Games-Tag: Übers Zocken lässt sich streiten

30.7.2016, 21:00 Uhr
Games-Tag: Übers Zocken lässt sich streiten

© Foto: Hans-Joachim Winckler

„Mach doch endlich mal die Kiste aus und geh mit deinen Freunden raus!“ Jugendliche kennen Predigten wie diese, wenn sie mal wieder am PC sitzen und ihrer Leidenschaft, dem Gaming, nachgehen. Ein Hobby, über das Eltern sagen, es sei Zeitverschwendung und nichts als hektische Reizüberflutung

Connect-Medienpädagoge Klaus Lutz sieht das anders. Auch er hat einen Sohn, der das Spielen am PC als Hobby betreibt. „Solange man alles in Maßen genießt, freue ich mich über sein Interesse an technischen Spielereien“, sagt Lutz. Und das zurecht, wenn man sieht, wie professionell Philipp Lutz die Beleuchtung und Soundanlage des „Games-Tages“ gemeinsam mit Kumpel Lars Preiss handhabt. „Schon seit der sechsten Klasse erklären mir die Größeren, wie die Technik hier funktioniert. Mittlerweile kann ich das selbst“, so Philipp.

Auch René Igel, Vater von zwei Schliemann-Schülern und leidenschaftlicher Zocker, sagt: „Klar muss man eine gesunde Kontrolle walten lassen, das Gaming hat zwei Seiten. Auf der einen lauert die Gefahr der Spielsucht, auf der anderen ist es ein Teil der Jugendkultur geworden.“ Und so sitzen im „Schliemann“ Jung und Alt vor der Bühne der Aula, wo an diesem Abend ein vielseitiges Programm geboten ist. Mit Beamer und zwei großen Flachbildfernsehern können die Zuschauer alles mitverfolgen. Vor dem offiziellen Beginn verliert auch Schulleiter Carsten Böckl noch ein paar Worte. Nicht ohne Ironie und mit dem Hinweis, die Spielzeit nicht überzustrapazieren, erzählt er von seinen eigenen Gaming-Erfahrungen. „Auch ich bin ,Quizduell‘-süchtig“, bekennt Böckl augenzwinkernd.

Klar, dass so etwas die Schüler freut; und dass sie hier nun auch mal den Spieß umdrehen und die Lehrer über ihr Fachgebiet belehren dürfen, kommt ebenfalls sehr gut an. Auch die Moderatorin stammt aus den Reihen des HSG. „Dass ich hier mitmachen darf, macht mich stolz“, sagt Lena Plogsties (15). Sie sagt unter anderem den Auftritt von René Eisenblätter an, mehrfacher Gewinner des Cosplay-Wettbewerbs der Frankenmaxx, einem vierteljährlichen Treff für Anime-Begeisterte in Nürnberg. „Cosplay ist ein aufstrebender japanischer Verkleidungstrend“, erklärt Eisenblätter vor der Show.

Die Kultspiele „Snake“ und „Pong“ werden auf den Beamer projiziert und gemeinsam gespielt. „Pong ist das erste Computerspiel überhaupt, hat damit also eine neue Ära eingeleitet“, erklärt Klaus Lutz den Zuhörern. Und dass es nach wie vor Spaß macht, hört man schon, wenn ein schwieriges Rückspiel des verpixelten „Balls“ gelingt und ein Raunen durch die Aula geht. Zudem sind die zahlreichen, von den Schülern betreuten Stationen mit Konsolen, Computern, aber auch der hochmodernen Oculus-Rift-Brille, die ein lebensechtes 3 D- Erlebnis schafft, ständig besetzt.

Finale mit „League of Legends“

Zum Finale des Games-Tages bilden sich schließlich zwei Teams à fünf Personen, die auf der Bühne gegeneinander „League of Legends“ spielen, das derzeit weltweit gefragteste Game. „Für dieses Finale haben wir uns die großen LCS-Veranstaltungen als Vorbild genommen“, erzählt Philipp Lutz. Denn auch, wenn der Laie es nicht glauben mag, werden die Meisterschaften, im Zockerjargon „LCS“ genannt, mittlerweile in Stadien ausgetragen — die WM im vergangenen Jahr sogar mit 40 000 Zuschauern im World-Cup-Stadium in Seoul.

Dass „League of Legends“, unter Gamern „Lol“ abgekürzt, dem Fußball als Massenphänomen bald Konkurrenz macht, ist für Vater Klaus Lutz und Sohn Phillipp klar. „Davon kann man mittlerweile ausgehen“, sagen die beiden voller Überzeugung.

1 Kommentar