Gaspreis hinkt dem Öl hinterher

24.1.2015, 16:00 Uhr
Gaspreis hinkt dem Öl hinterher

© Foto: Armin Weigel/dpa

Anders als an der Tankstelle macht sich der vom verschärften Wettbewerb auf dem Weltmarkt ausgelöste Energiepreisrutsch bei der häuslichen Gasheizung bislang nur in abgeschwächter Form bemerkbar. Gerade mal um 2,5 bis drei Prozent je nach Tarif hat die infra Fürth den Gaspreis zum Jahresanfang reduziert. Die Stadtwerke Zirndorf dagegen immerhin um rund sechs Prozent und die Stadtwerke Stein bereits im vergangenen Oktober je nach Tarif sogar um sieben bis zwölf Prozent. Doch der direkte Vergleich ist schwierig, weil dazu weitere Rahmenbedingungen in Betracht gezogen werden müssen.

Während der Gaspreis zuvor in Stein seit Dezember 2011 nicht reduziert worden war, haben Fürth 2013 und Zirndorf 2014 schon einmal den Rotstift angesetzt. Bei der Nürnberger N-Ergie gibt es bereits im vierten Winter in Folge keine Veränderung. Eine Prognose, wie sich der Preis entwickelt, kann Unternehmenssprecherin Annemarie Endner nicht abgeben.

Zudem vernebeln die Vielfalt der Preismodelle, Bonusregelungen und Laufzeiten den Durchblick. Im Internet kann man den aktuell jeweils günstigsten Anbieter mit Vergleichsportalen leicht ermitteln. Ob er aber auch langfristig die erste Wahl ist, steht auf einem anderen Blatt. Um Billigangebote konsequent auszunutzen, muss man sich jährlich neu orientieren und gegen verweigerte Bonuszahlungen notfalls auch vor Gericht ziehen. Vorsicht ist vor allem bei Abschlagszahlungen in Vorkasse geboten.

Regionale Unterschiede

Während die Bedingungen für den Energie-Einkauf an der Börse einheitlich sind, gibt es bei den Netzentgelten und Konzessionsabgaben regionale Unterschiede. Schon daraus können sich Preis-Differenzen ergeben. Schließlich machen Steuern und Abgaben 30 Prozent des Gaspreises aus.

Noch gravierender wirkt sich die Beschaffungsstrategie aus: Je kurzfristiger eingekauft wird, desto besser können Preistäler ausgenutzt werden. Gleichzeitig steigt jedoch das Risiko, anschließend einer Preiswelle aufzusitzen.

Bei den Stadtwerken Zirndorf geht man deshalb auf Nummer Sicher. „Wir ordern in der Regel zwei Jahre im voraus, um gegen Preisanstiege gewappnet zu sein“, erläutert Marketingchef Andreas Neusinger. Er räumt ein, dass es günstigere Anbieter gibt, baut jedoch auf langfristig solidere Kalkulation. Wie auch Rudolf Hoffmann, Technischer Leiter der infra. Mit rund 100 Konkurrenten habe man es im Fürther Gasgeschäft zu tun. Beim Strom sogar mit 200.

Bis der Bundesgerichtshof dies 2010 für unzulässig erklärte, war der Gaspreis rund 50 Jahre lang an den Erdölpreis gebunden. Das bereitete Ärger, als der Ölpreis stieg und den Gaspreis mitzog, obwohl die Produktionskosten von Gas moderat blieben. Die Richter räumten deshalb ein Sonderkündigungsrecht bei Preiserhöhungen ein.

Zwei Seiten

„Erst wurde für den Wegfall der Preisbindung gekämpft, jetzt sorgt genau das für Zündstoff“, erläutert Hoffmann die zwei Seiten der Medaille. Und Martin Grimmeisen, bei der infra zuständig für die Energiebeschaffung gibt zu bedenken, dass der Gaspreis über viele Jahre hinweg deutlich unter dem Ölpreis rangierte. Aber der Preis ist nicht alles. Hoffmann: „Das Geld unserer Gaskunden bleibt vor Ort. Die Stadt finanziert damit gemeinnützige Angebote wie Busse und Bäder. Vom Geschäft der Großkonzerne profitieren dagegen im Wesentlichen nur einige Geldanleger.“ Gas ist laut Grimmeisen der Hauptbrennstoff in Fürth. Entscheidender als der Zuwachs an Neubauten sei für den Gas-Absatz das Klima und die Wärmedämmung zum Erhöhen der Heizeffizienz. Hier wird das Geschäft ausgebremst.

2014 war recht warm und deshalb kein Kassenschlager. Selbst die Eigenproduktion von Biogas kann das bei der infra nicht mehr abfedern, wie Hoffmann erläutert. Weil der Biogaspreis vom Mais-Preis bestimmt ist, der Maisanbau wiederum wirtschaftlich vom Gas- und Ölpreis geprägt wird, gerät Biogas unter Druck. Da der Gesetzgeber bei der Genehmigung von Großanlagen wie dem Biogaszentrum der infra bei Cadolzburg die Bremse zieht, kann die Bio-Konkurrenz dem Erdgas nicht Paroli bieten. Gleichwohl sieht Rudolf Hoffmann nicht schwarz. Langfristig würden sich die Preisbewegungen auf ein vernünftiges Maß einpendeln.

Keine Kommentare