und Glauben identifizieren, ein gewisses Maß an Qualifikation mitbringen und wenigstens eine Jugendleiter-Card vorweisen.

Die Gemeinden können ihre Anträge mit Projektbeschreibung und klarer Zielformulierung an die Gesamtkirchengemeinde stellen. Dekan Sichelstiel rechnet damit, bis zum Spätherbst sämtliche Anträge beisammen zu haben. Die Bezuschussung ist ab dem 1. Januar 2018 möglich, endet aber spätestens erst am 31. Dezember 2020. Im Frühjahr 2018 sollen die ersten Jugendleiter loslegen.

Mit dieser Aktion stünde Fürth bayernweit einmalig da. Sichelstiel hofft, damit auch landesweit ein Zeichen zu setzen: "Dass so etwas in zwölf Kirchengemeinden gleichzeitig passiert, hat Signalwirkung. Damit wollen wir Schwung erzeugen."

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