Fürths Willy-Brandt-Anlage bleibt Streitfall

6.5.2015, 21:00 Uhr
Fürths Willy-Brandt-Anlage bleibt Streitfall

© Foto: Händel

Die Stadtspitze ist – mit Billigung der großen Mehrheit des Stadtrats – von ihrer ursprünglichen Absicht abgerückt, die ramponierte Grünfläche auf der Trasse der historischen Ludwigsbahn schon diesen Herbst zu schonen. Grund: Für die als Ausweichfläche geplante Brache an der Gebhardtstraße interessiere sich sehr kurzfristig ein regionales Unternehmen, das hier seine neue Zentrale bauen möchte.

Die Fläche stehe deshalb höchstens ein Jahr zur Verfügung, heißt es aus dem Wirtschaftsreferat; die nötigen Ausgaben für die Schaffung der Infrastruktur seien angesichts dieses kurzen Zeitraums nicht zu vertreten. Um Alternativen wie etwa Festplätze von Vorort-Kirchweihen will man sich bemühen – aber realisierbar sei das erst im nächsten Jahr.

Bereits die Grünen im Stadtrat hatten dafür kein Verständnis gezeigt und dem Rathaus einen Mangel an Willen attestiert – nun hat der Bund Naturschutz (BN) in einem Schreiben an den Oberbürgermeister nachgelegt. „Der Grünzug, der den ehemaligen Trassenverlauf der ersten deutschen Eisenbahn markiert, könnte zusammen mit der überwiegend gründerzeitlichen Architektur ein einmaliges Ensemble bilden“, heißt es darin.

„Tatsächlich ist er in den letzten Jahren immer weiter heruntergekommen.“ Zunehmende Trampelpfade und Kahlstellen, zugeparkte Wurzelbereiche und eine wachsende Gefährdung des Baumbestands seien Ausdruck „einer Abwärtsspirale in diesem Bereich“.

Auch bei der Stadt ist man sich des kläglichen Erscheinungsbilds und der Missstände durchaus bewusst, das städtische Grünflächenamt hatte in deutlichen Worten auf die Misere hingewiesen. Umso enttäuschter ist man beim BN, dass die Kirchweihnutzung, deren Bodenverdichtung nach Expertenansicht erheblich zu Schäden an den Baumwurzeln beiträgt, entgegen der Empfehlung der kommunalen Fachbehörde ein weiteres Jahr ermöglicht wird.

Kontrast zum Namensgeber

„Dies lässt Zweifel an der Verlässlichkeit städtischer Aussagen aufkommen“, so Fürths BN-Chef Reinhard Scheuerlein. Der Zustand der Willy-Brandt-Anlage stehe auch in einem erstaunlichen Kontrast zur Bedeutung des SPD-Kanzlers, nach dem sie benannt wurde. „Warum wird so etwas gerade in einer mehrheitlich sozialdemokratisch regierten Stadt toleriert?“, fragt Scheuerlein.

Der BN verlangt nun von der Kommune, für die Sanierung und Aufwertung der Anlage im Jahr 2016 konkrete Haushaltsmittel einzusetzen und „sofort intensiv mit der Planung von Ersatzlösungen für die Schaustellerwagen zu beginnen“.

Nicht bis 2016 warten will unterdessen die „Anwohnerinitiative Rudolf-Breitscheid-Straße“, die sich den Schutz des Grüns in ihrem Umfeld auf die Fahnen geschrieben hat. Ihr Sprecher Ernst-Ludwig Vogel fordert ein weiteres Mal, die Schausteller als „Zwischenlösung“ bereits in diesem Jahr auf den Parkbuchten entlang der Gebhardtstraße unterzubringen.

Weil die breiten Gefährte allerdings in die Straße hineinragen würden, müsste eine Fahrspur zum Teil gesperrt werden – was nach Ansicht der Stadt während der stark frequentierten Kirchweih ebenso problematisch ist wie der Wegfall der Parkplätze.

Ein Argument, das die Initiative nicht akzeptieren möchte. Auch während diverser Baumaßnahmen der jüngsten Zeit sei die Gebhardtstraße doch längere Zeit nur einspurig befahrbar gewesen. Das, findet Vogel, sollte doch während der Kirchweihzeit auch möglich sein.

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