"Gastspiel" der Kunst in Fürths Ateliers

20.10.2012, 19:15 Uhr
Mirel & Cisek arbeiten mit ausgestopften Tieren.

© Mark Johnston Mirel & Cisek arbeiten mit ausgestopften Tieren.

Wo die Fürther Straße in die Nürnberger Straße übergeht, kurz vor der Kreuzung am Eingang von Fürth, stehen rechterhand zwei weiße Häuser (Nürnberger Straße 159/161). Die Wohnungen stehen allesamt leer, deshalb hat Reiner Bergmann 40 Künstler von außerhalb eingeladen, um die Stuben zu bespielen. Hier macht sich bereits das Grauen abgelebten Lebens breit.

Die Stuben atmen den Rauch des Vergangenen, vergilbte Tapeten blättern von den Wänden, kalter Zigarettenrauch hängt noch in der Luft. Nur wenige Künstler wie Anke Hellmich oder Thomas Lunz setzen der Tristesse farbenfrohe Figuren entgegen, die meisten Aussteller passen sich der Morbidität an und setzen noch eins drauf in Gestalt von Gliederpuppen, alten Hochzeitsfotos und Illustrierten oder gar einer Diashow mit abgewrackten Kneipen.

In der Hornschuchpromenade 17 kann sich der Besucher auf einiges gefasst machen: das Performance-Duo Mirel & Cisek zelebriert stündlich seine „Rogue Taxidermy“. Zu Deutsch: die Kunst der rabiaten Ausstopfung.

Wildschwein im Brautkleid

In der gepflegten Altbauwohnung haben Tiere das Kommando übernommen. Menschliche Figuren mit Tierköpfen gehen menschlichen Beschäftigungen nach: ein Hirsch legt zerbrochene Schellackplatten auf, ein Wildschwein im Brautkleid suhlt sich im Kinderbett, ein Rehkitz im Kinderstühlchen verspeist Babys und ein armamputierter Ziegenbock versucht sich am Klavier. Wem das nicht gruselig genug ist, kann sich dem sinistren Künstlerpaar Aug’ in Auge gegenüberstellen und einen Wettkampf im Niederstarren beginnen. Er — ganz Dracula — und sie — Vampirella — machen nicht viele Worte.

Generell gilt für alle Ateliers freier Eintritt, ebenso in der Kunstgalerie Fürth, wo der Besucher „Kleid. Bild. Skulptur“ von Olga Moorende bestaunen kann (Königsplatz 1). Dito in der neuen Galerie Bühlers (Königswarter Straße 22), wo Inge Gutbrod ihre Objekte aus Wachs präsentiert.

„Fast alle Ateliers liegen ebenerdig, man braucht also keine Angst vor steilen Treppen zu haben“, beruhigt Mitorganisatorin Anja Molendijk eventuelle Bedenken gehbehinderter Besucher. Familien mit Kindern haben ebenso Zutritt wie intellektuelle Einzelgänger. Die meisten Ateliers — egal ob Werkstatt, Fabrikhalle, Remise oder Villa — befinden sich im Fürther Stadtzentrum nördlich des Bahnhofs, lediglich in der Südstadt und beim Südklinikum finden sich versprengte Aussteller.

Und wem es in vier Wänden vielleicht zu eng sein mag, kann sich in Kunihiko und Atsuko Katos Freiluft-Atelier in der Vacher Straße 30 bei hoffentlich besserem Wetter an den Skulpturen erfreuen und Marmorsplitter als Andenken mitnehmen.

Der Lageplan liegt im Babylon-Kino, in der Tourist-Information und an weiteren Stellen in Fürth aus. Herunterladen kann man ihn unter www.KulturringC.de

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