Fürths triste Hinterhöfe blühen auf

26.6.2017, 12:24 Uhr
Fürths triste Hinterhöfe blühen auf

"Das ist ja paradiesisch", ruft eine der Besucherinnen begeistert aus, als sie den Hinterhof von Ulrike und Peter Plonka in der Karolinenstraße betritt. Ein schattenspendender Ahornbaum, jede Menge Hortensien und Blüten sowie allerlei Farbenpracht begrüßen die Gäste. "So nah am Hauptbahnhof erwartet das kaum einer", weiß Peter Plonka.

Fürths triste Hinterhöfe blühen auf

© Fotos: Leberzammer

Doch das war beileibe nicht immer so. Als das Ehepaar das Anwesen 1983 erwarb, herrschte im Hof grau in grau vor. Die Vorbesitzer hatten die Fläche, die den Zugang zu zwei Kleingewerbebetrieben ermöglicht hatte, penibel und unter großzügigem Einsatz der chemischen Keule frei von allem Pflanzlichen gehalten. "Grün hatte da keine Chance", erinnert sich Ulrike Plonka. Ein Schwarzweiß-Foto hängt wie zum Beweis in der Toreinfahrt — und die Besucher wollen kaum glauben, dass es sich um ein und dasselbe Grundstück handelt.

Mittlerweile sind nicht nur überall, wo es nur möglich ist, Beete angelegt und Töpfe aufgestellt worden, auch die Fassade des Hinterhauses ist dank wildem Wein und Efeu vor allem eines: grün. "Im Sommer ist das unser zweites Wohnzimmer", sagt der 63-jährige Plonka. Neben ihren Hauskatzen fühlen sich dort außerdem einige Fledermäuse so wohl, dass sie nicht einmal die eigens für sie aufgestellten Wohnkästen in Anspruch nehmen. "Die bleiben lieber im Efeu", erzählt Ehefrau Ulrike.

Auch in einem der anderen Gärten, dessen Besitzer sich am Sonntag an der Aktion "Offene Gartentür" beteiligten, können die Besucher den Vorher-Nachher-Effekt ganz unmittelbar erleben. Bei Angelika Nögel und ihrem Mann Lutz Lambert in der Karlstraße muss dafür nicht einmal ein Foto betrachtet werden. Ein Blick über die Mauer hinüber ins triste Nachbargrundstück genügt: Betonierte Flächen, Holzpaletten, alte Fahrräder und Spielzeug gibt es da zu sehen, dazwischen quasi als einziges Grün etwas Unkraut.

Viel Arbeit

"Genauso hat es bei uns auch ausgesehen", sagt Nögel. Die 57-Jährige hatte das Anwesen 2009 für ihren Fliesenlegerbetrieb erworben, das Erdgeschoss bewohnt das Paar selbst. Weil sich auf dem Areal zuvor eine Druckerei befand, mussten erst einmal mehrere Lkw-Ladungen des 40 Zentimeter dicken Alt-Fundaments abgetragen und fortgeschafft werden. Anschließend wurde es mit Humus verfüllt — so lange, bis Lutz Lambert der Meinung war: "Jetzt können wir anfangen."

Der 58-Jährige ist von Beruf Koch. Deshalb lag es natürlich nahe, dass auf dem Hinterhofgrundstück in erster Linie Obst, Gemüse und Kräuter angebaut werden. "Es reicht in etwa für ein Jahr", erzählt er. Das Eingemachte und Eingefrorene aus dem Vorjahr ging erst vor kurzem zur Neige, jetzt steht die neue Ernte an.

Von der profitieren nicht nur Lambert und seine Frau. "Angelika hat eine große Familie", sagt er, "die versorgen wir mit Tomatensoßen und Pesto." Die Früchte ihres Gartens müssen schließlich verarbeitet werden. Doch im Sommer verzichtet das Paar gerne auf einen Urlaub. Wozu auch wegfahren, wenn der eigene Garten so schön ist?

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