Fußball: Eine Unsitte, die das Kindeswohl gefährdet

20.8.2017, 14:00 Uhr
Fußball: Eine Unsitte, die das Kindeswohl gefährdet

© Repro: Klaus Übler

Als im Jahre 1861 ein Turnverein gegründet wurde, war Fußball noch kein Thema. Lange Zeit blieb es bei leichtathletischen Disziplinen. Erst nach der Jahrhundertwende trafen sich junge Leute auf den umliegenden Wiesen, um Fußball zu spielen. Bis zur Gründung eines Vereins dauerte es aber noch. Der 1. Fußballklub Zirndorf entstand im Jahre 1906.

Einen eigenen Sportplatz gab es lange Zeit nicht. Der Antrag um Überlassung eines Platzes auf der Oberasbacher Höhe war vom Gemeinderat abgelehnt worden. Als die Fußballer trotzdem auf den dortigen Wiesen spielten, schritt die Polizei ein. Die Gemeinde wollte die Flächen kultivieren und für Anpflanzungen verpachten. Das sollte höhere Einnahmen erzielen, als der Verein hätte bezahlen können.

Der Fußballklub musste auf andere private Plätze ausweichen. Trotz dieser Einschränkungen gewann die Mannschaft im Jahre 1910 in der C-Klasse die Bayerische Meisterschaft. Inzwischen war ein weiterer Fußballverein gegründet worden: die Spielvereinigung Zirndorf. Auch der Arbeiter-Turn- und Sportverein "Jahn" hatte eine Fußballabteilung. Die Fränkische Tagespost berichtete: "Der Fußballsport hat einen Umfang angenommen, wie man es nicht für möglich hielt."

Die Obrigkeit stand dieser Sportart jedoch weiterhin sehr reserviert gegenüber. Vor allem um das Wohl der Kinder und Jugendlichen sowie um die Sicherheit in der Stadt gab man sich besorgt. Amtlich wurde bekanntgegeben: "Das Fußballspielen auf den öffentlichen Straßen und Plätzen sowohl durch die erwachsene als auch durch die schulpflichtige Jugend hat einen derartigen Umfang angenommen, daß der Verkehr und die öffentliche Sicherheit dadurch gefährdet wird." An die Erziehungsberechtigten erging die Aufforderung, dieser "Unsitte" ein Ende zu bereiten.

Im Jahre 1912 folgte das Verbot des Fußballspiels im Turnunterricht. Das königliche Staatsministerium des Innern riet den Eltern und den Sportvereinen, Kinder unter 17 Jahren von dieser Sportart wegen der Verletzungsgefahr fernzuhalten.

Weil die Euphorie unter den Sportlern anhielt, gründete auch der Turnverein 1861 eine Fußballabteilung. Die Mannschaft war schon nach einigen Jahren so erfolgreich, dass sie 1917 den 1. FC Zirndorf in einem Wohltätigkeitsspiel mit 3:1 besiegte.

Im Ersten Weltkrieg mussten auch viele Fußballer Militärdienst leisten. Als ein Platz über längere Zeit brach lag, diskutierte der Magistrat den Vorschlag, die Fläche als Kartoffelacker für die Bevölkerung freizugeben. Der Vorstand des Fußballklubs wies allerdings darauf hin, dass der sandige, unfruchtbare Boden nicht viel hergeben würde.

Kurz vor Kriegsende gab es im August 1918 einen Wettkampf zwischen einer "Kriegsmannschaft", die aus Spielern der Zirndorfer Vereine zusammengewürfelt war, und der Spielvereinigung Fürth. Die Zirndorfer gewannen 5:3, vielleicht auch deshalb, weil die Fürther nur mit zehn Mann angetreten waren.

Im Jahre 1919 gab es viel Bewegung bei den Zirndorfer Vereinen. Ein "Fußball-Club Viktoria" trat in Erscheinung. Der 1. FC Zirndorf, die Spielvereinigung Zirndorf und der TSV 1861 Zirndorf berieten über eine "Verschmelzung". Die Sache hatte jedoch keinen längeren Bestand.

Mitte der 20er Jahre spielten der Fußballklub und die Spielvereinigung Zirndorf in der A-Klasse. Jetzt trafen sie auch in der Runde direkt aufeinander. Das Ortsderby gewann der 1. FC mit 4:1 Toren. In den dreißiger Jahren schloss sich die Spielvereinigung endlich dem TV 1861 an. Der nannte sich nun Turn- und Sportverein (TSV).

Die Sportler des TSV "Jahn" hatten den Fußballklub Zürich zu Gast. Die ausländische Mannschaft war in der Bibertstadt eine Attraktion. Der Wettkampf endete unentschieden 3:3. Eine Revanche in der Schweiz wurde vereinbart. Auch die anderen Vereine gingen gerne auf Reisen ins Ausland und nahmen an Turnieren teil.

Als die Spielvereinigung Fürth zum dritten Mal Deutscher Fußballmeister geworden war, kam die Mannschaft auf Einladung des 1. FC Zirndorf in die Bibertstadt. Das Spiel fand in der Woche vor der Zirndorfer Kirchweih statt. Es endete 12:1 für Fürth. Anschließend traf man sich in gemütlicher Runde in der Gaststätte "Zum Goldenen Löwen".

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer Fusion der Sportvereine. Die Nürnberger Nachrichten meldeten im April 1946 einen "Großsportverein in Zirndorf". Der Arbeiter-Turn- und Sportverein "Jahn", der 1. Fußballklub Zirndorf, der TSV 1861 Zirndorf und der Arbeiterradfahrverein "Solidarität" vereinigten sich mehr oder minder freiwillig. Der Zusammenschluss hielt zwei Jahre. Nach erheblichen Auseinandersetzungen wurde der TSV 1861 wieder selbstständig. Die anderen Vereine blieben im ASV Zirndorf.

Seit der Eingemeindung im Jahre 1978 hat Zirndorf wieder vier Fußballvereine: ASV Zirndorf, TSV 1861 Zirndorf, SV Weiherhof und den ASV Weinzierlein-Wintersdorf.

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