Fürths SPD schafft Platz für die Jungen

14.5.2013, 09:00 Uhr
Fürths SPD schafft Platz für die Jungen

© Scherer (2), Hippel

Horst Arnold wiederholt sich. Zum dritten Mal schon betont der Fürther SPD-Chef nun in seiner kurzen Ansprache vor 118 Parteifreunden, mit wie viel basisdemokratischer Transparenz die neue Stadtratsliste entstanden ist. Wer unter den 870 Fürther SPD-Mitgliedern wollte, der konnte seine eigene Reihung vornehmen – 42,5 Prozent machten mit. „Keine Leute in Hinterzimmern“ also haben die Rangfolge der 50 Bewerber ausgekartelt, sagt Arnold. Dieselben Worte hatte zuvor bereits OB Thomas Jung verwendet.

Fürths SPD schafft Platz für die Jungen

© Scherer

Die rhetorische Holzhammermethode lässt tief blicken: Offenbar ist es Arnold, der nicht nur Kreisvorsitzender, sondern auch Landtagsabgeordneter seiner Partei ist, vor dem Hintergrund der aktuell am Politiker-Ansehen nagenden bayerischen Jobaffäre ein besonderes Anliegen, jeglichen Anschein der Mauschelei zu vermeiden.

Fürths SPD schafft Platz für die Jungen

© Hippel

Das Verfahren, mit dem die Fürther Sozialdemokraten ihre Kandidaten gekürt haben, sei auch ein probates Mittel gegen Politikverdrossenheit, glaubt er – und ist am Ende kaum noch zu halten: Von einem „kommunalpolitischen Prunkstück“ gar schwärmt er. Nicht jeder steigert sich in diese verbale Höhenlage, aber die Zufriedenheit ist den Genossinnen und Genossen allenthalben anzumerken: Diskussionen über einzelne Platzierungen oder Änderungswünsche gibt es nicht mehr, 110 Ja-Stimmen sprechen für sich.

Immer wieder wird vor allem das Vorpreschen der Jungen gepriesen, die sich zwischen altbewährten Amtierenden tummeln. Unter den ersten 25, vorschriftsmäßig in Mann-Frau-Taktung gereihten Kandidaten finden sich immerhin sieben Neue; fünf davon, so viele wie noch nie, stammen aus dem Lager der Jungsozialisten: Hauptschulreferendar Benedikt Döhla aus der Südstadt (29) auf Rang 7, Politikstudent Maurice Guglietta (21, Innenstadt) auf Rang 13, Krankenschwester Sarah Horn (28, Fürth-Nord) auf Rang 16, Geschichtsstudentin Julia Schnitzer (19, Distrikt Dambach/Heilstätte/Fürberg) auf Rang 22 und Jurist Jörg Bundle (26, Fürth-Nord) auf Rang 23. Auf Platz 25 und 31 stehen zudem mit Unternehmer Ayhan Yeþil (39) und dem Feinmesstechniker Aydin Kaval (51) zwei Fürther mit türkischen Wurzeln.

Berechtigte Hoffnungen

Kämen noch einmal so viele SPD-Abgeordnete in den Stadtrat wie 2008, als die absolute Mehrheit bei der Kommunalwahl 28 Männern und Frauen Sitz und Stimme bescherte, wären 2014 wohl alle Nachwuchskräfte dabei. Aber lässt sich das Traumergebnis wiederholen? Zweifel sind trotz einer, wie der OB unterstreicht, Bilanz „mit sehr viel Positivem und einer attraktiveren, selbstbewussteren Stadt“ erlaubt — und sie werden bisweilen auch geäußert.

Doch berechtigte Hoffnungen dürfen die Jungen allemal hegen, für die einige Urgesteine Platz machen oder machen müssen — wie Werner Bloß, gegen den Anklage wegen Unregelmäßigkeiten in seinem Job als Abwickler des Wasserversorgungverbands Knoblauchsland erhoben wurde. Andere ziehen sich schlicht aus privaten oder Altersgründen zurück: die Burgfarrnbacherin Meta Zill (66, seit 1996 im Stadtrat), Innenstadt-Bäckermeister Hans Moreth (73, seit 1966), Jurist Günter Witzsch (75, seit 1984), Susanne Jahn (51, seit 02) und Nadine Wacker (30, seit 08).

Carsten Träger (39, Stadeln) tritt nicht mehr an, weil er im Herbst aller Voraussicht nach in den Bundestag gewählt wird. Ihren Rückzug gab am Freitagabend kurzfristig auch noch die amtierende Rätin Angela Amesöder-Schwab bekannt; sie verlagere ihren Lebensmittelpunkt nach Oberasbach, das lasse sich schwer mit dem Fürther Mandat vereinbaren.

Dass sie nur in den hinteren 20er-Gefilden der Liste platziert worden war, dürfte ihr die Entscheidung erleichtert haben. Und auch Heike Giering (Vach), Andreas Göppl (Hardhöhe) sowie der Burgfarrnbacher Stefan Ultsch, alle drei ebenfalls im derzeitigen Stadtparlament vertreten, können nicht begeistert sein: Sie müssen mit den Plätzen 26, 29 und 33 vorliebnehmen.

Er habe Verständnis für manche Enttäuschung, bekennt der amtierende Chef der Stadtratsfraktion, Sepp Körbl, im Gespräch mit den FN; doch auch bei ihm überstrahlt die Freude, nach Jahren der Flaute wieder fähiges junges Personal in größerer Zahl rekrutiert zu haben, kleine Blessuren. „Dankbar und glücklich“ sei er, sagt Körbl. Und er fühle sich ein bisschen an damals erinnert, als sich die Jusos Thomas Jung, Horst Arnold und er selbst auf den Weg machten. Wo sie ankamen, ist bekannt.

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